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Teufelskreis

Teufelskreis

Titel: Teufelskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith R. A. DeCandido
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zu altern, aber sie hatte immer noch genug Lebenskraft, um sich von ein bisschen Gelächter nicht umwerfen zu lassen.
    Genau genommen war es der beste Lacher, der seit Jahrhunderten aus ihr herausgebrochen war.
    Proudmoore schaute wie jemand, der in eine Zitrone gebissen hatte. Ihr Gesicht war wutverzerrt. „Ich verstehe nicht, was daran so komisch sein soll.”
    „Natürlich nicht.” Aegwynn lachte und atmete ein paar Mal tief ein und aus. „Wenn Ihr all den Müll glaubt, der über mich kursiert, seid Ihr selber schuld.” Sie tat einen weiteren Atemzug, der sich in ein Seufzen verwandelte. „Nun, wenn Ihr wahrhaftig darauf besteht, in meine Privatsphäre einzudringen, Lady Jaina Proudmoore aus der ach so noblen Stadt Theramore, dann setzt Euch.” Sie wies auf den geflochtenen Stuhl, für dessen Herstellung sie das gesamte dritte Jahr ihres Exils geopfert hatte, sich aber nach seiner Fertigstellung weigerte, je darauf Platz zu nehmen.
    „Setzt Euch, und ich werde Euch die wahre Geschichte erzählen, wie ich zur Wächterin von Tirisfal wurde… und warum ich die Letzte bin, die Ihr als irgendeine Art von Heldin feiern solltet…”
     
    Achthundertvierundsiebzig Jahre zuvor
    Zum ersten Mal seit Jahren jagte Tirisfal Aegwynn Angst ein. Die Wälder nördlich der Hauptstadt von Lordaeron waren immer ein Ort der Schönheit und Ruhe gewesen, fern vom Alltag. Ihre Mutter hatte sie das erste Mal auf einem Ausflug hierher mitgenommen, als sie noch ein junges Mädchen gewesen war. Die kleine Aegwynn hatte die Landschaft gleichzeitig als erschreckend und faszinierend empfunden. Sie war überrascht, dass die Tiere frei herumliefen, war fasziniert von der unglaublichen Farbenpracht der Vegetation und begeistert, wie viele Sterne sie des Nachts sehen konnte, weit weg von den Lichtern der Stadt.
    Im Laufe der Zeit war die Angst verschwunden. Sie wich Freude, Verwunderung und immer wieder Erleichterung.
    Bis heute. Heute war die Angst mit aller Macht zurückgekehrt.
    Seit ihrer Kindheit war sie eine Schülerin des Zauberers Scavell, zusammen mit vier anderen, die aber natürlich Jungen waren. Aegwynn wollte schon immer Magierin werden, aber ihre Eltern hatten ihr stets gesagt, dass sie irgendwann irgendjemands Frau werden würde. Und dass ihr Herumspielen mit Kräutern im Augenblick noch in Ordnung sei. Aber bald schon würde sie wichtigere Dinge lernen - wie Nähen und Kochen…
    Diese Predigten ließ sie so lange über sich ergehen, bis sie Scavell traf und er sie bat, seine Schülerin zu werden. Dabei machte er deutlich, dass er ein Nein als Antwort nicht akzeptieren würde. Ihre Eltern jammerten, sie würden ihr kleines Mädchen verlieren. Aber Aegwynn war begeistert. Aus ihr würde eine Magierin werden!
    Damals gab es nur drei andere Schüler: Falric, Jonas und Manfred. Sie waren genauso merkwürdig wie alle anderen Knaben, die Aegwynn kannte, aber immerhin ein wenig erträglicher. Der vierte, Natale, stieß erst ein Jahr später zu ihnen.
     
    Heute Morgen hatte Scavell verkündet, dass er Mitglied eines geheimen Ordens wäre, den man die Wächter von Tirisfal nannte. Aegwynns erste Assoziation, die sie damit verknüpfte, war, dass der Wald, den sie so liebte, danach benannt worden war. Aber es stellte sich heraus, dass es genau umgekehrt war. Sie nannten sich so, weil sie sich schon seit vielen Jahrhunderten auf dieser Lichtung trafen. Das erstaunte Aegwynn, weil sie nie solche Treffen bemerkt hatte, obwohl sie seit Jahren regelmäßig Ausflüge in die Glades unternahm.
    Dann hatte Scavell ihnen erklärt, dass sie nun in die Glades gehen würden, um die Tirisfalen zu treffen.
    Die Knaben unterhielten sich über Geheimgesellschaften und wie aufregend das alles war. Als wenn es sich um eine Art Abenteuer gehandelt hätte. Aber Aegwynn blieb still. Sie wollte genau wissen, was diese Tirisfalen darstellten. Scavell blieb äußerst vage in diesem Punkt. Während die Knaben auf Scavells Wort vertrauten, wollte Aegwynn mehr wissen.
    „Das wirst du schon noch früh genug herausbekommen, mein Mädchen,” hatte Scavell auf ihre Frage geantwortet. Er nannte sie immer „mein Mädchen”.
    Als Scavell sie in die Glades brachte, war Aegwynn verwirrt, weil sich niemand auf der Lichtung befand. Doch nur Augenblicke später, gerade als sie Scavell fragen wollte, was denn nun sei, gab es einen Lichtblitz. Danach wurden sie, Scavell und ihre Mitschüler von sieben Gestalten umstanden - in einem perfekten Kreis. Drei waren Menschen,

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