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Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Titel: Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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hatte kaum die erste Gabel umwickelt und in den Mund geschoben, als das Telefon läutete. Normalerweise ließ er sich beim Essen nicht stören, doch dieses Mal sprang er auf und eilte zu dem Apparat. Es war tatsächlich Luise. Mit knappen Worten berichtete sie von ihrem Besuch bei Robert.
    Natürlich sei noch jemand dort oben gewesen, auch wenn ihm alle etwas anderes einreden wollten. Vor allem die Maske habe ihm den plötzlichen Schrecken eingejagt, es sei aber keine Fasnetlarve, sondern etwas ganz anderes gewesen, es sah eher aus wie ein Tier, vielleicht ein Vogel. Mit dem Kruzifix hätten beide nichts zu tun gehabt. Sie seien nur hochgefahren, um am Fasnetsdienstag die Kandelhexen zu grüßen. Letztlich sei das Ganze eine Art Mutprobe gewesen.
    »Hat er sonst irgendetwas gesehen oder gehört?«
    »Er sprach von einem Auto, das oben auf dem großen Kandel­parkplatz stand.«
    Kaltenbach war überrascht. Davon war bisher noch keine Rede gewesen. »Ein Auto? Und das stand bereits da, als sie hochkamen?«
    »Das wusste er noch genau. Es sei auffällig gewesen, so ganz allein inmitten der großen Neuschneedecke.«
    »Hat er die Marke erkannt? Die Nummer? Die Farbe?«
    »Ein Geländewagen mit irgendeinem Aufkleber an der Seite. Er hat nicht darauf geachtet.«
    Mehr wusste Luise nicht zu berichten. Als er in die Küche zurückging, wusste er nicht, was er davon halten sollte. Immerhin hatten sie die Bestätigung dessen, was beide vermutet hatten. Es gab noch eine weitere Person in jener Nacht. Doch warum ging die Polizei nicht darauf ein? Er setzte sich und aß nachdenklich seine kalten Spaghetti.

Dienstag, 6. März
     
    Mit einem eleganten Schwung fuhr Kaltenbach seine Vespa auf den kleinen Parkplatz am Freiburger Rotteckring gegenüber dem Stadttheater, der ausschließlich Rad- und Motorradfahrern vorbehalten war. Er parkte am liebsten hier, von wo er die Innenstadt mit wenigen Schritten erreichen konnte. Obwohl die Fahrt auf der Schnellstrecke gerade 20 Minuten gedauert hatte, war er ziemlich durchgefroren. Er schaute in den Außenspiegel und zog sich selbst eine Grimasse. Dann fuhr er mit beiden Händen durch seine Haare, die durch den Helm ziemlich platt geworden waren und lief los. Die Jacke behielt er an.
    Die Menschen um ihn herum auf den Straßen waren bereits mutiger. Vor allem die Studenten zeigten sich in luftigen Hemden und Pullis, einige wagten sich bereits in T-Shirts hinaus in die Märzsonne. Die Obdachlosen hatten mit ihren Hunden ihren Stammplatz vor dem Rotteck-Denkmal bezogen, ließen eine Flasche kreisen und erleichterten die Passanten um ein paar Euros. Eine Straßenbahn, die vom Hauptbahnhof herkam, passierte Kaltenbach, während er die Bertold­straße überquerte. Von dort ging er an der langen Reihe der Verkaufsstände vorbei, die von den Stadtoberen vom Kartoffelmarkt vertrieben worden waren und seither an der Peripherie der Altstadt trotzig ihr Sortiment ausbreiteten. Hier konnte der interessierte Fernwehpassant alles kaufen, was er und die Verkäufer für exotisch hielten – Gebetstücher aus Thailand, geschnitzte Masken aus Gambia, Messing-Götter in allen Formen und Größen aus Indien, bunte gehäkelte Täschchen aus Bolivien, Räucherstäbchen, Sandelholzessenzen, Ringe, Anhänger und Kettchen.
    Wenige Schritte später stand er vor dem Eingang zum Colombipark. Kaltenbach mochte diese Ecke seit seiner Freiburger Zeit. Der viel befahrene Rotteckring trennte die Altstadt von diesem ehemaligen Festungshügel. Die gepflegten Parkanlagen wurden von dem Colombischlösschen, einem architektonischen Schmuckstück, gekrönt. Es war im 19. Jahrhundert von einer spanischen Edlen am damaligen Stadtrand erbaut worden und hatte seither eine wechselvolle Geschichte erfahren.
    Er folgte dem Parkweg hinauf, vorbei an einer genau ausgerichteten Mischung von violetten Primeln und gelben Stiefmütterchen. Eine Skulptur, eine spärlich bekleidete, griechische Schöne, betrachtete sinnend einen imaginären Punkt auf dem Rasen. Aus der Nähe wirkte das ehemalige adelige Lustschlösschen recht zierlich. Kaltenbach gefielen die neugotischen Spitzbögen und die verspielten Säulen, die der damaligen Mode entsprechend ohne echte Funktion ganz der Ästhetik dienten. Ebenso das sandsteinfarbene Äußere, über dessen Front ein mehrere Quadratmeter großes Banner geworfen war. Es warb für eine Sonderausstellung zu den aktuellen archäologischen Funden am Oberrhein, die allerdings noch nicht begonnen hatte.
    Ruhiges

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