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Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Titel: Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Begleiterinnen der Eiche wie einer realen Persönlichkeit gegenübertraten. Alle drei verneigten sich bei der Ankunft und begrüßten den Baum mit gedämpften Stimmen, aus der Kaltenbach meinte, Worte wie ›Dankbarkeit‹ und ›Erlaubnis‹ herauszuhören.
    »Pa-ta-um pa-ta-um pata-pata-um.«
    »Pa-ta-um pa-ta-um pata-pata-um.«
    Es gebe verschiedene Wege, sich dem Wesen des Baumes zu nähern. Erzwingen lasse sich nichts. Du müssest dich innerlich frei machen von Alltagssorgen und schlechten Gedanken. In der Stille hörest du den Ruf des Baumwesens am besten.
    »Pa-ta-um pa-ta-um pata-pata-um.«
    Er hatte eine der Meditationen erwartet, die mit anstrengenden Körperhaltungen einherging, und die ihn ähnliche Versuche vor Jahren hatte abbrechen lassen. Er war daher überrascht, dass Sutter ankündigte, mit dem Trommeltanz zu beginnen.
    »Pa-ta-um pa-ta-um pata-pata-um.«
    Kaltenbach linste aus halb geschlossenen Augen zu seinen Mitstreitern. Die meisten schienen sich zu kennen und hatten sich mit ausgiebigen Umarmungen und Küsschen begrüßt. Es waren keineswegs verschrobene Individualisten, wie Kaltenbach zunächst vermutet hatte. Jeden der Männer und Frauen hätte man bei einem Bummel über die Kajo in Freiburg treffen können.
    Günter König, der Oberstudienrat aus Offenburg, hatte sie freudig begrüßt. »Es ist schön, dass Sie sich auf den Weg machen wollen. Die geschundene Natur wird es Ihnen danken und reich zurückschenken.« König hüpfte auf der gegenüberliegenden Seite des Tanzkreises. Er hatte wie letzte Woche Anorak, Gamaschen und eine Bommelmütze auf und erinnerte Kaltenbach in seinen staksigen Bewegungen an ein fußlahmes Känguru.
    Sutter stand abseits und hielt den Blick stumm in Richtung des Baumes, als ob er durch sie hindurchschauen wollte.
    »Pa-ta-um pa-ta-um pata-pata-um.«
    Würde dieser Mensch für seine Ziele einen Mord begehen? Unter dem Deckmantel des Ökoschrats schimmerte etwas hervor, das ihn zweifeln ließ. Ob sich Luise am Ende doch getäuscht hatte? Immerhin beruhte der Verdacht auf einer Indizienkette. Was fehlte, war der Beweis. Trotzdem war er immer noch fest überzeugt, dass er heute finden würde, was sie suchten.
    Die Gelegenheit ergab sich, als Sutter beim Mittagsimbiss im Verkaufsraum die weitere Abfolge des Seminars erläuterte. Es war eine ausgiebige Begehung der Kraftorte um das Schwarzwaldhaus geplant. Die Energie dieser Orte würde helfen, die Wunden der Erde und unsere eigene Entfremdung von dieser zu heilen.
    Luise und Kaltenbach schauten sich verständnislos an. Kaltenbach blies über den Löffel mit der Fenchel-Brennnessel-Kräutersuppe, die in gusseisernen Töpfen auf beiden großen Tischen stand. Luise knabberte an einer Sesam-Dinkel-Stange.
    »Das wird Sie noch mehr interessieren als heute morgen«, klärte König sie auf. Wie beim letzten Mal saß er bei ihnen und bemühte sich eifrig, seiner selbst ernannten Rolle als Helfer gerecht zu werden. Er war bereits beim Nachtisch und zerstückelte mit seinem Schweizermesser kunstvoll einen fleckigen Apfel.
    »Sutter ist ein Meister in diesen Dingen. Sie werden die Tiere, die Bäume und Sträucher, selbst die Steine mit völlig anderen Augen sehen. Mit Ihren inneren Augen«, setzte er vielsagend hinzu.
    Kaltenbach fragte sich, ob er überhaupt etwas zu sehen bekäme. Der Wetterumschwung der letzten Tage hatte inzwischen die Höhen des Schwarzwaldes erreicht, und es tropfte, knirschte und gluckerte ringsum. Die weiße Haube des Belchen zeigte bereits an einigen Stellen braun-schmutzige Furchen.
    Nach dem Mittagsimbiss unter den Augen der beiden Wächterinnen war ›Ruhe- und Erholungszeit‹ angesagt. Die meisten Teilnehmer suchten sich einen mehr oder weniger bequemen Platz, tranken Tee oder dösten vor sich hin. Einige blätterten in Büchern aus dem Verkaufsangebot.
    Kaltenbach und Luise gingen vor die Tür hinaus auf den Vorplatz mit dem Sonnenstein. Über ihnen flatterte das Sonnenbanner. Ein paar Schritte entfernt standen zwei Damen und rauchten.
    »Wir müssen die Gelegenheit nutzen. Die Gruppe wird eine Weile unterwegs sein, und in dieser Zeit kann ich das Haus durchsuchen«, sagte Kaltenbach.
    »Gute Idee. Aber warum ausgerechnet du?«
    »Es ist gefährlich. Wir wissen überhaupt nicht, was sich hinter den Türen verbirgt. Und außerdem, wenn jemand kommt?«
    »Kann es sein, dass du nur zu faul zum Laufen bist?«
    Kaltenbach lächelte schelmisch. »Das kann natürlich auch sein. Ernsthaft, es würde

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