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Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Titel: Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Bergen in Verbindung gebracht. »Natürlich. Sonne und Mond, die eindeutigsten astronomischen Wegweiser am Himmel. Auch für die Kelten.«
    »Wir werden die Karte morgen mitnehmen und Geiger fragen. Er kann uns bestimmt … « Kaltenbach hielt inne als er Luises Gesicht sah. Ihr Blick war starr und verlor sich irgendwo in den Ritzen seines Holzfußbodens.
    »Was ist? Was hast du? Ist dir nicht gut?«
    Er setzte sich neben sie und legte intuitiv seinen Arm um sie. Nach einigen Sekunden der Stille sah er, wie sie ihre Lippen bewegte. Sie sprach so leise, dass er es kaum hören konnte.
    »Der letzte Vollmond war am 21. Februar. Die Nacht vom Fasnetsdienstag auf Aschermittwoch.« Sie stockte und rang sichtlich nach Worten. Noch ehe sie es aussprach, traf Kaltenbach die Erkenntnis wie ein eiskalter Blitz.
    »Die Nacht, als Peter starb!«

Freitag, 16. März
     
    »Verdammt, pass doch auf!« Kaltenbach fluchte dem Radfahrer hinterher, der ungerührt in Richtung Alte-Wiehre-Bahnhof davonfuhr. Der Mann war, ohne anzuhalten, quer über die Vorfahrtsstraße gefahren. Auch nach Jahren hatte er sich noch nicht daran gewöhnt, dass die Freiburger Radfahrer die Straßen der Stadt als ihr persönliches Revier betrachteten und entsprechend nutzten. Lappalien wie Einbahnstraßen, vorgeschriebene Radwege oder Vorfahrtsregelungen hemmten den Verkehrsfluss nur unnötig und galten allenfalls für Motorfahrzeuge aller Art, die notwendigerweise geduldet wurden.
    Er rückte seinen Helm zurecht und lenkte die Vespa aus der Stadt hinaus am Holbeinpferd, das derzeit mit einem bunten Fasnetshäs bemalt war, vorbei Richtung Günterstal. Über Nacht war die Temperatur 15 Grad nach oben geklettert, wie er es gestern angesichts des Wolkenkampfes über der Stadt und des aufkommenden Westwindes vorausgeahnt hatte. Heute früh fühlte er seinen Kreislauf am Boden, er musste aufpassen, nicht nur beim Straßenverkehr.
    Doch das frühlingshafte Wetter hatte auch seine guten Seiten. Es war keine Frage, dass er mit dem Roller unterwegs sein würde.
    Luise war nicht mitgekommen. Es war spät gewesen, als sie ihn gestern Abend gebeten hatte, ihr ein Taxi zu rufen. Natürlich durfte sie nach ihrer ausgiebigen Weinverkostung nicht mehr selbst fahren. Insgeheim hatte er gehofft, dass sich der Abend in eine andere Richtung entwickeln könnte.
    Doch Luise hatte darauf bestanden, bei ihren Eltern zu übernachten. Heute Morgen hatte sie angerufen und ihm bedeutet, dass sie wegen ihrer Mutter nicht wegkönne. Er solle ohne sie zu Geiger fahren.
    Was hatte er eigentlich erwartet? Hatte sie sich bedrängt gefühlt? Oder falsch verstanden, wie bereits schon einmal? Er konnte sich nicht erinnern, dass die gute Stimmung einen Knacks bekommen hatte. Sie hatte ihm sogar einen Kuss auf die Wange gegeben, ehe sie ins Taxi stieg. Kaltenbach wusste nicht, was er davon halten sollte. Für den Moment blieb ihm nichts anderes übrig, als die Dinge so zu nehmen, wie sie waren. Spätestens morgen würde er mehr wissen. Das Seminar bei Sutter konnte sie nicht absagen.
    Kaltenbach gab ordentlich Gas auf der freien Strecke hi­naus nach Günterstal. Es tat gut, nach dem langen Winter die Vespa mal wieder auszufahren.
    Im Ort angekommen, fuhr er in gemächlichem Tempo durch das Stadttor und an der mit einer Kreuzhaube vom Münster gekennzeichneten Endstation der Straßenbahn vorbei. Im hinteren Teil von Günterstal musste er nach links abbiegen. Die Hauptstraße führte von hier aus weiter den Schauinsland hoch.
    Geigers Haus in der Reutestraße ähnelte von außen Luises in St. Georgen, war jedoch deutlich kleiner. Es war umgeben von einem Garten, dem man sofort ansah, dass ihm sein Eigentümer viel Zeit und Aufmerksamkeit schenkte. Nirgendwo lagen Zweige oder altes Laub, die Rosenstöcke waren ebenso ordentlich geschnitten wie die beiden Apfelbäumchen, die zur einen Seite hin den Garten zum Nachbargrundstück hin abgrenzten. Überall dazwischen schufen Osterglocken, Veilchen und Krokusse die ersten Farbtupfer. Forsythien und Kornelkirschen leuchteten. In einem kleinen Naturteich reckten Sumpfdotterblumen ihre kugeligen Knospen dem Frühlingslicht entgegen. Im hinteren Bereich des Gartens gab es Johannisbeerstöcke, Himbeeren und Erdbeeren, daneben ein kleines Gewächshaus mit einem Holunderbusch an der Seite.
    Geiger hatte ihn bereits kommen sehen und empfing ihn unter der Haustür. »Pünktlichkeit ist die Tugend der Könige!« Er trug braune Stoffhosen und eine grün-gelb karierte

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