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Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Titel: Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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schlichtweg vergessen hatte.
    Kurz vor zehn läutete das Telefon. Markus war am Apparat. Den Hintergrundgeräuschen nach saß er in der Cafeteria des ZFP. »Hör mal, die Fotos, die du mir gegeben hast, da ist etwas Merkwürdiges.«
    »Du meinst, das mit Sutter und den anderen?«
    »Ja, vor allem mit dem Typen vom Friedhof. Meine Kollegin hat ihn tatsächlich wiedererkannt. Aber da stimmt etwas nicht. Am Besten, du kommst kurz vorbei.«
    Kaltenbach vergaß sofort die Papierstapel um sich herum.
    »Ich bin in zehn Minuten da.«
    »Komm gleich in die Cafeteria, die Kollegin hat nicht so viel Zeit.«
    Mit der Vespa ging es schnell. Kaltenbach fuhr die Hochburger Straße entlang stadtauswärts, überquerte den Malecker Kreisel und bog dann zum hinteren Parkplatz des ZFP ein. Die Gebäude der Psychiatrischen Klinik breiteten sich auf einem riesigen Areal außerhalb der Stadt aus. Mächtige alte Bäume und großzügige Rasenflächen hatten das Gelände in den über hundert Jahren seines Bestehens in einen stattlichen Park verwandelt, in dem sich unzählige Vögel zu Hause fühlten. Ein Eichhörnchen huschte in kleinen schnellen Sprüngen vor ihm vorbei, als er zwischen zwei Absperrpollern durch die hintere Zufahrt an der Kapelle hereinfuhr. Zu seiner Linken sah er die mit hohen Zäunen umgebene forensische Abteilung. Bis auf diese Gebäude war die gesamte Anlage des größten Arbeitgebers der Stadt offen und für jedermann zugänglich.
    Kaltenbach stellte die Vespa neben einem runden Teich vor dem Eingang zum Gemeinschaftszentrum ab und ging die letzten Schritte zu Fuß. Im Außenbereich des Kaffeehauses saßen ein paar Raucher in der Morgensonne. Auf den ersten Blick wirkte die Szenerie wie die Idylle eines Ausflugslokals.
    »Heute kommt Gott nicht mehr, heute nicht!« Einer der Männer sprang beim Anblick Kaltenbachs auf und streckte ihm beide Arme entgegen. Er schien ihn aber nicht wirklich wahrzunehmen und sprach mehr zu sich selbst. »Heute nicht!« Er begann sich langsam zu drehen und leise zu singen. Die übrigen Frauen und Männer saßen in kleinen Gruppen, die meisten den Blick auf einen imaginären Punkt gerichtet, den nur sie selbst kannten.
    Auch im Innern der Cafeteria herrschte reger Betrieb. Der große Raum war hell und freundlich. Pastelltöne überzogen die Wände, an denen vereinzelt selbst gemalte Bilder hingen. Überall standen Bistrotische mit Stühlen, an einem altmodischen Klavier saß ein junger Mann im Trainingsanzug und spielte.
    Markus saß zusammen mit einer Frau in der Nähe des hinteren Eingangs. Kaltenbach holte sich an der Theke eine Tasse Kaffee und gesellte sich zu den beiden.
    »Wir kennen uns vom Sehen«, begrüßte ihn die gut aussehende Enddreißigerin. Sie trug eine beigefarbene Bluse, helle Stoffhosen und Gesundheitssandalen. Die braunen Haare hatte sie hinter dem Kopf zusammengesteckt.
    »Marita Koch, psychologische Betreuung«, fügte sie lächelnd hinzu, als sich auf Kaltenbachs Gesicht Verlegenheit breit machte.
    Er erinnerte sich dunkel, war jedoch nicht sicher. »Musik?«, fragte er.
    »Leider nicht. Sporthalle.«
    Es war einige Zeit her, dass Kaltenbach in seinen Anfangsjahren in Emmendingen als freier Mitarbeiter Arbeitsgruppen angeleitet hatte, um ein wenig Geld zu verdienen.
    »Ach ja, Volleyball, Trampolin, Fußball. Immer wieder Fußball«, lachte er. »Aber ich bin nicht gekommen, alte Erinnerungen aufzufrischen. Leider«, fügte er rasch hinzu und versuchte ein Lächeln. Die beiden Fotos, die er Markus gegeben hatte, lagen auf dem Tisch zwischen den Kaffeetassen und den Resten einer Butterbrezel.
    »Hast du, ich meine, habt ihr etwas herausgefunden?«
    »Ich habe ihn sofort wiedererkannt«, nickte Marita, »auch wenn es schon ein paar Jahre her sind.«
    »Sutter?«
    »Nein, diesen hier.« Sie klopfte mit dem Zeigefinger auf die Vergrößerung. »Frank Blaschke. Es war nicht einfach mit ihm. Vordergründig lief die Arbeit mit ihm gut, er wirkte umgänglich, machte keine Schwierigkeiten. Aber in Wahrheit ließ er niemanden an sich ran.«
    »Blaschke?« Kaltenbach war überrascht. »Ich denke, er heißt Gerstner. Doktor Gerstner.«
    »Nein, das ist eine Verwechslung. Doktor Gerstner war damals der behandelnde Arzt. Dies hier ist Frank Blaschke. Er war Patient. Etwa zwei Jahre. Halbfreiwillige Langzeitbehandlung. Aggressive Schizophrenie nach Drogenmissbrauch.«
    »Ein Kiffer? Ein Junkie?«
    »Nein, nein. Das dachten die Ärzte zuerst auch. Aber es stellte sich schnell

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