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Teufelskreise (German Edition)

Teufelskreise (German Edition)

Titel: Teufelskreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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unheimlich, dass du noch nach deinem Menschenverstand gehandelt hast«, fügte ich hinzu.
    »Na ja.« Er zuckte die Achseln. »Komisch, was?«, sagte er nur, bevor er sich wieder ganz seinem Essen widmete.
    Mit seiner Reaktion stimmte er mir zu, signalisierte aber gleichzeitig, dass er nicht darüber sprechen wollte. Ich hätte ihn sowieso nicht gedrängt, denn ich wusste, dass er mir alles Relevante erzählen würde. Wann auch immer. Erik, der in der Tür lehnte, einen Becher Kaffee in der einen und ein Omelettbrötchen in der anderen Hand, teilte hingegen nicht meine Zurückhaltung. »Behältst du immer deinen Menschenverstand, wenn du dich gewandelt hast?«, wollte er wissen.
    »Jepp.« Johnny aß seine Frühstücksflocken und starrte auf die Rückseite der Schachtel, als könnte er durch reine Willenskraft das Thema wechseln. Aber vergeblich. Die Spannung im Raum stieg. Selbst Celia und Theo hatten jetzt aufgehört zu essen. Alle starrten ihn an.
    Kein Wunder, dass Johnny von meinem Stigma gewusst hatte. Bisher war mir noch gar nicht aufgefallen, wie seltsam das war. Wusste er etwa auch, dass Menessos mich geküsst hatte? Sofort erschien das Gesicht des Vampirs vor meinem geistigen Auge und ich spürte seinen –
    Verdammt!
    Konnte Menessos das Zeichen vielleicht dazu benutzen, um meine Gedanken zu steuern und eine Art Gegenliebe oder Leidenschaft in mir zu wecken? So wie er es mit seinen Blicken getan hatte, nur aus der Entfernung? Aber er war doch ein Vampir. Ich sollte nur abfällig an und über ihn denken … Warum aber empfand ich dann jetzt Bewunderung für ihn? Warum stellte ich mir vor, wie ich Dinge mit ihm tat, an die ich schon seit sehr langer Zeit nicht mehr gedacht hatte? Zumindest bis vor ein paar Tagen, als ich diese Dinge in meiner Vorstellung mit Johnny getan hatte.
    Ich rief mich zur Ordnung. Meine Gedanken waren ungefähr genauso unsinnig wie die eines verknallten Teenagers.
    Trotzdem konnte ich nicht anders, als sie immer wieder zu denken. Menessos hatte Vivian zu sich zurückgeholt. Sie hatte allen Grund, wütend auf mich zu sein, und sie würde sicherlich bereit sein, alles zu tun, um sich den Schmerz und die Folter zu ersparen, die Menessos ihr mit größter Wahrscheinlichkeit zufügen wollen würde.
    »Aber wie ist das möglich?«, wollte Theo wissen und riss mich aus meinen Gedanken zurück in die Gegenwart.
    Johnny, der immer noch niemanden ansah, schüttete weitere Frühstücksflocken in seine Schale. »Keine Ahnung.« Sein Ton wurde ein wenig schärfer. Offenbar hatten wir einen wunden Punkt berührt.
    Theo legte betont entspannt ihre Arme auf Beverleys Stuhllehne. Ich wusste, dass Johnny noch nicht vom Haken war. »Du hast wirklich ein paar interessante Tattoos«, sagte sie gut gelaunt, als würde sie das Thema wechseln. »Ich wollte dich schon immer mal nach deren Bedeutungen fragen.«
    Johnnys Miene verfinsterte sich. Anscheinend war das Thema keineswegs gewechselt.
    Theo nippte an ihrem Kaffee. »Wie lange hast du die schon?«
    »Lange genug.« Er legte den Löffel auf den Tisch, dann richtete er seinen Udjat-Blick auf sie, als wollte er sie einschüchtern. Bei mir hatte die Taktik bisher immer ohne größere Anstrengung geklappt.
    Wäre ich Theo gewesen, hätte ich an dieser Stelle das Thema fallen lassen. Wenn man in der Wunde eines wilden Tieres herumstocherte, wurde man meistens später von ihm zerfleischt. Aber auf Theo hatten Johnnys Einschüchterungsversuche anscheinend keine Wirkung. Wahrscheinlich weil Fragenstellen ihr Beruf war. »Warum hast du dir das ägyptische Udjat, das chinesische Krafttier und das keltische Knotenmuster auf deinem Arm ausgesucht? Das ist ein interessanter Mix aus verschiedenen Mustern und Kulturen.«
    Johnny schwieg.
    »Hat es eventuell etwas mit deinen Vorfahren zu tun?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    Theo legte den Kopf schief. »Dann verstehe ich es nicht.«
    »Ich habe mir keins meiner Tattoos selbst ausgesucht.«
    Theo schien nicht so überrascht zu sein wie wir anderen. Sie hatte den Blick einer Katze aufgesetzt, die zusieht, wie eine Maus in eine sorgsam ausgelegte Falle läuft. »Du hast es jemand anderem überlassen, die Motive auszusuchen, die du dein ganzes Leben lang am Körper tragen wirst?«
    Johnny schob den Stuhl zurück und die halb volle Schale von sich. Er stand auf. »Ich erinnere mich nur noch daran, dass ich angegriffen wurde.« Mit einer Hand fuhr er sich durch das dunkle Haar. »Und daran, wie ich aufgewacht bin. Nackt, in

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