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Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Titel: Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Freiburger Zeit auch auf den Schauinsland oder zum Wiedener Eck. Heute mussten die örtlichen Skivereine ihre Ausflüge und Meisterschaften immer weiter nach vorn im Jahr verlegen.
    Kaltenbach verkroch sich zurück in seine Sitzecke. Er würde versuchen, das Beste aus diesem verregneten Tag zu machen. Gleich am Morgen war er in der Stadtbücherei im Schlosserhaus gewesen. Jetzt stapelte sich vor ihm auf dem Tisch eine unübersehbare Auswahl an Erzählungen, Sagen, Geschichten und Chroniken auf dem Tisch, der normalerweise den schlanken Probiergläsern seiner Kunden für die Kaiserstuhl-Collection vorbehalten war. Er blätterte in einem Buch über die schwäbisch-alemannische Fasnet, das mit einer Menge bunter Hochglanzfotos zum Schmökern einlud. Doch irgendwie konnte er sich heute nicht konzentrieren. Die Bilder und Zeichnungen huschten an ihm vorüber, während sich gleichzeitig seine Gedanken verselbstständigten und irgendwo zwischen Wetter, Skifahren und Luise hin und her hüpften.
    Er legte das Buch zur Seite und lehnte sich im Sessel zurück. Sein Blick verschwamm mit den Regentropfen, die außen am Schaufenster entlangliefen und dünne silbrige Streifen hinter sich her zogen.
    Wenn nur bis morgen das Wetter besser sein würde. Grafmüller hatte ihm verraten, dass es möglich sei, die Belchenleute zu besuchen. Die Wächter waren keineswegs weltfremde Eigenbrötler, die sich von der Gesellschaft abschotteten. Im Gegenteil: Der Mann, den Walter als Erwin Sutter kannte, und der sich selbst Keltenschamane nannte, sah es als seine Berufung, allen Suchenden mit verschiedenen Angeboten das Bewusstsein seiner selbst und für die bedrohte Natur zu wecken und zu vertiefen. Es gab neben der persönlichen Beratung jede Menge Seminare, Workshops und Erlebnistage. In seinem Hof am Belchen betrieb er sogar einen Laden und eine Art Restaurant. In regelmäßigen Abständen fand eine Art Begegnungsnachmittag statt, an dem jeder Interessierte zu Besuch kommen konnte. Ausgerechnet morgen war so ein Tag der offenen Tür. Ein Glücksfall. Natürlich würden er und Luise hingehen, denn auf diese Weise würden sie sich ohne großes Aufsehen umsehen können.
    Er sah auf die Uhr. Noch zwei Stunden bis Ladenschluss. Es würde sich kaum mehr lohnen, noch einmal nach Maleck hochzufahren, ehe die Probe bei Walter begann. Seine Gitarre lag im Auto. Eigentlich könnte er bereits jetzt ein wenig proben. Er zog seine Lederjacke an, trat vor die Tür und spannte den Schirm auf. Zum Glück hatte er heute hinterm Landratsamt einen Parkplatz gefunden, sodass er nur wenige Schritte zu seinem Auto brauchte. Er schloss auf, nahm das Instrument vom Rücksitz und hastete zurück zum Laden.
    »Due hesch nit abgschlosse!«
    Er erkannte die Stimme sofort. Frau Kölblin hatte es sich in ihrer ganzen Fülle in ihrem Stammsessel bequem gemacht und sah ihn vorwurfsvoll an. Sie trug ein riesiges Regencape und fuchtelte ihm mit der Spitze ihres tropfnassen Schirmes entgegen.
    Er setzte zu einer Erklärung an, doch sie ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Des isch jetz schu zum zweite Mol.« Sie stieß mit dem Schirm auf den Boden, dass die Regentropfen spritzten. »Due muesch besser uffbasse!«
    Kaltenbach begrüßte sie und bot ihr an, das Cape abzunehmen. Doch Frau Kölblin achtete überhaupt nicht darauf, sondern setzte zu einem belehrenden Vortrag über die berüchtigten elsässischen Diebesbanden an. Minderjährige, die von ihren drogensüchtigen Vätern losgeschickt wurden und am helllichten Tag bevorzugt in Villen und allein gelassene Ladengeschäfte eindrangen und mitgehen ließen, was nicht niet- und nagelfest war. »Wenn i emol einer vu dene verwisch, der kunnt nit noch emol, des sag i dir!«
    Kaltenbach hatte nicht den geringsten Zweifel. »Ich war ja nur für fünf Minuten weg«, versuchte er zu erklären.
    »Fünf Minute!« Ihre Augen funkelten. »In fünf Minute rüme die dir de Lade leer und sin schu widder Richtung Brisach unterwegs.«
    »Soll ich uns einen Kaffee machen?«, schlug er vor, um sie auf ein anderes Thema zu lenken. Er wartete die Antwort gar nicht erst ab, sondern verzog sich ins Hinterzimmer und setzte die Kaffeemaschine in Betrieb. So gerne sie sich aufregte, so sehr schätzte sie einen guten Schluck. Außerdem wusste Kaltenbach, dass sie nicht ohne Grund gekommen war.
    Als er mit den beiden Tassen zurückkam, hatte Frau Kölblin ihr Cape ausgezogen und mitsamt dem Schirm auf dem Stuhl neben sich gelegt. Auf dem Boden darunter

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