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Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Titel: Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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kurz, bedankte sich artig und überließ das Feld den Kartenjägern. Durch das Anstehen schmerzte sein Knie plötzlich wieder. Es war Zeit, dass er seine Einkäufe machte. Er durfte den Laden nicht zu lange allein lassen.
    An seinem Lieblingsstand bediente ihn die Bauersfrau persönlich. Er entschied sich für Pastinaken, Chinakohl und zwei Stauden Stangensellerie. Sie wog ihm großzügig ab und wickelte alles in Zeitungspapier ein. Obwohl sich die Saison dem Ende zuneigte und der Geschmack bereits etwas zurückging, konnte er dem Feldsalat nicht widerstehen. Er ließ sich eine ordentliche Tüte draufpacken.
    »Hält alles ein paar Tage«, sagte die Bäuerin und legte ihm einen Winterapfel obendrauf. Vom Nachbarstand kam ein Büschel frische Kräuter hinzu. Am Glottertaler Käsestand versorgte er sich mit einem Becher des selbst gemachten Quarks, einer Ecke Ziegenkäse sowie verführerisch duftendem Schinken, den er sich in hauchdünne Scheiben schneiden ließ.
    Der Verkäufer am Stand mit den Mittelmeerspezialitäten erwartete ihn bereits. Kaltenbach konnte sich nicht erinnern, dass auch nur eine Woche vergangen wäre, ohne dass er hier eingekauft hätte. Als 16-Jähriger war er bei seiner ersten großen Interrail-Rundfahrt bis nach Griechenland gekommen und hatte staunend erlebt, dass Oliven keineswegs nur die im Glas aufeinandergetürmte blassgrüne Einheitsware mit Paprikaeinlage waren, die er bisher aus deutschen Lebensmittelgeschäften gekannt hatte. Er hatte sich tagelang von den kleinen schwarzen Früchten ernährt und war seither diesem Geschmack nahezu verfallen. Er hätte den halben Stand leerkaufen können.
    Die Gier. Neben der Eifersucht war dies das zweite große Motiv, das den Menschen so weit trieb, dass er sich über Erziehung, Moral und Gesetz hinwegsetzte und sich holte, was er brauchte. Geld vor allem, ebenso alles, was sich teuer verkaufen ließ wie Schmuck, Kunstwerke, Pelze, Luxusautos, Münzen. Es gab den blutigen Streit um die Erbschaft, um Bodenschätze, um Ruhm und Macht. War es das, was Peters Mörder wollte?
    Kurz vor halb sechs war Kaltenbach zurück im Weinkeller. Er stellte die beiden Taschen mit seinen Einkäufen ins Hinterzimmer, zog die Jacke aus und wusch sich die Hände. Entgegen seiner Gewohnheit brühte er sich einen Kaffee auf, obwohl es schon recht spät war. Aber er musste vor heute Abend seine Ideen konkretisieren. Er holte sich ein Blatt Papier und einen Stift und legte beides auf den Tisch. Der erste Schluck ließ ihn wieder wach werden. Er nahm den Stift und schrieb oben in die Mitte des Blattes das Wort ›Motive‹. Er unterstrich es doppelt. Für ein paar Sekunden betrachtete er versunken die großen Buchstaben. Dann begann er rasch zu schreiben.

Freitag, 9. März, abends
     
    Nach einem geheimen Rotationssystem, das die vier selbst kaum kannten, traf sich der Stammtisch an diesem Abend in Windenreute in der ›Waldschänke‹. Kaltenbach mochte die Atmosphäre des oberhalb des Ortes am Waldrand gelegenen Hauses. Der große Gastraum war in freundlichem hellem Holz gehalten, an den Wänden hingen historische Bilder und Holzschnitte. Im Sommer konnte man auf der Terrasse sitzen und den Blick in Richtung der Schwarzwaldberge genießen.
    Die Chefin und guter Geist des Hauses ließ es sich nicht nehmen, persönlich an ihrem Tisch vorbeizukommen.
    »So, die Herren, ist alles recht?«
    »Alles klar, vielen Dank«, antwortete Dieter, während die anderen drei freundlich nickten. Sie lächelte zufrieden zurück und machte ihre Runde weiter zu einem Tisch im angrenzenden Separee, in dem die Hausgäste zu Abend aßen. Die Waldschänke hatte nicht nur eine vorzügliche Speisekarte, sondern auch etliche Fremdenzimmer.
    Als eines der wenigen Gasthäuser außerhalb des Markgräflerlandes hatte die ›Waldschänke‹ einen trockenen Gutedel auf der Weinkarte. Ein gewichtiger Grund, warum Kaltenbach gerne hier war.
    Er hatte sich entschlossen, seine Kumpels mit ins Boot zu nehmen und von den vergangenen Tagen zu erzählen. Natürlich wurde er mit Fragen bestürmt.
    »Warum gehst du nicht zur Polizei? Lass lieber die Finger davon.«
    »Und wenn es doch ein Unfall war?«
    »Das war Selbstmord. Hab ich schon letztes Mal gesagt. Liebeskummer. Oder Geldprobleme. Such dir’s aus.«
    Für Walter war die ganze Aufregung überflüssig. »Und außerdem – fang bloß nicht an mit dem Belchendreieck. Alles Spekulation.«
    »Was ist das überhaupt für einer, dieser Waldkircher

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