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Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Titel: Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Oberberger!«
    Blitzartig zogen Erinnerungsfetzen durch seinen Kopf. Das riesige Zimmer in Waldkirch mit den Vitrinen voller Kunstschätze, Oberberger, wie er sich über die Zeichen auf der Triskele beugte, das Erkerzimmer mit dem roten Sofa. Doch da war auch rotes Blut in der blonden Lockenpracht des Professors, Scherben, Dunkelheit …
    »Das Belchendreieck!«, rief Luise.
    Inmitten der Zeichen, Zahlen, Buchstaben und Linien ragte ein groß herausgezeichnetes Dreieck hervor. Seine drei Eckpunkte bildeten der Belchen im Schwarzwald, genau im Süden davon die Belchenflue im Schweizer Jura, dazu im Westen der Elsässer Belchen am Ausläufer der Vogesen.
    »Schon seltsam, dass die beiden Berge genau im Westen und im Süden liegen.« Kaltenbach erinnerte sich undeutlich an das, was Walter ihm gesagt hatte. »Es hat mit der Sonne und den Jahreszeiten zu tun. Vielleicht eine Art Kalender.«
    Luise runzelte die Stirn. »Ist doch Zufall, oder?«
    »Wer weiß. Sieh mal, hier ist noch mehr!«
    Außer dem um den Belchen gab es noch weitere eingezeichnete Kreise mit Buchstaben daneben. Oberberger hatte einige der Gipfel miteinander verbunden.
    »Das ist merkwürdig.« Er fuhr mit dem Finger eine der Linien entlang. »Feldberg, Belchen und Blauen, genau hintereinander!«
    »Und hier!«, rief Luise überrascht. »Kandel, Schauinsland, Belchen. Bis Basel geht es runter!«
    Das Entdeckerfieber hatte sie beide gepackt. Abwechselnd fanden sie markante Orte, die alle irgendwie in ein großes Netz eingebunden waren. Dazwischen standen immer wieder Buchstaben, Abkürzungen, Angaben der Himmelsrichtung und Winkelgradzahlen.
    »Unglaublich, was da an Arbeit drinsteckt. Und das nannte Oberberger sein ›Privatvergnügen‹!« Die vielen gelbroten Ordner im Erkerzimmer fielen ihm ein. »Ein wissenschaftliches Forschungswerk ist das!«
    Erst jetzt fiel ihm auf, dass die Dire-Straits-Platte abgelaufen war. Er stellte sie zurück an ihren Platz im Regal und legte nach kurzem Überlegen eine weitere LP auf. Nach wenigen Sekunden ertönte die näselnde Stimme Neil Youngs.
    Kaltenbach verteilte den Rest des Cabernet gleichmäßig auf beide Gläser und brachte eines davon Luise, die immer noch vor der Karte stand.
    »Da ist noch etwas«, sagte sie. »Siehst du diese Zahlen hier?«
    Seine Augen folgten Luises Finger. Die ›2‹, die er heute morgen als Erstes freigelegt hatte, gehörte offensichtlich zu einer längeren Zahlenreihe, die in gleichmäßigen Abständen von oben nach unten geschrieben war.
    »Das ist ein Datum. Eindeutig.«
    Luise hatte recht. ›21.3. – 4.4.‹, das mussten Tagesbezeichnungen sein. Zwei davon waren mit Ausrufezeichen versehen und standen direkt neben Kandel und Belchen.
    »Aber was bedeuten die Buchstaben dahinter: ›VM – NM‹? Nie gehört.«
    »Vielleicht ›Vormittag – Nachmittag‹? Das Ganze hat ja irgendwas mit Astronomie zu tun.«
    »Könnte es auch vor und nach Mitternacht heißen?«, überlegte Luise.
    »Genau. Und das bezieht sich auf gewisse Sterne, die man dann sehen kann. Oder den Mond.«
    Er setzte sich mit einem Blatt Papier an den Tisch. »Lies vor.«
    »Fällt dir etwas auf? Da liegen immer 14 Tage dazwischen.«
    Kaltenbach schrieb die Zahlenreihe zu Ende und ging sie noch einmal Stück für Stück durch. Tatsächlich. Die Eintragungen wiederholten sich alle zwei Wochen. Er stand auf und sah die Karte noch einmal genauer an.
    »Manche Daten stehen an den Bergen, manche nicht. Ist das vielleicht doch Zufall?«
    »So wie der 21. März«, sagte Luise.
    »Warum, was soll das sein?«
    »Frühlingsanfang. Haben wir in der Schule gelernt. Die Jahreszeitenanfänge sind alle drei Monate an einem Einundzwanzigsten. Frühling im März, Sommer im Juni, Herbst im September … « Luise sah sich nach einem Kalender um. »Hast du nicht einen Jahresplaner oder so was? Ich zeige dir das mal mit den Jahreszeiten.«
    Nach einigem Suchen fand er einen Apothekenkalender in der Küche. Luise blätterte durch die Seiten, auf deren oberem Drittel Fotos von Heilpflanzen abgedruckt waren.
    »Lies noch mal«, befahl sie. »Aber langsam. Fang mit dem Januar an.«
    Schon nach der dritten Zahl stockte sie, dann blätterte sie rasch weiter. »VM, NM, VM, NM. Es ist ganz einfach. Dass ich nicht gleich darauf gekommen bin. ›VM‹ heißt nichts anderes als Vollmond!«
    »Und zwei Wochen später ist er nicht mehr zu sehen. Neumond.«
    Das war es. Der Professor hatte die Mondphasen in seine Karte eingezeichnet und mit den

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