Teufelskreise (German Edition)
lag ich in Nanas Armen. »Ich halte dich«, sagte sie.
Nana sprach die Worte, um die Energie der Elemente wieder loszulassen: »Ich danke euch, Erde, Luft, Feuer und Wasser! Wir geben euch jetzt frei. Kommt aus eurem eigenen Willen, wenn wir euch erneut rufen.« Sie strich mir über das Haar. »Wenn wir es je wagen sollten, euch wieder zu rufen«, fügte sie hinzu. »Der Kreis ist jetzt offen. Beverley, geh zur Tür. Mach keine plötzlichen Bewegungen. Sei langsam und vorsichtig.«
Ein silbergrauer Wolf sprang zur Tür und stieß einen tiefen, wilden, gutturalen Laut aus. Beverley blieb wie angewurzelt stehen, schrie aber nicht. Der Wolf war größer als Ares je werden würde, seine Schnauze war leicht nach oben gebogen. Er blähte die Nasenlöcher und bleckte die weiß schimmernden Eckzähne. Langsam kauerte sich das Tier auf seine Vorderpfoten, bereit zum Sprung.
Ein größerer, schwarzer Wolf sprang auf seinen grauen Partner zu, schnappte nach ihm und knurrte ihn an. Mit gesenktem Kopf und Schwanz sank der graue auf den Boden und knurrte tief. Der schwarze Wolf blieb über ihm stehen und packte ihn mit den Zähnen im Nacken. Er knurrte böse, bis der Graue sich auf den Rücken rollte und unterwürfig seinen Bauch präsentierte. Erst dann ließ er ihn los und wandte sich um, hielt sich aber zwischen uns und dem grauen Wolf. Mit einem Bellen befahl er dem dritten, gelbbraunen Tier, sich zu dem grauen zu gesellen. Als die beiden nebeneinanderstanden, bellte der schwarze Wolf das letzte, schwarzgraue Tier an, das auf dem Bett lag – doch der Laut war sanfter als zuvor.
Der schwarzgraue Wolf spitzte die Ohren und kroch an den Rand der Matratze, wobei er den Infusionsschlauch mit sich zog. Er hielt inne, schnupperte daran und winselte. »Dr. Lincoln«, sagte ich leise.
Vorsichtig trat der Tierarzt näher. Als er die Hand nach dem schmalen Vorderbein des Wolfs ausstreckte, schnappte dieser nach ihm. Mit einem erschrockenen Schrei stolperte der Arzt zurück und prallte gegen die Wand, sodass seine Brille verrutschte. Das schwarze Tier machte einen Satz nach vorn und knurrte das schwarzgraue so lange an, bis es jaulte und den Kopf senkte, dann suchte der schwarze Wolf meinen Blick.
»Hat sie Sie erwischt, Doktor?«, fragte ich.
Erst jetzt schien der Arzt zu begreifen, in welcher Gefahr er sich befand. Er rückte seine Brille gerade, dann betrachtete er prüfend seinen Arm. »Nein. Nein, das hat sie nicht.«
»Ich glaube, Theo ist jetzt bereit. Sie können die Nadel entfernen.«
Er drückte sich gegen die Wand. »Aber ich bin noch nicht bereit, ein Wærwolf zu werden.« Er schluckte so schwer, dass es ihm Schmerzen bereiten musste. »Ich meine, na ja … Sie verstehen schon.«
Ich verstand, aber irgendjemand musste Theo von dem Schlauch befreien. Ich entzog mich Nanas Griff und taumelte zum Bett.
Mit leicht gebeugten Knien stützte ich mich gegen das Fußende des Bettes und streckte langsam die Hand nach dem Vorderbein des Wolfs aus. Als ich es vorsichtig berührte, drehte er den Kopf und sah mich unverwandt an. In den dunklen Augen lag weder Freundschaft noch der Ausdruck von Erkennen, und doch wusste ich, dass es Theo war, die da vor mir saß. Wir hatten es geschafft! Sie hatte sich vollständig gewandelt. Am liebsten hätte ich vor Erleichterung geweint, doch ich war so erschöpft, dass ich nicht einmal mehr Tränen vergießen konnte. Sanft zog ich an dem Klebeband. Es hatte an ihrer menschlichen Haut geklebt, doch auch die hatte sich gewandelt, sodass das Klebeband ohnehin nicht mehr an ihr haftete. Leichter als erwartet zog ich die Nadel aus Theos Körper und ließ sie auf das Bett fallen. Dann stützte ich mich vom Fußende ab, rappelte mich auf und trat zurück.
Wieder begann der schwarze Wolf kurze und leise Heuler auszustoßen. Die schwarzgraue Wölfin setzte langsam ihre Vorderbeine auf den Boden auf. Ihre Hüfte zog sie nach, als würde sie unter Schmerzen leiden.
Die Wölfe mussten jetzt in den Zwingern im Keller untergebracht werden, doch ich fürchtete, dass das Treppensteigen der verletzten Wölfin schwerfallen würde. Vorsichtig trat ich auf sie zu und beugte mich zu ihr hinunter. Nana packte mich bei den Armen, weil sie wohl dachte, ich würde vor Schwäche stürzen. »Ist schon gut«, sagte ich, während ich der Wölfin die Hand hinhielt. Sie schnupperte daran. »Ich kann dir die Treppe hinunterhelfen.«
Der schwarze Wolf kam näher und drängte mich mit der Schulter ab. Dann drehte er sich
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