Teufelskreise (German Edition)
Offenbar war er dazu in der Lage. Ohne die Kolumne würde ich Zeitungen austragen müssen, um Nana und Beverley zu ernähren.
Ich legte das Telefon zurück. Durch das Fenster sah ich Johnny, der mit seinem Rücken zum Haus im Garten stand und auf das Kornfeld hinausstarrte, breitbeinig, die Hände in den Taschen seiner Jeans vergraben. Er erinnerte mich an den schwarzen Wolf. Ich stellte meinen leeren Becher neben die Kaffeemaschine und ging durch die Garage hinaus in den Garten.
Der seltsame Schmerz war noch immer da; ich spürte ihn besonders dann, wenn mich nichts von ihm ablenkte – wie jetzt zum Beispiel Johnnys Körper. Mit keiner Regung zeigte er, dass er mich kommen hörte. Doch als Wær hatte er mich mit Sicherheit bemerkt.
»Johnny.«
»Ja.«
»Ich habe gerade einen interessanten Anruf von meiner Agentur erhalten.«
Seine Überraschung war groß genug, dass er sich zu mir umdrehte. »Weswegen?«
»Sieht so aus, als würde meine Kolumne in allen großen amerikanischen Zeitungen erscheinen.«
Er hob eine Augenbraue. »Komisches Timing.«
»Ja. Und der Mitteilung lag eine an mich gerichtete Nachricht bei. Sie lautet: ›Du hast nichts zu fürchten.‹ Ich habe Menessos dasselbe gesagt: Wenn er mir mit Theo helfen würde, hätte er nichts zu fürchten, weil ich ihm Vivian, das Buch und den Pflock übergeben würde.«
Als ich den Pflock erwähnte, blickte Johnny wieder aufs Feld hinaus.
»Wahrscheinlich will er mir mit der Nachricht sagen, dass es besser ist, ihm den Pflock auszuhändigen und ihn in Ruhe zu lassen, als auf dumme Gedanken zu kommen.«
»Er will dich einschüchtern.«
»Ja, das glaube ich auch. Er könnte meine Karriere genauso gut beenden, wie er sie jetzt vorantreibt, und das kann ich mir nicht leisten, jetzt, wo ich Nana und Beverley ernähren muss. Goliath hat sicher nicht versäumt, ihn darauf hinzuweisen, und … « Ich führte den Gedanken nicht weiter aus. »Wie auch immer, ich weiß einfach, dass wir ihm den Pflock geben müssen.«
»Vielleicht beeinflusst das Stigma ja auch deine Entscheidung?«
Ich biss die Zähne fest aufeinander. War das möglich? Vielleicht, trotzdem hatte ich vor, ein einmal gegebenes Versprechen auch zu halten. »Kannst du mir nicht einfach in diesem Punkt vertrauen?«
»Ich vertraue dir. Aber nicht ihm.«
Ich ließ den Kopf nach vorne fallen und fixierte meine Füße. »Ich gebe zu, dass ich nicht viel über Vampire weiß. Kannst du mir vielleicht etwas sagen, das mich überzeugt? Ich meine, warum weigerst du dich so entschieden, ihm zu trauen?« Ich hielt inne. »Weil er mich geküsst hat?«
»Ich finde, die Frage ist doch eher: Ist dieser Kuss der Grund, dass du jetzt so … fügsam bist?«
Was sollte ich dazu sagen? Ich hatte das Thema schließlich selbst angeschnitten. »Er hat vor meinem Haus einen Bluteid geschworen, dass niemand zu Schaden kommen würde und –«
»Niemand?« Johnny wirbelte herum und packte meine Arme. »Scheiße, Red! Er hat dich gezeichnet! Du gehörst jetzt ihm! Der gottverdammte Vampir hat dich markiert wie ein Hund, der einen Feuerhydranten anpinkelt, um sein Territorium zu kennzeichnen!«
Er ließ mich los und wandte sich ab.
»Es tut mir leid«, flüsterte ich. »Ich habe mich geirrt. Menessos hat doch jemanden verletzt. Dich.« Halb erwartete ich, dass Johnny es abstritt, aber er reagierte nicht. »Wahrscheinlich war das auch der einzige Zweck. Menessos wollte nicht mich – warum auch? Ich bin nichts als –«
»Die Lustrata.« Er drehte sich wieder zu mir um. »Und es wird ihm nur von Nutzen sein, wenn er dich kontrollieren kann.«
Die Vorstellung allein war schrecklich. Trotzdem war ich noch immer nicht davon überzeugt, dass ich wirklich das war, was alle in mir zu sehen glaubten. »Weiß er denn, wofür ihr mich haltet?«
»Sag es! Sprich das Wort wenigstens aus, statt immer um den heißen Brei herumzureden.«
»Glaubst du, er weiß, dass ihr glaubt, ich sei die … die Lustrata?«
Johnny packte mich wieder bei den Armen und trat noch näher, während er mich gleichzeitig an sich zog. »Verdammt, Persephone! Du bist es! Du bist die Lustrata!« Seine Hände zitterten trotz seines festen Griffes. Er tat mir weh. Hätte Leidenschaft genügt, mich von meiner neuen Identität zu überzeugen, dann wäre ich jetzt sicher gewesen. Aber so war es nicht.
Johnny suchte vergeblich nach Worten und ließ mich los. Meine Arme schmerzten. »Weiß es Menessos?«
»Keine Ahnung.« Er drehte sich weg und fuhr sich
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