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Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Titel: Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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wie der Belchen«, hörte sich Kaltenbach sagen. Es klang merkwürdig aus dem Mund eines Menschen, der bis vor zwei Wochen mit dem Thema noch überhaupt nichts anzufangen gewusst hatte.
    »Na gut, heilig«, brummte Walter. »Muss man ja nicht gleich übertreiben.« Er trank einen guten Schluck aus seinem Bierkrug und holte dann zu einem Impulsreferat aus über keltische Kultur im Allgemeinen und über die Spuren der Siedler in der Regio im Besonderen. Dieter sperrte vor Staunen den Mund auf.
    Auch Kaltenbach wunderte sich immer wieder, wie Walter den Spagat schaffte zwischen seiner Begeisterung für die irisch-keltische Kultur und seiner strikten Ablehnung allen esoterischen Quatschs, wie er es nannte.
    »… und außerdem hat der Kandel sogar seinen Namen von den Kelten. Das soll dir Lothar erklären.« Er stand auf und zwängte sich aus der Eckbank. »Ich muss pinkeln.«
    Kaltenbach kam nicht dazu, denn Markus setzte noch einen drauf. »Außerdem gibt’s Hexen und Geister dort oben. Und die soll man in Ruhe lassen.«
    Dieter kratzte sich am Kopf, sagte aber nichts. Er war vor vielen Jahren aus Norddeutschland hergezogen, und es gefiel ihm seither im Breisgau außerordentlich gut. Doch die wilden Fantasien der Schwarzwälder riefen bei dem rational denkenden Bremer bis heute Unverständnis und Kopfschütteln hervor.
    »Damals, 1981 war es.« Markus beugte sich vor und senkte die Stimme, um zu vermeiden, dass ein Unbefugter zuhörte. »Die wollten ja unbedingt einen Tunnel bauen. Damit die Waldkircher Ruhe bekommen vor dem Verkehr. War damals groß in Mode, das Tunnelbauen. Das halbe Kinzigtal ist voller Tunnels. Aber am Kandel hätten sie es bleiben lassen sollen.«
    Kaltenbach wurde aufmerksam. Hatte nicht Frau Kölblin etwas vom Waldkircher Tunnel erzählt?
    »Sogar in der Walpurgisnacht haben sie gesprengt. Dabei weiß doch wirklich jeder, dass in der Nacht zum ersten Mai die Hexen los sind. Dümmer geht’s wirklich nicht.«
    Er senkte seine Stimme noch ein wenig herab. »Damals ist oben der Große Felsen abgebrochen. Es war eine Warnung. Noch hat sich der See nicht gerührt.« Markus nippte an seinem Saft. »Und am nächsten Morgen hat man einen Reisigbesen gefunden. Mitten im Geröll.« Er wandte sich zu Kaltenbach. »Genau dort, wo dein Kumpel abgestürzt ist. Die Menschen sollen die Mächte nicht reizen. Das bringt Unglück.«
    Bei den letzten Worten kam Walter zurück und ließ sich auf seinen Sitz fallen. »Stimmt, was Markus sagt. Das mit dem Felsen und mit dem Besen. Stand sogar in der Zeitung damals. Aber das mit den Geistern ist natürlich Unsinn. Außerdem, wer denkt schon daran, wenn er heute durch den Tunnel fährt?«
    Bei diesen Worten rieb er sich über seinen Bauch und schnupperte die Düfte, die vom Kegeldamentisch herüberwehten. »Leute, ich hab Hunger. Wie wär’s mit einer Runde Elsässer Wurstsalat?«
    »Und Brägele?«, ergänzte Markus rasch.
    Dieters Miene hellte sich auf. »Mir fällt ein, die haben doch hier diese herrlichen gebackenen Champignons?«
    Kaltenbach seufzte. »Na schön. Machen wir eine Pause.« Ein Teller Feldsalat mit Speck und Kracherle war jetzt nicht zu verachten. Die Ermittlungen konnten auch später noch weiter gehen.
    Er winkte zur Theke hinüber. »Wir haben Hunger!«

Samstag, 10. März
     
    Es regnete.
    Missmutig schaut Kaltenbach aus dem Fenster hinaus auf die Lammstraße. Über das Pflaster, das vor Nässe glänzte, huschten grau gekleidete Gestalten unter ebensolchen Regenschirmen, die Kragen der Mäntel hoch ins Gesicht gezogen. Am Eckhaus zum Westend, in dessen Untergeschoss vor Kurzem ein Obst- und Gemüseladen eröffnet hatte, hatte sich das Abflussrohr des Dachkandels gelöst, sodass die Vorübereilenden in rhythmischen Abständen von einer zusätzlichen Tropfenfontäne begossen wurden.
    Der Himmel hielt sich streng bedeckt, im einförmigen Grau war keine Bewegung zu erkennen. Es war nicht sonderlich kalt, aber als richtigen Frühlingsregen konnte man das einförmige Geplätscher auch nicht bezeichnen. Er seufzte. Das Wetter war nicht das, was es früher einmal war. Der witzig gemeinte Spruch eines launigen Fernsehkomikers traf zumindest auf dieses Frühjahr zu. Anders als in früheren Jahren taute es oben im Schwarzwald längst. Seit Tagen wälzte die Elz das Schmelzwasser aus den Bergen an der Stadt vorbei in Richtung Riegel und zum Leopoldskanal. Früher war Kaltenbach bei jeder Gelegenheit zum Skilaufen zum Kandel hoch gefahren, zu seiner

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