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Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Titel: Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Dörfern?
    Vorsichtig öffnete er einen der Schränke. Er war bis obenhin gefüllt mit Büchern. Er zog nacheinander einige heraus und hielt sie dicht vor seine Augen, um besser lesen zu können. Die meisten waren englisch und trugen Titel wie ›The Celtic Heritage‹, ›Tales from the Otherworld‹ oder ›Riten und Opfer der Frühzeit‹. Es gab Bücher über Heilsteine, Naturgeister, Erdstrahlen und Astronomie, aber auch Schriften, deren Titel auf buddhistische und hinduistische Inhalte hinwiesen. Sutter verstand es zweifellos, seine Anhänger mit einer Menge Wissen zu überzeugen. Aber warum hatte sich ein angesehener Akademiker wie Professor Oberberger mit einem selbst ernannten Schamanen eingelassen? Oder hatte es Sutter von Anfang an nur auf den Torques abgesehen?
    Im zweiten Schrank erwartete Kaltenbach eine Überraschung. Hier bewahrte Sutter seine Kleider auf. In großen Fächern lagen derbe rustikale Naturhosen, grobe Pullover, Umhänge und Mützen neben sorgfältig gebügelten Oberhemden und feinen Tuchhosen. Über einen Bügel hingen zwei Ponchos und ein Jackett.
    Plötzlich stockte ihm der Atem. Vor ihm hing ein vollständiges schwarzes Federkleid. An den Armen weitete sich das Gefieder zu Flügeln, nach hinten ragten lange Schwanzfedern hervor. Das ganze ähnelte einem Fasnetshäs, war aber beängstigend naturalistisch.
    Sorgfältig hängte er das Kostüm zurück. In den Schubladen gab es weitere Federn und etliche Tierfelle, an denen noch getrocknete Köpfe hingen. Dazu geschnitzte Holzmasken, die Vögel, Wolf und Hirsch darstellten.
    Kaltenbach ließ sich schwer atmend auf den Stuhl vor dem Schreibtisch fallen. Jetzt konnte es keine Zweifel mehr geben. Peters Kumpel hatte keineswegs halluziniert. Das Rabenkostüm, die Vogelmaske – wer dies getragen hatte, war in der Nacht zum Aschermittwoch auf der Teufelskanzel.
    Er musste unbedingt Luise verständigen. Er konnte nur hoffen, dass der Schamane bislang keinen Verdacht geschöpft hatte. Dennoch wollte er rasch das letzte Zimmer durchsuchen. Auf dem Schreibtisch stand eine kleine Figur aus Messing, eine tanzende Gestalt in einem Ring aus kleinen Flammen. Kaltenbach erinnerte sich vage, etwas Ähnliches zuvor in einem der Kunstläden in Freiburg in der Gerberau gesehen zu haben. Rasch zog er der Reihe nach die Schubladen heraus. Darin lagen verschiedene Schachteln und Kästchen mit Schmuckstücken, Steinen, Knochen, kleine Tierschädel, dazu einige handgeschriebene Kladden.
    Er schlug eines der Hefte auf, als er plötzlich von Weitem das Geräusch einer Autotür hörte. Er fuhr herum und huschte ans Fenster, doch er konnte von hier aus den Parkplatz nicht sehen. Er lauschte angestrengt, hörte aber nichts mehr. Wenn es einer von Sutters Leuten war  … Es war höchste Zeit, wieder zu verschwinden.
    Er schloss hastig die Schubladen, als es ihn wie ein Blitz durchfuhr. An der Wand über dem Schreibtisch im Halbdunkel hing die Karte, die er auf Oberbergers Zeichentisch gesehen hatte. In dem Kreis, der den Belchengipfel kennzeichnete, steckte direkt neben dem Datum ein Messer.
    Kaltenbachs Hände zitterten. Kalt wie Eis stach ihm von der Wand die Silhouette des Belchendreiecks entgegen. Im selben Moment hörte er, wie die Haustür aufgeschlossen wurde. Er durfte nicht länger bleiben. Schritt für Schritt löste er sich von dem Anblick und schlich geduckt zurück ans Fenster. So leise wie möglich schwang er sich über den Sims hinaus auf den Balkon. Er schlich bis zu der Stelle, an der er heraufgeklettert war und ließ sich vorsichtig wieder hinab.

Montag, 19. März
     
    Der Wecker riss Kaltenbach unsanft aus dem Schlaf und erinnerte ihn, dass es zum Wochenbeginn Arbeit und Termine gab. Zweimal drückte er die Schlummertaste, ehe er sich zum Aufstehen überreden konnte. Kurz nach neun schloss er den Laden im Westend auf. Er zog die Läden hoch und ließ das schöne Wetter herein, das seit Tagen über dem Breisgau eine Dauerkarte gelöst hatte.
    Es war Einiges liegen geblieben. Er hoffte, dass er durch seine willkürlich anmutenden Öffnungszeiten der letzten beiden Wochen seine Kunden nicht zu sehr verärgert hatte. Während er den Arbeitscomputer hochfuhr, hörte er den Anrufbeantworter ab. Manche hatten gleich wieder aufgelegt, andere wollten Auskünfte über sein Sortiment. Nichts Wichtiges. Ähnlich sah es in seinem E-Mail-Postfach aus. Einige Bestellungen gab es, und leider auch die Beschwerde eines Kunden aus Herbolzheim, dessen Lieferung er

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