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Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Titel: Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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am Grab tauchte wieder vor ihm auf. Konnte es von daher einen Zusammenhang mit Peter geben?
    »Er ist Sutter treu ergeben. Er war sein erster Anhänger und wird eines Tages sein Nachfolger sein.«
    »Finden Sie das Ganze nicht ein wenig versponnen?«, fragte Luise. »Ich meine, hat diese Naturmystik im 21. Jahrhundert überhaupt noch ihren Platz?«
    König ließ sich nicht beeindrucken. »Gerade heute, meine Verehrteste, gerade heute. Nach 35 Jahren im Schuldienst kann ich wohl aus Überzeugung sagen, dass die Welt ein Gegengewicht zur Dominanz des Verstandes braucht. Dringend. Sehen Sie doch, wozu die Bibelmaxime geführt hat, sich die Erde untertan zu machen. Gesellschaft, Natur und Moral stehen am Abgrund. Wir dürfen nicht länger gegen die Götter arbeiten, sondern mit ihnen.«
    Gerstner, der sich Balor nannte, hatte sich inzwischen vor dem Sonnenbanner aufgestellt. Er hob die Hand, und sofort wurde es still. Schweigend ließ er einen durchdringenden Blick über die Gesichter der Anwesenden schweifen. Kaltenbach hatte das Gefühl, dass seine Augen einen kurzen Moment länger bei Luise verweilten. Ob er sie wiedererkannt hatte? Natürlich trug auch sie heute andere Kleidung als auf dem Friedhof, doch das musste nichts bedeuten.
    Als Sutters rechte Hand zu sprechen begann, war Kaltenbach fasziniert von der dunklen, voluminösen Stimme, die aus den Tiefen des Berges hervorzudringen schien. Von den kurz und knapp vorgetragenen Worten verstand er allerdings erneut kaum etwas. Am Ende sprach er allen eine Art Segen aus, der dem an Peters Grab ähnelte. Mit einer großen Geste seiner Arme beendete Gerstner seinen Auftritt und zog sich ebenso rasch wieder zurück, wie er gekommen war.
    Nach ein paar Augenblicken löste sich die Spannung unter den Gästen.
    »Das war’s!«, sagte König und stand auf. »Sehen Sie sich doch noch ein wenig um.« Er deutete auf die Regale und Vitrinen. »Es ist bestimmt auch etwas für Sie dabei.« Dann kam ihm eine andere Idee. »Oder kommen Sie mit mir, ich zeige Ihnen, wo man sich einträgt. Wir sehen uns doch nächste Woche?«
    Kaltenbach wusste nicht, was König meinte. »Geh nur«, meinte Luise. »Ich gehe kurz nach draußen.«
    König führte ihn zu einer dicht umringten Stelltafel neben dem Eingang. Es war wie beim halbjährlichen Einschreibungschaos seiner Studienzeit, wenn es darum ging, einen der heiß begehrten Seminarplätze zu ergattern.
    Auf verschiedenen Blättern standen Überschriften mit Datum, darunter waren bereits einige Namen eingetragen.
    »Hier, gleich nächste Woche«, sagte König. »Zum Einstieg genau das Richtige. Ein wunderbarer Workshop. Mache ich jedes Jahr.«
    König schrieb seinen Namen auf ein Blatt, das die vielsagende Überschrift ›Neues Werden vor Ostaras Ankunft. Das Erwachen der Bäume‹ trug. Eine Art Vorfrühlingsritual, wie er erklärte. Kaltenbach trug sich und Luise ebenfalls ein. Das Treffen sollte bereits am nächsten Wochenende stattfinden. Sie mussten die Gelegenheit nutzen, um noch mehr über Sutter und die Wächter herauszubekommen.
    König hatte inzwischen weitere Bekannte entdeckt, und so konnte Kaltenbach sich ansehen, was in den Regalen zum Verkauf angeboten wurde. Neben Tees, Kräutern und getrockneten Pilzmischungen gab es alles, was irgendwie mit den Kelten, dem Schwarzwald und Sutters Naturmystik zu tun hatte. Da gab es alles von Reiseführern zu magischen Orten und altirischen Segenssprüchen bis hin zu Bestimmungsbüchern für Blumen und Bäume.
    Am meisten faszinierte ihn der Schmuck. Es gab eine Fülle von Anhängern und Broschen aus Holz, die entweder streng geometrisch gedrechselt waren oder der natürlichen Maserung des Holzes folgten. Es gab Bernstein in verschiedenen Größen, als Ringe oder Ketten verarbeitet oder als Einzelstücke.
    Irgendwann kam Luise zurück.
    »Ich habe uns eingetragen für nächste Woche. Ein Baumseminar.«
    »Übrigens«, fügte sie etwas gedämpfter hinzu, »es wird schwierig werden.«
    »Hast du etwas erreicht?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich war die Treppe noch nicht halb oben, als mir eine der Wächterinnen hinterherlief und mich zurückpfiff.«
    »Zurückpfiff?«
    »Anders kann man es nicht nennen. Das war unmissverständlich.«
    »Was sagte sie?«
    »›Für Unbefugte verboten‹. Das war alles.«
    »Hört sich martialisch an.«
    »Es war der Tonfall. Ich habe etwas Ungutes, Dunkles gespürt. Eine geschäftsmäßige Kühle. Ich sage dir, die haben etwas zu verbergen. Ich habe mit einer

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