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Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Titel: Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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hakte sich bei ihm ein und lenkte ihre Schritte in Richtung Rathausplatz.
    Die plötzliche körperliche Nähe verwirrte ihn. »Was macht dich da so sicher?«, fragte er. Er spürte ihre Wärme, roch ihre Haare. Sandelholz und Zitronengras.
    »Das Schmuckstück und dieser Balor. Der Schamane hat ihn geschickt, um Peter zu verfluchen.«
    Sie löste sich von seinem Arm und setzte sich auf eine der Holzbänke zu Füßen der Statue des Schießpulvererfinders Bertold Schwarz, der versonnen das Rathaus gegenüber betrachtete. Kaltenbach blieb stehen und versenkte beide Hände tief in die Taschen seiner Jacke.
    Sie sah zu ihm auf. »Wir fahren noch einmal hoch und fragen Sutter. Er wird erstaunt sein, woher wir das wissen. Irgendwie wird er sich verraten.« In ihren Augen blitzte wieder das Feuer, das er am Abend in St. Georgen zum ersten Mal bei ihr gesehen hatte.
    Vielleicht war das keine schlechte Idee. Konfrontation. Das Böse muss sich selbst erkennen. Er trat auf der Stelle, um sich warm zu halten.
    »Wenn wir es nüchtern betrachten, sind drei wesentliche Fragen ungelöst. Wir haben keinen Beweis, dass es tatsächlich Mord war. Wir wissen nicht, wer es war. Und vor allem wissen wir nicht, warum Peter sterben musste.« Er bemühte sich, den sachlichen Ton beizubehalten. »Genau genommen sind wir nicht weiter als vor zwei Wochen.«
    Luise fuhr auf. »Du redest wie die Polizei. Beweise! Mir reicht, was ich weiß! Ist es normal für dich, was dieser Balor getan hat?«
    »Natürlich nicht. Aber es ist jetzt wichtig … «
    Sie sprang auf. Ihre Nasenflügel bebten. »Du glaubst mir nicht! Und ich dachte, du wolltest mir helfen!«
    Kaltenbach fasste sie am Arm. »Beruhige dich! Ich wäre doch gar nicht hier, wenn du mir nicht wichtig wärest.«
    Sie machte sich los. »Wenn ich dir wirklich wichtig wäre, dann würdest du mich auch ernst nehmen.«
    »Das war doch nicht so gemeint.« Er hatte einen Kloß im Hals. »Ich habe einfach noch Zweifel, und wir sollten nicht unüberlegt … «
    »Zweifel? Du glaubst, dass ich mir das Ganze eingebildet habe?« Sie wurde so laut, dass ein paar Spaziergänger sich nach ihnen umdrehten. »Du nimmst mich nicht ernst. Du hast nicht ernst genommen, was ich dir von Peter erzählt habe.« Sie wandte ihr Gesicht ab. »Ich hätte es gar nicht tun sollen!«
    Kaltenbach spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. »Das ist alles ganz anders. Glaub mir, ich will dir helfen.«
    »Helfen? Warum eigentlich? Ich glaube, es ist tatsächlich etwas ganz anderes. Ein kleines, nettes Spiel für einen Mann im besten Alter? Mal eben Kommissar spielen? Auf Mörderjagd gehen?«
    Kaltenbach war wie vor den Kopf gestoßen. Er konnte sich nicht erklären, warum die Stimmung plötzlich kippte. »Du bist durcheinander. Komm, ich fahre dich nach Hause, und wir reden in Ruhe noch mal über alles. Wenn du es willst.«
    Sie sah ihn kühl an. »Ich will aber nicht. Ich will allein sein. Sofort!«
    Sie wandte sich abrupt von ihm ab und ging mit raschen Schritten davon in Richtung Straßenbahnhaltestelle.
    Er wollte ihr nachlaufen, doch er ließ es sein. Er stolperte irgendwie durch die verwinkelten Altstadtgässchen zurück bis er vor dem Parkscheinautomaten der Schlossberggarage stand. Von dort fuhr er stadtauswärts die Habsburger Straße entlang.
    Er hatte wieder nicht die richtigen Worte gefunden. Zwischen Verstand und Gefühl klaffte eine Lücke. Warum ging ihm das ausgerechnet mit Luise so?
    Es fiel ihm schwer, sich auf den dichten Abendverkehr zu konzentrieren. In Zähringen fuhr er anstatt nach links zur B 3 weiter geradeaus die Landstraße Richtung Gundelfingen weiter. Kurz vor Heuweiler fand er am Waldrand einen kleinen Parkplatz. Er setzte sich auf die von Brombeersträuchern eingerahmte Holzbank und streckte die Beine von sich.
    Außerhalb der Stadt war es noch hell genug, um auch mit dem Auge die Ruhe des Abends zu spüren. Bis zur fernen Schnellstraße breiteten sich Streuobstwiesen aus, auf denen im Sommer die Denzlinger Störche auf Nahrungssuche umherstolzierten. In Heuweiler, dem kleinen Dorf, zu dem hin die Landstraße rechts von ihm leicht anstieg, flammten in einigen Fenstern die ersten Lichter auf. Die Pferde auf der Koppel nahe der Bank standen eng zusammen und hielten die Köpfe gesenkt.
    Der Friede der Natur besänftigte ihn einigermaßen. Mit Monika hatte er oft gestritten, und meistens war sie es gewesen, die wieder eingelenkt hatte. Damals war ihm das nicht aufgefallen. Ebenso wenig wie er

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