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Teufelskreise (German Edition)

Teufelskreise (German Edition)

Titel: Teufelskreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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Käfigschlüssel fallen. Morgens war es hier unten trotz der kleinen Fenster dunkler als sonst. Ich hatte erwartet, dass er wie die anderen noch schlief, und nun hatte er mich dabei überrascht, wie ich an seinem Hemd roch. Ich blinzelte und wartete darauf, dass meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten. Johnny saß in der Ecke neben der Käfigtür, ein Knie angezogen, um sich zu bedecken. Auf seinem Oberschenkel prangte ein Tattoo, aber ich konnte nicht erkennen, was es darstellte.
    »Ihr solltet euch nicht alle wandeln«, flüsterte ich. »Es tut mir so leid.«
    »Du musst dich nicht entschuldigen.«
    »Doch.« Durch die Gitterstäbe reichte ich ihm erst die Kleidung und dann eine Tüte Oreos. Er stellte sie zur Seite. »Menessos hat das Ritual komplett manipuliert und die Kontrolle an sich gerissen. Er ist mächtiger, als ein Vampir eigentlich sein sollte. Ich konnte ihn nicht aufhalten.«
    Johnny schwieg und starrte mich wie der Wolf gestern Nacht an. Dann sagte er: »Er hat dich gezeichnet.«
    »Ich weiß.« Meine Stimme zitterte. Tränen schossen mir in die Augen. Um mir nichts anmerken zu lassen, stieß ich ein abfälliges Geräusch aus und versuchte mich cool zu geben. »Er hat gelogen. Der Dreckskerl.« Ich warf einen Blick zu Theo hinüber. »Wenigstens ist sie am Leben.« Wenn Johnny mich schon weinen sah – mich, die er doch für die knallharte Lustrata hielt – , dann sollte er wenigstens glauben, dass es wegen Theo war.
    Als ich mich wieder umdrehte, kaute Johnny an einem Keks. Dann legte er das Hemd und die Tüte mit Oreos zur Seite und griff nach der Jeans. Als er aufstand, um sie anzuziehen, wandte ich hastig den Blick ab. Trotzdem wanderten meine ungehorsamen Augen zurück, bevor der Denimstoff über seinen Hintern glitt, und ich erhaschte einen zweiten Blick auf das keltische Knotenmuster, das seinen Bizeps verzierte, und den chinesischen Löwenhund und den Drachen, die auf seinem Rücken miteinander kämpften.
    Am anderen Ende des Ganges erwachte Celia, streckte sich zufrieden stöhnend und griff nach den Keksen. Ich hörte das Schmatzen von Küssen, gefolgt von Gekicher. »Hör auf damit, oder du bekommst keine Cantuccini.«
    »Cantuccini?«
    Johnny griff durch die Gitterstäbe, fingerte nach dem Schlüssel und schloss seinen Käfig selbst auf. Schweigsam lehnte er sich gegen die geöffnete Tür, das Hemd über die Schulter geworfen wie ein Handtuch, und aß mit sehr nachdenklicher Miene seine Oreos. Offenbar waren die Kekse sein philosophisches Nahrungsmittel Nummer eins.
    Ich dagegen fühlte mich, als säße ich in einer Falle. Ich konnte nicht einfach so an meinen nackten Freunden, die sich gerade anzogen, vorübergehen. Normalerweise befand ich mich nicht im Keller, wenn sie erwachten. Normalerweise öffnete ich die Käfige, brachte Donuts und verschwand wieder, so schnell es ging. Sie besaßen ein Recht auf ihre Privatsphäre, die ihnen selbst egal sein mochte – mir war sie es nicht. Deswegen blieb ich an Ort und Stelle stehen und wartete.
    Celia trat aus ihrem Käfig und bemerkte mich. Sie wollte etwas sagen, aber in diesem Moment schlug Theo die Augen auf, stöhnte und regte sich sehr langsam. Dann griff sie nach den Keksen. Celia und ich lächelten uns an. Nachdem Theo ein paar Kekse gegessen hatte, setzte sie sich auf und nahm den Jogginganzug. Die Nussdose rollte ins Heu. »Der … der gehört doch gar nicht mir«, sagte sie.
    »Es ist meiner«, sagte ich. »Ich hatte nichts von deinen Sachen da.«
    »Seph? Was machst du denn hier unten? Warte – ich habe mich nicht hier im Keller gewandelt, oder?«
    »Nein.«
    Sie stand auf und zog sich schnell den Anzug über. »Was ist passiert, verdammt?«
    Endlich waren alle angekleidet. Erik kam zu uns, und wir warfen uns unsichere Blicke zu.
    Theo stand in der Tür ihres Käfigs. »Jetzt erinnere ich mich wieder … « Sie schloss die Augen. »Mein Auto. Ich erinnere mich, wie ich mich selbst befreit habe.« Sie sah mich an. »Ich erinnere mich … Goliath!«
    »Es ist meine Schuld, Theo.«
    Ihre Miene wurde hart, ihr Ton scharf und zornig. »Du meinst, dieses Arschloch hat mich von der Straße gedrängt, weil ich mich nach ihmerkundigt habe?«
    »Natürlich. Er hat versucht, dich zu töten, weil ich Fragen gestellt habe. Als ich dich um deine Hilfe bat, wusste ich nicht, wie gefährlich er ist. Es tut mir so leid.«
    Theodora Hennessey war keine schwache Frau. Sie hatte lange, schlanke Glieder und bewegte sich mit einer aggressiven

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