Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall
falls die noch etwas von mir wissen wollen.«
»Da hast du’s«, brummte Walter. »Die lassen dich nicht so schnell wieder los.« Er trank sein Pils aus und bestellte ein neues. »Wird mal wieder Zeit für eine ordentliche Demo, die haben zu wenig zu tun.«
Markus wollte wissen, wie es jetzt weiterginge.
»Ja, genau. Was ist denn mit deiner Freiburger Künstlerin geworden?«, fragte Dieter neugierig.
Kaltenbach ignorierte die Anspielung und versuchte, seine Recherchen für die anderen verständlich zusammenzufassen.
»Es gibt einen Zusammenhang zwischen den beiden Toten, das ist für mich jetzt klar. Und ich werde den Kerl überführen.« Er schenkte sich aus der Karaffe ein. »Meine Hypothese ist, dass Sutter hinter allem steckt. Er hat Oberberger gekannt und war öfters bei ihm. Außerdem ist er einer, der um den Wert des gestohlenen Torques weiß.«
»Aber warum? Was bezweckt er damit?«, fragte Dieter, der im Lauf des Gesprächs immer unruhiger wurde. Er war nicht zum Helden geboren und sorgte sich um seinen Freund.
»Wenn ich das wüsste, wäre der Fall gelöst. Ich bin überzeugt, dass es noch nicht zu Ende ist. Sutter heckt irgendetwas aus.«
»Und warum sagst du der Polizei nichts davon?«, fragte Dieter weiter.
Walter schnaubte verächtlich. »Das sind doch alles Schnarchnasen. Da gebe ich Lothar völlig recht. Überlegt lieber, was wir tun können.«
»Das Ganze ist viel zu gefährlich«, ließ Dieter nicht locker. »Wenn der Typ wirklich schon zwei Menschen auf dem Gewissen hat … «
»Die Polizei wird nichts tun, weil sie keinen Zusammenhang sieht. Ein bedauerlicher Unfall und ein Raubüberfall mit Todesfolge – so heißt das in deren Sprechweise.«
»Und der Kommissar? Hast du nicht gesagt, er mache einen vernünftigen Eindruck?«
»Was sollte er denn tun? Selbst wenn er mir glauben würde, es gibt keinerlei offizielle Berechtigung, etwas zu unternehmen, etwa eine Hausdurchsuchung bei Sutter. Keine Spur, kein Indiz, keinen Beweis.«
»Na schön«, meinte Walter nach einer kleinen Pause, in der alle nachdenklich vor sich hinstarrten. »Und wie können wir dir dabei helfen?«
Kaltenbach spürte, wie die Anspannung der letzten Tage zurückkehrte. »Ich glaube gar nicht. Ich muss das allein tun.«
Samstag, 17. März
»Pa-ta-um pa-ta-um pata-pata-um.«
»Vor – zurück – zur Seite! Vor – zurück – zur Seite!«
»Pa-ta-um pa-ta-um pata-pata-um.«
Kaltenbach bewegte sich im Takt der Trommelschläge. Die knappen Kommentare erinnerten ihn an seine vergeblichen Versuche mit der Volkstanzgruppe während seiner Studienzeit. Die Kretischen Gruppentänze und irischen Schuhplattler hatten bei ihm wenig Begeisterung hervorrufen können. Dabei hatte er durch die mutige Teilnahme an den Workshops im Sportinstitut seine damalige Herzensflamme beeindrucken wollen. Dachte er. Und hatte sich insgeheim ›Nights in white satin‹ als Stehblues gewünscht.
»Pa-ta-um pa-ta-um pata-pata-um.«
»Vor – zurück – zur Seite! Vor – zurück – zur Seite!«
Die Gruppe der Männer und Frauen bewegte sich etwas unbeholfen um den alleinstehenden Baum in der Mitte der Lichtung. Das Gelände an den Ausläufern des Berges war wellig und uneben. Einige bewegten sich schneller, andere zu langsam, alle waren stets bedacht, dem Nebentänzer nicht auf die Füße zu steigen. Von Weitem musste das Ganze aussehen wie das Blubbern einer zähen Kürbissuppe auf der zu heißen Herdplatte.
»Pa-ta-um pa-ta-um pata-pata-um.«
Kaltenbach hatte Mühe, sich gleichzeitig auf den Rhythmus der Handtrommel und seine Schritte auf dem festgestampften Schneeboden zu konzentrieren. Er hatte sich vorgenommen, so unauffällig wie möglich teilzunehmen, was das angekündigte Samstagsseminar versprochen hatte. ›Was die Bäume sagen – Begegnungen mit Naturgeistern‹ war der vielsagende Titel, unter dem sich die Gruppe versammelt hatte.
»Pa-ta-um pa-ta-um pata-pata-um.«
Nach der Begrüßung durch Sutter, der heute von den beiden weiblichen Wächtern begleitet wurde, waren die Teilnehmer wie letzte Woche im Gänsemarsch hinter dem Schwarzwaldhaus hochgestiegen. Dieses Mal hatten sie jedoch bereits nach wenigen Minuten ihr Ziel erreicht. Sutter hatte erklärt, dass eine freistehende Eiche etwas ganz Besonderes sei, vor allem hier am Belchen. Es sei ein Kraftort, der ihn gleich zu Beginn seiner Zeit gerufen hatte, und den er heute mit der Gruppe teilen möchte. Kaltenbach war fasziniert, wie Sutter und seine beiden
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