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Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Titel: Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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ihr verboten. Ist besser so. Was wollen Sie?«
    Kaltenbach ließ sich von dem rauen Ton nicht beeindrucken. Er wusste, dass sich hinter der geborenen Skepsis der Schwarzwaldbauern stets eine gehörige Portion Neugier verbarg.
    »Wir suchen den Sutterhof. Soll etwas außerhalb liegen.« Die Erwähnung ›Wächter der Berge‹ hielt er für nicht angebracht.
    »Der Sutter? Was wollt ihr denn von dem? Gehört ihr auch zu den Komischen?«
    Kaltenbach wusste, dass er jetzt nichts Falsches sagen durfte. Wenn die Bäuerin jemanden ›komisch‹ fand, konnte das alles Mögliche bedeuten.
    Luise kam ihm zu Hilfe. »Mein Kollege und ich schreiben einen Artikel über traditionelle Landwirtschaft im Südschwarzwald. Unsere Redaktion hat uns diesen Hof vorgeschlagen.«
    »Die machen keine Landwirtschaft, die machen nur dummes Zeugs.« Die Bäuerin nahm ihren Korb wieder auf. »Aber gehen Sie nur. Schreiben Sie nur. Die Städter haben sowieso keine Ahnung.« Sie wandte sich zum Gehen.
    »Und wo ist der?«, rief ihr Kaltenbach nach.
    »Hinten hoch bei den Belchenhöfen. Bis die Straße aufhört.«
    Im nächsten Moment waren beide verschwunden und ließen Kaltenbach und Luise mit den kauenden Kühen zurück.
    Die Belchenhöfe kannte Kaltenbach aus der Zeit, als er mit seinen Eltern hier gewandert war. Damals hatte er dort manchmal ein Eis oder etwas zu Trinken bekommen. Sie gingen zurück zum Auto und fuhren die Ortsstraße nach Norden weiter. Etwa einen Kilometer hinter dem Dorfausgang zweigte ein Weg von der Hauptstraße, die weiter Richtung Schönau führte, zum hinteren Ende des Tales ab.
    »Sackgasse. ›Keine Durchfahrt zum Belchen!‹«, las Kaltenbach auf einem Holzschild, das die Scharen rheinischer und holländischer Frohnaturen abhalten sollte, hier einen Weg zum Gipfel zu suchen.
    Sie bogen ab und waren nach wenigen Metern endgültig vom Winter eingefangen. Die schmale Straße war mit einer dünnen Neuschneedecke bezogen, in der sich vereinzelte Reifenspuren abzeichneten. In Abständen von einigen hundert Metern kamen sie an einzeln stehenden Wohnhäusern und Höfen vorbei.
    »Möchtest du hier wohnen?«, fragte Kaltenbach.
    Luise war in ihre Schweigsamkeit zurückgefallen und sah zum Fenster hinaus.
    »Ich glaube, um diese Jahreszeit kann es ganz schön trist sein hier oben.« Er sprach mehr zu sich selbst als zu seiner Begleiterin. Die Straße, die sich immer mehr verengte, forderte seine ganze Aufmerksamkeit. An manchen Stellen war das Quellwasser, das überall von den seitlichen Hängen heruntersickerte, auf dem Asphalt angefroren.
    »Der Mörder ist hier.«
    Der Satz kam so unvermittelt, dass seine Hände am Lenkrad zuckten.
    »Ich weiß es.«
    Kaltenbach zog es vor, nicht zu antworten. Natürlich hofften sie beide, heute entscheidende Hinweise zur Aufklärung von Peters Tod zu bekommen. Aber beweisen ließ sich bisher noch gar nichts. »Wir müssen vorsichtig sein«, sagte er schließlich.
    Die Straße endete abrupt und mündete in einen kleinen Parkplatz, auf dem zu seiner Überraschung etwa zehn Autos standen. Bis auf ein Schweizer Kennzeichen kamen alle aus Lörrach, Waldshut und aus Freiburg.
    Beim Aussteigen empfing sie ein nasskalter, mit winzigen Eiskristallen durchsetzter Wind. Kaltenbachs Lederjacke bot nur wenig Schutz vor der Kälte. Er war froh, dass er wenigstens seine alten Stiefel dabei hatte.
    Ein kaum sichtbarer Weg, der mit einem einfachen Draht abgesperrt war, führte den Berg hinauf zum Sutterhof. Auf den ersten Blick unterschied sich das Ziel ihrer Fahrt wenig von den Schwarzwaldhäusern, an denen sie unterwegs vorbeigekommen waren. Wie die Haube einer vornehmen alten Dame wölbte sich ein riesiges, ziegelgedecktes Dach über das Haus und bot den Bewohnern Schutz in der kalten Jahreszeit, die hier deutlich länger dauerte als unten in der Rheinebene.
    Das Obergeschoss bestand aus mächtigen, uralten Balken, die im Lauf der Generationen vom frischen Hellbraun fast bis zum Schwarz abgedunkelt waren. Im Erdgeschoss waren nur wenige schmale Fenster zu sehen. Die Außenwände waren ringsum mit Holzschindeln bedeckt, die dem Ganzen das Aussehen eines riesigen, schlafenden Gürteltieres verliehen.
    Nach wenigen Schritten wurden sie von einem riesigen Re­triever aufgehalten, der sich ihnen herausfordernd in den Weg stellte. Das Tier lief ein paar Mal um sie herum und beschnupperte die Eindringlinge ausgiebig.
    »Das ist sein Revier hier«, versuchte er Luise zu beruhigen, die sich eng an ihn hielt.

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