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Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Titel: Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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vielleicht? Oder eine Sternenkonstellation? Eine Steinformation?
    Der Lavendelduft begann zu wirken und hüllte Kaltenbach in eine angenehme Wolke, die seine Gedanken leicht und durchlässig machten. Sommer in Südfrankreich. Es gab nichts Schöneres! Es war lange her, dass er dort war, noch vor Monika, die die Hitze nie vertragen hatte. Vielleicht konnte er Dieter eines Tages überreden, mit ihm mit dem Roller runter zu fahren. Lavendelfelder. Rotwein. Das Rauschen der Wellen an den Stränden der Camarque.
    Kaltenbach blickte auf. Das Rauschen war tatsächlich da, doch es war der Regen vor dem Badezimmerfenster, der am frühen Abend zurückgekommen war und nun an Stärke zunahm. Er seufzte und griff nach dem Krimi, der auf dem Schränkchen neben der Badewanne lag, und begann zu lesen.
    Gegen halb neun rief Luise an und erkundigte sich nach seinem Besuch im Museum. Er erzählte von der keltischen Göttin und von Geiger. Als er sich sprechen hörte, fiel ihm auf, wie wenig konkret das Ganze war. Er hatte zwar weitere Informationen gesammelt, wie er es Luise versprochen hatte. Doch wirkliche Anknüpfungspunkte gab es bisher keine. Vor allem bei der Triskele war er kein Stück weiter gekommen.
    Luise hatte auch nicht viel erreicht. Ein paar gab es, die sich vage erinnerten, den Hageren bei der Beerdigung gesehen zu haben. Aber keiner konnte ihn zuordnen, niemand wusste, wer er war.
    »Vielleicht haben wir uns tatsächlich lediglich etwas zusammenfantasiert.« Sie klang mutlos. »Es gibt immer Menschen, die einfach so zu Beerdigungen gehen. Vielleicht war es nur ein harmloser Spinner und wir verfolgen die ganz falsche Spur.«
    »Harmloser Spinner? Und warum war er dann am Grab – hinterher? Und was ist mit der Triskele? Mit dem Geländewagen auf dem Kandelparkplatz? Das blutverschmierte Kreuz? Ich sage dir, da steckt mehr dahinter!« Er dämpfte seinen Tonfall, als er weiter sprach. »Wir sollten uns treffen, bevor wir nach Waldkirch fahren und noch einmal über alles reden. Der Professor wird uns bestimmt weiterhelfen.«
    Sie zögerte für einen Moment, ehe sie antwortete. »Ich bin morgen in Emmendingen, meine Eltern besuchen. Und ich muss noch einigen Leuten das Foto zeigen. Außerdem wollte ich … « Ihre Stimme wurde leiser. »Ich muss noch einmal … « Wieder stockte sie. »Ich muss noch einmal auf den Kandel hoch. Allein. Ich hoffe, du verstehst das.«
    Für einen winzigen Moment spürte Kaltenbach eine unsichtbare Schranke. »Ja, natürlich«, sagte er.
    In der Küche machte er sich ein paar Brote und setzte sich mit einem Glas Weißwein an den Computer. Nach ein paar Sekunden ließ der Rechner sein vertrautes Summen hören, während sich der Reihe nach die kleinen bunten Bildchen auf dem Monitor aufbauten. Er startete die Suchmaschine und tippte ›Großer Torques‹ ein.
    Ob er sich wieder verliebt hatte? Jedes Mal, wenn er diese Frau sah oder ihre Stimme hörte, gab es etwas, das ihn faszinierte, auch wenn er es selbst nicht beschreiben konnte. Alles an ihr wirkte weich und angenehm. Ihr fein geschnittenes Gesicht mit der kecken blonden Locke, die ihr immer wieder in die Stirn fiel, gefiel ihm. Zudem strahlte sie eine dezente Sinnlichkeit aus.
    Die ersten Ergebnisse waren völlig unübersichtlich. Es gab einen kolumbianischen Opernsänger, mehrere spanische Politiker, eine Firma für Dübel und Metallbearbeitung aus dem Sauerland und eine Homepage eines touristisch ambitionierten Fischerdorfes an der Costa Dorada. All das hatte beim besten Willen nichts mit dem zu tun, was er suchte. Er tippte zusätzlich das Wort ›Kelten‹ ein, doch auch das änderte die Suchergebnisse kaum. Vielleicht lag es an der Schreibweise. Es sah so aus, als würde er sich bis zu seinem Besuch bei dem Professor gedulden müssen.
    Nachdenklich kaute er auf seinem Schinkenbrot herum. Vielleicht war das Ganze tatsächlich ein aussichtsloses Unterfangen. Seine Recherchen stützten sich bisher auf nichts weiter als ein unbestimmtes Gefühl, begleitet von Empfindungen für eine Frau, die er kaum kannte. Es gab nichts Handfestes, nichts war erwiesen, die Spuren dürftig und die Ansätze beruhten auf Indizien und Vermutungen.
    Er schob den Stuhl zurück, steckte das letzte Stück Gurke in den Mund und streckte die Beine aus. Wenn er jetzt einfach aufhörte, was würde sich ändern? Er und Luise schienen bis heute die Einzigen zu sein, die sich in irgendeiner Weise Gedanken machten. Die Polizei hatte den Fall, der für sie keiner war,

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