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Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Titel: Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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bildete sich eine kleine Pfütze.
    »Was liesesch due do?« Sie kramte in dem Buchstapel, der auf dem Tisch lag. »Do het dir d’Wagneri ebbis Scheens rues­gsuecht. Aber due hettsch jo au zu mir kumme kenne. Solchi Gschichte het mir mini Mueder au verzellt.« Sie klappte das Buch wieder zu und schob ihr Kinn vor. »Gell, der Bue vum Kandel losst dir kei Ruh!«
    Kaltenbach wusste sofort, woher der Wind wehte. Sie wollte wissen, ob es etwas Neues gab. Doch er war vorsichtig, vor allem Luise zuliebe. Frau Kölblin bedeutete ungewollte Öffentlichkeit. Er drehte den Spieß um und ging selbst zum Angriff über. »Wissen Sie denn schon etwas?« Er betonte das ›Sie‹.
    »’s git Ärger in de Narrezunft.« Sie nahm prompt den Ball auf. »Als die des vu sellem Kritz mit dem Bluet gheert hen, hett’s mords Krach gä. Un jetz wenn sie de Kerli nuesswerfe.«
    »Wieso?«
    »Die glaube, die zwei Kerli henn do obe e schwarzi Mess abghalte. Un mit so ebbis wenn die andere nix zum due ha. Des sin aständige Hexe.« Sie trank auf einen Zug die halbe Tasse des brühend heißen Kaffees aus. »Wenn des rüskunnt, dass die Zunft solchi Sache macht, isch es vorbei mit dene. Dann kenne sie sich us dere Gilde verabschiede. Keini Umziig meh, keini Zuschüss meh. Uss isch mit ’m Verein.«
    Kaltenbach nickte. Eine Hexe ohne Verein war natürlich eine Katastrophe. »Und der Tote?«, fragte er weiter.
    »Die meischte sage ’s selbe wie d’Polizei. Dass es e Unfall gsi isch. Aber – jetzt sag i ’s nur dir.« Sie winkte ihn zu sich als Zeichen, dass es nun an die Interna ging, die sie nur wenigen Auserwählten anvertraute. »Unter sich schwätze sie anderscht.«
    Er war gespannt. Konnte es tatsächlich sein, dass die Zünftler einen Mordverdacht hatten?
    »Wie denn?«
    »So ebbis macht mer nit ugschtroft. D’Kandel vergisst nix. D’Kandel wehrt sich.«
    Kaltenbach hörte ungläubig zu. Sie sprach von dem Berg wie von einem lebendigen Wesen.
    Sie senkte ihre Stimme noch weiter. »Er het Wächter. Mit dene isch nit zum schpaße. Die basse uff.«
    Kaltenbach stockte der Atem. Konnte es sein, dass der Belchenschamane auch hier seine Anhänger hatte? Er entschloss sich, aufs Ganze zu gehen.
    »Die Wächter der Berge? Der Erwin Sutter vom Belchen?«
    Frau Kölblin richtete sich demonstrativ auf. »Do demit macht mer kei Schpass.« Für einen Moment hatte er das Gefühl, seine alte Deutschlehrerin blickte ihn strafend an. »Nadierlig kei richtige Mensche«, fuhr sie fort. »Sunnsch wer’s jo eifach.«
    Kaltenbach verstand nicht, was sie meinte.
    »Keine richtigen Menschen? Wer denn sonst?«
    Sie trank den Rest der Tasse aus. Ihr Schlürfen mischte sich mit dem Tropfen unter ihrem Sessel, wo sich bereits ein deutlich feuchter Fleck gebildet hatte.
    »I hab schu z’viel gseit.« Sie stellte die Tasse ab. Ihre Stimmung hatte sich sichtbar geändert. »’s isch besser eso.« Sie wuchtete sich aus ihrem Sitz empor. Es hatte keinen Sinn, weiter zu fragen. Wenn sie nicht wollte, wollte sie nicht.
    Kaltenbach begleitete sie zur Tür. Es regnete unverändert.
    »Obe wird’s schneie«, sagte Frau Kölblin, während sie den Schirm aufspannte. Sie ging ansatzlos zu dem belanglosen Plauderton über, den er von ihr gewohnt war.
    »Un abschließe nit vergesse.«
    »Ich denke dran. Versprochen.«
    Kaltenbach winkte ihr nach und holte einen Lappen, um die feuchten Spuren seiner Besucherin aufzuwischen. Es war seltsam. Schon einmal vor ein paar Tagen hatte er eine ähnliche Zurückhaltung bei ihr gemerkt, als es um den Kandel ging. Aber heute war ihr Verhalten besonders auffällig.
    Er wusch den Lappen in der kleinen Spüle im Hinterzimmer aus und hängte ihn zum Trocknen über den Beckenrand. Um etwas zu tun, schaltete er das Radio an und stellte SWR 1 ein. Es war Samstagnachmittag kurz vor fünf und der SC lag zu Hause 0:2 zurück. Kaltenbach knurrte und drückte den Ausknopf. Ein paar Minuten lief er ziellos in seinem Laden umher, rückte Flaschen zurecht und fuhr mit dem Finger über Etiketten, die vor seinem Auge nichts weiter waren als bunte Farbtupfer. Am Ende fand er sich am Tisch sitzend, die Gitarre auf dem Knie. Seine Finger glitten ziellos über die Saiten. Es überraschte ihn nicht, dass sie verstimmt waren.
    Kein guter Tag heute.

Samstag, 10. März, abends
     
    »And we’ll all go together to pluck Wild Mountain Thyme … «
    Walter nickte zu Michael hinüber, der die Melodie mit der Tin Whistle aufnahm und weiterführte. Die Töne des

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