Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall
übrigen Vorbereitungen beschäftigt, sodass er den Herd nicht immer im Auge hatte. Um ein Haar wäre ihm der Fisch zerfallen und der Fenchel zu weich geworden.
Doch letztlich war ihm alles zur Zufriedenheit gelungen. Er legte das Besteck zur Seite und tupfte sich den Mund ab. Ein gutes Essen konnte durch ein ansprechendes Äußeres noch gesteigert werden. Also hatte er den Tisch im Wohnzimmer heute besonders sorgfältig gedeckt. Dazu gehörten Stoffservietten, Untersetzer für die Gläser und ein Strauß Blumen. Die Romantik unterstrich ein mehrarmiger Leuchter, in dem fünf Kerzen brannten.
»Ich esse schließlich auch gerne gut«, erwiderte er unbeholfen auf Luises Kompliment. Natürlich freute er sich über das Lob, auch wenn er es nicht nach Außen zeigen mochte.
›Außerdem habe ich mir extra für dich besonders viel Mühe gemacht!‹, hätte er am liebsten noch hinzugefügt. Doch seit er in Freiburg erlebt hatte, wie unerwartet die Stimmung umschlagen konnte, war er vorsichtig geworden. Seit Luise bei ihm war, war sie mit keinem Wort auf den Streit eingegangen.
Er stand auf und räumte ihre Teller zusammen.
»Es ist noch nicht alles.« Er trug das Geschirr in die Küche und brachte ein frisches Gedeck mit. Anschließend stellte er eine Schale auf den Tisch.
»Voilà: Mangotarte mit Kiwispiegel! Auf besondere Empfehlung des Hauses.«
Luises Augen glänzten. Anscheinend tat es ihr gut, sich ein bisschen zu entspannen und sich verwöhnen zu lassen. Die vergangenen drei Wochen waren eine seelische Achterbahn gewesen, durchmischt mit Trauer, Hilflosigkeit und Zorn.
Eine Viertelstunde später räumten sie gemeinsam den Tisch ab.
Kaltenbach entkorkte eine Flasche gut temperierten Cabernet Sauvignon. Den gehaltvollen Rotwein aus dem Languedoc hatte er erst vor einigen Wochen entdeckt und sofort in sein Sortiment aufgenommen.
Luise betrachtete in der Zwischenzeit sein Bücherregal. Sie zog einen schmalen Band mit Goldprägung heraus.
» Du liest Gedichte?«
Kaltenbach schenkte ein und reichte ihr eines der langstieligen Gläser. Der Cabernet funkelte im Kerzenschimmer.
»Ab und an«, entgegnete er. Er hatte seit Monaten keinen Gedichtband in der Hand gehabt.
»Schreibst du auch selber welche? Ich habe gehört, dass die meisten Lyrikliebhaber es irgendwann einmal selbst versuchen.«
»Na ja.« Er bekam einen roten Kopf. »Schreiben ist zu viel gesagt.«
»Liest du mir etwas vor?«
Kaltenbach schluckte. »Jetzt trinken wir erst einmal etwas Feines. Gehört noch zum Essen dazu.« Er hob sein Glas und prostete ihr zu. »Worauf wollen wir anstoßen?«
Es gab vieles, was geschehen war. Es gab den heutigen Abend. Und es gab Hoffnung.
»Auf das, was vor uns liegt.«
Der Wein war ausgezeichnet. Kaltenbach betrachtete versonnen das rote Leuchten in seinem Glas. Bis hierher war der Abend so gelaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Von nun an war alles offen.
»Ich hatte Angst um dich, als ich das heute morgen gelesen habe«, unterbrach Luise seine Gedanken. »Stell dir vor, du wärest früher gekommen, eine halbe Stunde nur.«
»Vielleicht würde Oberberger dann noch leben. Gegen zwei hätte der Täter bestimmt nichts unternommen.«
»Dann ein anderes Mal. Der wusste, was er wollte.«
»Du meinst, es war Sutter?«
»Wer sonst. Wir wissen, dass er den Professor kannte. Wir wissen, dass er mehrfach bei ihm war. Und wir wissen, dass er Balor an Peters Grab geschickt hat«, sagte Luise grimmig. »Bestimmt wollte er den Torques. Und wer weiß, was er damit anstellt.«
Kaltenbach kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Er weiß um den Wert des Schmuckstückes.«
»Du glaubst doch nicht, er ist einer dieser verrückten Sammler, die für ein seltenes Exemplar über Leichen gehen?«
»Sicher spielt das eine Rolle. Aber er wird bei den Treffen mit Oberberger erfahren haben, dass der Torques mehr als archäologischer Schmuck ist. Und wenn er die Geschichte von den magischen Kräften Ernst nimmt … «
»Du meinst, ähnlich wie die Schrift auf der Triskele?«, unterbrach ihn Luise. »Aber was verfolgt er damit für einen Plan?«
»Einen Plan, für den er bereit ist, einen Mord zu begehen. Einen Plan, der vielleicht auch mit Peters Tod zu tun hat.« Kaltenbach nahm die Flasche vom Tisch und schenkte beiden nach. »Ich sage dir, dieser Sutter weiß, was er will. Der ist entweder eiskalt oder verrückt.«
Luise nahm einen Schluck und überlegte. »Und warum hat er die Karte mitgenommen?«
»Das verstärkt meine
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