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Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Titel: Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Waldschrat. Ein Unikum. Kann ›zaubern‹ und ›fliegen‹.« Walter wackelte mit dem Kopf. »Jetzt fällt mir auch der Artikel wieder ein.« Er nahm einen kräftigen Schluck aus dem Pilsglas und wischte sich den Schaum von der Oberlippe. »Regina war ganz begeistert davon damals«, meinte er und rollte wie zur Entschuldigung die Augen. »Ihr wisst ja wie die Frauen sind mit ihrer Schwärmerei. Der Sutter war schon immer ein Spinner. Hat manchmal wochenlang im Wald gehaust wie ein alter Dachs. Einmal hat ihn die Polizei festgenommen, weil er Wanderer belästigt hat. Hat von Baumwesen gefaselt, von Nixen, die ihn entführt hätten und ähnlichem Krampf.«
    Er lehnte sich zurück und breitete die Arme auf der Lehne der Eckbank aus. »Nicht einmal die Grünen wollten den. Als damals die Belchenseilbahn gebaut wurde, ist er beim ersten Spatenstich im Adamskostüm mitten durch die Feier gelaufen. Auf die Brust hatte er sich eine große Sonne gemalt und auf dem Rücken schleppte er ein riesiges, mit roter Farbe beschmiertes Kreuz. Völlig abgefahren!«
    Er trank den Rest seines Glases aus und winkte zum Tresen hinüber.
    »Was ist denn aus ihm geworden?«
    Walter überlegte. »Weiß ich nicht genau. Ein oder zwei Mal stand noch etwas in der Zeitung, Geldstrafe oder so. Dann war jahrelang nichts mehr von ihm zu hören.« Er nahm noch einmal das Foto und betrachtete es ausgiebig. »Jetzt scheint er ja ein paar Gleichgesinnte gefunden zu haben.«
    »Die Wächter der Berge.« Kaltenbach spürte, wie die anderen ihn fragend ansahen. »So nennen sie sich. Der Reporter, der den Bericht damals geschrieben hat, hat es mir erklärt.«
    Ali Grafmüller hatte sich am Telefon gleich an ihn erinnert und ihm bereitwillig Auskunft gegeben.
    »›Wächter der Berge‹?« Walter schnaubte verächtlich. »Was soll das denn nun wieder?«
    »Dein alter Freund nennt sich jetzt Keltenschamane«, erklärte Kaltenbach. »Er hat eine Gruppe gegründet, die es sich zum Ziel gesetzt hat, das Erbe der Natur zu wahren.«
    »Daher also ›Wächter‹«, entfuhr es Markus.
    »Ja. Das Beste kommt noch: Sie leben am Belchen, irgendwo hinter Neuenweg. Eine sogenannte ökologisch-esoterische Gemeinschaft.«
    »Ja dann. Selig sind die Einfältigen.« Bei Walter brach erneut der Sarkasmus durch. »Da können die zusammen Wurzelsuppe kochen und in Fellen durch den Wald laufen.«
    »Hehe«, lachte Dieter. »Unser Altrevolutionär schmückt sich mit Bibelsprüchen.«
    »Jetzt streitet nicht«, ging Kaltenbach dazwischen. »Wir wollten doch bei den Tatsachen bleiben. Und die sind nun mal so, dass einer der ›Wächter der Berge‹ bei Peters Beerdigung dabei war und diesen Opferfluch zelebriert hat. Die entscheidende Frage ist: Warum hat er das getan?«
    Die Getränke kamen und sie stießen miteinander an. Am Nachbartisch hatte sich inzwischen eine lebhafte Horde Damen vom örtlichen Kegelverein breitgemacht. Sie hatten anscheinend einen Geburtstag zu feiern, denn schon nach kurzer Zeit erhob sich aus der Wolke von Gelächter und Gläserklirren das ›uralemannische‹ Happy Birthday.
    »Vielleicht haben sie sich ja doch gekannt.« Markus ergriff als erster wieder das Wort. »Vielleicht war Peter sogar Mitglied bei denen?«
    »Und den Sektenbruder verflucht man über den Tod hinaus?« Walter machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Wenn sich diese Leute als selbst ernannte Hüter verstehen, warum sollte nicht auch der Kandel dazugehören? Das Klettern dort können sie nicht verhindern. Aber sie können sich auf ihre Weise rächen.«
    »Du meinst – eine Art Bestrafung?«
    »Warum nicht. Peter ist oft am Kandel geklettert. In ihren Augen muss er ein Frevler gewesen sein.«
    Die Runde legte eine nachdenkliche Schweigepause ein. Die Kegeldamen waren inzwischen zur Wiederauffüllung des Zuckerspeichers übergegangen und machten sich über die reichhaltige Speisekarte her. Die Seniorchefin startete eben ihre zweite Runde durch die Gaststube. Sie hatte sich zu einem älteren Ehepaar in der Nische hinterm Tresen gesetzt und unterhielt sich angeregt.
    »Was ist denn überhaupt Besonderes am Kandel«, wollte Dieter wissen. »Das ist doch ein Berg wie jeder andere. Oben geht meist der Wind, und kalt ist es auch.«
    Kaltenbach lächelte. Sein Freund war ein Genießer durch und durch. Zudem trug er Churchills ›No Sports‹ in seinem heimlichen Familienwappen. Kein Schritt zu viel, den man nicht auch mit dem Auto fahren konnte.
    »Der Kandel war den Kelten ebenso heilig

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