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Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Titel: Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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ursprünglich wohl ein Stall gewesen war. Die Wände waren weiß gekalkt und mit einladenden Pflanzendarstellungen bemalt. Von der Decke hingen Reispapierlaternen herunter, die ein angenehmes Licht verbreiteten. An den Kabeln dazwischen hingen dicke Kräuterbündel zum Trocknen.
    An der Stirnseite war aus dicken Balken ein riesiger Tresen aufgebaut. Dahinter standen Gläser, Krüge und Flaschen, dazu einige größere Metallboxen, auf denen Schilder mit fantasievollen Namen wie ›Bergwurzel‹, ›Sonnentränen‹ und ›Belchentraum‹ aufgeklebt waren, und die anscheinend Tee- und Kräutermischungen enthielten.
    An der Längswand standen Regale und Vitrinen mit Büchern, CDs, DVDs, Videos, Poster, Schmuck und Kerzen, offensichtlich zum Verkauf. Dazwischen war ein etwa zwei Quadratmeter freies Stück Wand ausgespart, an dem das gleiche Banner wie vor dem Haus aufgespannt hing. Sutter und seine Wächter waren wohl doch mehr als eine von Walter verachtete verschrobene Naturmystikgruppe. Der Keltenschamane hatte neben Esoterik und Naturschutz noch ein beachtliches ökologisches Standbein.
    Die Teilnehmer des ›Ersten Ganges‹ saßen an rustikalen Biertischen. Überall wurde geredet. Der Duft verschiedenster Kräutertees hing in der Luft. Die beiden Wächterfrauen hatten sich zu Seiten des Ausgangs postiert. Kaltenbach beschlich das unangenehme Gefühl, dass sie tatsächlich darüber wachten, dass keiner zu früh den Raum verließ. Sutter und die beiden Männer waren nicht zu sehen.
    »Geht’s wieder?«
    Der Offenburger Oberstudienrat ließ sich neben ihnen auf der Ofenbank nieder. Er stellte seine Tasse vorsichtig auf dem Boden ab. »Sie sollten einen Sonnenstein tragen, so wie ich. Der unterstützt ihren Wärmeorganismus von innen heraus.« Er griff in die Hosentasche und wickelte einen honiggelb schimmernden Stein aus einem Filztäschchen, das mit einer Kordel zusammengebunden war. »Echter Bernstein. Tränen der Sonne. Ich geh nicht mehr weg ohne. Können Sie hier kaufen. Sutter hat ihn aufgeladen.«
    »Aufgeladen?« Luise nahm den walnussgroßen, unregelmäßig geformten Stein und drehte ihn zwischen den Fingern hin und her.
    »Sutter ist Meister der Erd- und Sonnenkräfte. Er kennt alle Kraftorte rund um den Belchen und weiß, wo die kosmischen Energien am stärksten wirken. Dort kann er jeden beliebigen Gegenstand aufladen.«
    »Und deshalb frieren Sie nicht mehr?« Luise fragte derart unschuldig, dass König die Ironie dieser Worte nicht wahrzunehmen schien.
    »Der Stein unterstützt mich«, erklärte er ernst und packte ihn zurück in den Beutel. »Ein seriöser Schamane wird niemals behaupten, von sich aus Dinge zu verändern. Das muss jeder selbst tun. Aber er sieht seine Aufgabe darin, Mensch und Natur zu helfen und Schaden von ihnen zu wenden.«
    Hört sich an wie eine Ministervereidigung im Bundestag, dachte Kaltenbach. »Auch kalte Füße?«
    »Sogar kalte Füße. Aber um bessere Schuhe müssen sie sich schon selbst kümmern.«
    In diesem Moment öffnete sich eine kleine Tür hinter dem Tresen und der Hakennasige trat ein. Er hatte seine Räuberkluft gegen eine Art indianischen Poncho getauscht, der in bunten Streifen mit Ornamenten und stilisierten Tieren bemalt war. An den Füßen trug er Sandalen und dicke graue Socken.
    »Balor kommt«, raunte König. »Sutters rechte Hand«, fügte er hinzu. Mit gedämpfter Stimme erklärte er, dass die Wächter zusätzlich zu ihren bürgerlichen Namen keltische trugen, die ihnen Sutter gegeben hatte. »Dort an der Tür stehen Badb, die Krähe, und Deirdre, die Wölfin.«
    »Und Sutter?«
    »Wenn es erforderlich ist, wird er Lugh, der Sonnenheld. Am liebsten lässt er sich einfach ›Schamane‹ nennen.«
    Kaltenbach starrte ihn an.
    »Er ist der Einzige, der in Welten eindringen kann, in denen keine Namen mehr gebraucht werden.« Königs Gesichtsausdruck verklärte sich. »Er kann als Einziger in die Anderswelt sehen und uns davon berichten. Es ist ein Geschenk, an dem wir teilhaben dürfen!«
    Kaltenbach staunte über den Staatsbeamten in Pension. Der gute Mann schien auf seine alten Tage in die Irrationalität abgeglitten zu sein.
    »Und was macht Balor?«, fragte Luise, die offenbar mit dem skurrilen Szenarium besser umgehen konnte.
    »Eigentlich heißt er Dr. Gerstner. Ein hochintelligenter und gebildeter Mensch. Er war in seinem früheren Leben Arzt und Psychologe in Emmendingen. Kennen Sie ihn?«
    Kaltenbach schüttelte den Kopf. Die Szene mit der Triskele

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