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Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Titel: Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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gut entziffern: DIANAE ABNOBAE.
    Er notierte die Inschrift auf einen Zettel und steckte ihn ein. Vielleicht konnte Dieter ihm helfen, er hatte in der Schule Latein.
    Über die große Innentreppe gelangte er direkt wieder hinunter in den Eingangsbereich. Von Weitem hörte er ein eifriges Rufen und Geschnattere. Vor der Kassentheke scharten sich etwa 25 Zehnjährige um eine kleine, stämmige Brünette mittleren Alters, offensichtlich eine Schulklasse mit ihrer Lehrerin. Die Mädchen und Jungen hatten alle einen kleinen Rucksack auf dem Rücken und alle hielten eine Mappe mit Papieren in ihren Händen, auf denen sie sich eifrig Notizen machten.
    »Ich wette, dass jeder von euch mindestens zwei Kelten kennt.« Kaltenbach wurde aufmerksam. Die Lehrerin hatte für die heutige Exkursion ausgerechnet sein Thema gewählt. Waren die Kelten heutzutage populärer als er dachte? Zu seiner Zeit hatte es nur Griechen und Römer gegeben.
    Unterhalb der Treppe blieb er bei den zum Verkauf ausliegenden Büchern und Broschüren stehen. Er blätterte auf gut Glück in einer alten Ausgabe von ›Archäologie am Oberrhein‹ und hörte gleichzeitig weiter zu. Er war gespannt auf die Antwort. Doch anstatt das Gedächtnis der Schüler unnötig zu strapazieren, packte die Lehrerin sofort triumphierend ihren reformpädagogischen Denkansatz aus: »Asterix und Obelix!« Die fragenden Gesichter der Schüler verwandelten sich sofort in unübersehbare Begeisterung. Alle schwatzten durcheinander und überboten sich in der Menge gelesener Comics und Kinobesuche. Nachdem die Lehrerin das Thema in Richtung Ausgrabungen und frühere Zeiten lenkte, meldete sich vehement ein pausbäckiger Junge mit kühn nach oben gegelten Haaren, der vom Aushub für den neuen Sandkasten im elterlichen Garten berichtete. Das Fünfzigpfennigstück, das er dort gefunden hatte, würde er am nächsten Tag in den Unterricht mitbringen. Die Lehrerin strahlte, hieß alles ›wunderbar‹ und ›ganz ausgezeichnet‹.
    Kaltenbach schüttelte den Kopf. Vielleicht verstand er zu wenig von moderner Museumspädagogik, aber dies kam ihm noch schlimmer vor als die Henkelvasen zu seiner Jugendzeit. Er legte das Heft zur Seite und nahm sich einen abgegriffenen Band, dessen Titel auf die Spuren der Kelten im Südwesten verwies.
    »Sie interessieren sich für dieses Thema?«, hörte er eine Stimme neben sich. Zwei neugierige Augen blitzten ihn unter einer randlosen Brille an.
    »Sie müssen entschuldigen«, meinte ein älterer Herr, »aber es gibt heutzutage nur wenige, die sich ernsthaft mit den Kelten befassen.«
    Die Geräuschwolke der bunten Kinderschar hatte sich inzwischen ins obere Stockwerk verzogen. Kaltenbach klappte verlegen das Büchlein zu.
    »Ja, also, ich weiß nicht so genau … «
    »Geiger.« Der Mann verneigte sich leicht. »Horst Geiger mein Name. Ich arbeite tageweise hier im Museum. Mal an der Kasse, mal als Aufsicht. Manchmal sogar im Archiv«, setzte er mit sichtlichem Stolz hinzu. »Es gibt einfach zu wenig gut ausgebildete Leute. Und die Stadt hat natürlich zu wenig Geld.«
    »Natürlich.« Kaltenbach kam Geigers Vertrautheit gerade recht. »Wissen Sie, ob in diesen Büchern Genaueres über die Kelten im Schwarzwald steht?« Er wies mit der Hand auf das spärlich gefüllte Regal. »Über Diana Abnoba zum Beispiel?«Er hatte das Gefühl, dass seine Frage für einen ernsthaft Interessierten etwas dürftig klang, doch Geiger ließ sich nichts anmerken.
    »Sie haben den Weihestein aus Badenweiler gesehen? Ein hervorragend erhaltenes Stück. Zu schade, dass die Statue der Göttin verloren gegangen ist. Anderswo wurde von Abnoba einiges mehr gefunden, bei Karlsruhe zum Beispiel, in Alpirsbach und in Schramberg. Das interessanteste Stück stammt aus St. Georgen, ein Relief, das Abnoba mit einem Hasen zeigt.« Die Äuglein blitzten noch eine Spur mehr. »Eigentlich müsste der Schwarzwald heute ›Abnoba‹ heißen.
    Kaltenbach stockte der Atem. Hatte Geiger etwas von einem Hasen gesagt? Das Hasenblut auf dem Kruzifix!
    »Leider ist das auch schon fast alles. Die Römer haben sie einfach zu ihrer Diana hinzugenommen. Die typische Haltung der Herrschenden. Leider haben sich danach alle Spuren verloren.«
    Kaltenbachs Herz schlug schneller. Vielleicht war das ja bereits die Lösung. Ein Opfer zu Ehren der alten Keltengöttin!
    »Wurden in der Gegend auch Triskelen gefunden?«
    »Triskelen? Oh nein, die gab es bei uns in der Regio nicht. Die gehören eindeutig zum

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