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Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Titel: Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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ausstehen und klettern gerade zu zweit nachts dort hoch.«
    »Warum nicht, vielleicht wusste der andere ja noch gar nichts davon?«
    »Unser Romantiker. Das klingt alles ganz schön abgedreht. Für mich bleibt das ein Unfall. Die waren besoffen und haben Blödsinn gemacht.«
    Markus beugte sich vor. »Ich erzähl euch jetzt mal etwas, was nicht in der Zeitung steht. Hab ich von einem ZFP-Kollegen, aus der Psychiatrie. Der andere ist seither bei uns in Behandlung. Und der redet die ganze Zeit vom Teufel, den er auf dem Felsen gesehen hat.«
    Jetzt ging es erst richtig los.
    »Was meint er mit ›Teufel‹?«
    »Na, der Teufel eben. Er sei furchterregend gewesen und auf sie losgegangen. Und er habe es mit der Angst bekommen und sei gleich weggelaufen.«
    »Wie hat er denn ausgesehen? Was hat er angehabt?«
    »Hörner wahrscheinlich! Und einen Kuhfuß!«
    »Ich weiß nicht mehr als das, und das auch nur über zwei, drei Ecken. Was man halt so hört. Aber den hat’s ganz schön erwischt. Nicht mal die Polizei darf ihn sehen.«
    Dieter versuchte, die anderen zu beruhigen. »Aber das sind doch alles wilde Spekulationen.«
    »Und was ist mit diesem Kruzifix?«
    »Wenn es überhaupt dazu gehört!«
    »Natürlich gehört es dazu. Ich weiß gar nicht, was ihr wollt. Für mich ist die Sache völlig klar. Der ist mit dem Kreuz in der Hand runtergesprungen. Wahrscheinlich hat er noch gesungen ›Näher mein Gott zu dir!‹«
    »Klingt nach Selbstmordattentäter ohne Attentat.«
    »Verbietet nicht die Kirche den Selbstmord? Der war doch bestimmt katholisch, wenn er aus Emmendingen kommt.«
    »Und recht haben sie. Da hat ihn der Teufel gleich mitgenommen!«
    Unter normalen Umständen hätte Kaltenbach an einer Diskussion wie dieser gerne mitgemacht. Heute war ihm nicht danach. Im Gegenteil. Die Spekulationen und Witzeleien waren ihm unangenehm. »Jetzt mal langsam. Ich finde das furchtbar, was da passiert ist, und ihr macht blöde Witze!«
    »Was heißt da ›ihr‹? Ist doch wieder typischer Alt-68er. Nichts ist denen heilig. Außer der Maobibel.«
    Walter knurrte: »Wenn du nicht brav bist, kriegst du am Samstag kein Guinness!«
    Wie auf ein Signal lachten alle los und prosteten sich zu. Kaltenbach war erleichtert. Evangelos bekam Arbeit und mit einem erneuten raschen Themenwechsel machte man sich an die gemeinsamen Planungen zu Walters 60.
    Kurz vor eins fuhr Markus Kaltenbach nach Hause. Beide waren recht schweigsam. Kaltenbach dachte an die Frau mit der Inka-Mütze. Während des Abends hatte er überlegt, ob er den anderen von seinem gestrigen Abenteuer erzählen sollte. Irgendetwas hatte ihn abgehalten. Als er später im Bett lag, konnte er lange nicht einschlafen. Das Gefühl tief im Innern meldete sich immer stärker. Das Gefühl, dass das alles – der Tote, das Unglück und die Frau – etwas mit ihm zu tun hatte.

Sonntag, 25. Februar
     
    Es schien, als könne sich die Natur Ende Februar nicht entscheiden. Das feuchte Etwas, das von einem trüben Himmel herunterkam und zwischen nadelfeinen Schneekristallen und einem fädrigen Geniesel schwankte, verdiente den hoffnungsvollen Namen ›Frühlingsregen‹ noch lange nicht.
    Kaltenbach beglückwünschte sich, dass er seinen grau-rot karierten Taschenknirps mitgenommen hatte. Es war wieder deutlich kälter geworden, und er hoffte, sich nach der Rollerfahrt durch den Wald von Maleck herunter in der Friedhofshalle ein wenig aufwärmen zu können. Als er die letzte Kurve zum Haupteingang des Emmendinger Bergfriedhofs hochfuhr, sah er, dass er sich getäuscht hatte. Auf dem völlig überfüllten Parkplatz war nicht einmal eine schmale Lücke für seine Vespa zu finden. Außerdem hatte die Beerdigung bereits angefangen.
    Er war überrascht, dass so viele Menschen zu Peter Bührers Beerdigung gekommen waren. Der Eingang zur Leichenhalle war von Besuchern völlig blockiert. Vor der schmalen Glastür standen etwa 30, 40 Leute dicht gedrängt unter ihren Schirmen wie Schafe, die sich vor der Tristesse des grauen Tages duckten. Orgelmusik und vielstimmiger Gesang tönte gedämpft aus dem Innern.
    Kaltenbach parkte seinen Roller unerlaubterweise vor der Treppe, die zum Stadtpark hinunterführte, streifte seine Wollmütze über und spannte den Schirm auf. So wie es aussah, würde er auf die Feier in der Halle verzichten müssen. Er entschloss sich daher am Grab zu warten. So gut es sein schmerzendes Knie erlaubte, stapfte er an den Wartenden vorbei den breiten Weg bergauf.
    Die Musik

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