Teufelskreise (German Edition)
Hohepriesterin.«
»Intuition«, sagte ich.
Sie deutete mit ihrem Zeigefinger darauf. »Wieder tauchen die schwarzen und weißen Säulen auf, sehen Sie? Das geheime Muster Ihrer Aufgabe oder Ihr individuelles Schicksal ist etwas, das Sie bereits kennen. Aber vielleicht suchen Sie noch nach einer anderen Zukunft, obwohl die, für die Sie bestimmt sind, bereits angebrochen ist.«
»Ich glaube, ich weiß bereits, was ich zu tun habe. Und ich suche nicht nach einem Ersatz.« Johnny nahm die Karte und betrachtete sie. »Wer ist sie?«
Nana schenkte mir ein verstohlenes Lächeln, während er die Karte studierte, dann wandte sie sich wieder an ihn. »Sie ist die Königin der Unterwelt. Sie ist Persephone.«
Meine Kinnlade klappte hinunter. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Johnny erstarrte, die Karte betastete und dann wieder auf den Tisch legte. Seine Stimme war tiefer als gewöhnlich, als er sagte: »Reden Sie weiter.«
»Hier, an der fünften Stelle, liegt die Karte für die Vergangenheit: die Stärke. Sie zeigt Herakles. Er kämpft mit einem Löwen, der den animalischen Aspekt seines eigenen Charakters repräsentiert. Ich denke, wir wissen alle, worauf sich das bezieht. Die sechste Karte ist der Gehängte, Prometheus. Sie repräsentiert die Zukunft und bedeutet, dass Sie etwas opfern müssen, um etwas von größerem Wert zu gewinnen.«
»Zum Beispiel was?«, fragte Johnny.
»Ich weiß es leider nicht.«
»Gibt es nicht irgendwelche Anhaltspunkte? Hinweise?«
»Nur, dass alles sehr wahrscheinlich nicht einfach werden wird. Es könnte etwas Körperliches sein, dass Sie aufgeben müssen – oder vielleicht etwas Immaterielles, etwa eine bestimmte Überzeugung oder Haltung. Der Wagen ist die siebte Karte.« Sie hielt sie hoch. »Sehen Sie, dass Ares einen Wagen fährt, der von einem schwarzen und einem weißen Pferd gezogen wird? Die beiden erinnern uns an die schwarze und die weiße Säule, nicht wahr? Die Pferde versuchen in die entgegengesetzten Richtungen zu laufen.«
»Das sehe ich.«
Nana lächelte schief. »Ares wird sein Ziel nicht erreichen, wenn seine Motivationen sich nicht im Einklang befinden, oder?«
»Nein.« Johnny betrachtete die Karte mit finsterem Blick. »Und was bedeutet diese Position?«
»Sie zeigt Ihren Blick auf sich selbst. Diese Karte sagt mir, dass es in Ihrem bisherigen Leben für Sie weder sehr gut noch sehr schlecht gelaufen ist. Sie haben gelernt, zu akzeptieren, was es heißt, ein Wærwolf zu sein, aber vielleicht haben Sie die Tatsache, dass Sie selbst einer sind, noch nicht ganz angenommen. Vielleicht hegen Sie immer noch einen Groll deswegen. Denken, Ihnen sei etwas genommen worden, wenn Ihnen doch eigentlich etwas gegeben wurde.« Nana schwieg einen Moment. »Sie befinden sich auf dem Weg zu einem Ziel, aber Sie können dort nicht ankommen, wenn Sie Ihre Motivationen nicht dazu bringen zusammenzuarbeiten. Selbst wenn Sie es wollten, ja selbst wenn Sie es müssten , könnten Sie nicht an zwei Orten gleichzeitig sein.« Sie tippte auf die Ecke der nächsten Karte. »Die achte Position steht dafür, wie andere Sie sehen. Ich kann Ihnen versprechen, dass diese Karte keinen Raum für ein Missverständnis lässt.«
»Der Eremit.«
»Ja.«
»Mit der Sense sieht er eher aus wie der Tod.«
»Kronos war der jüngste der Titanen und der Vater von Zeus. Die Lampe, die er hält, repräsentiert die Geduld und die Einsicht, die er in seiner Einsamkeit gewonnen hat. Einsicht ist vielleicht eine gute Sache, aber ist sie die Einsamkeit wert?«
Johnny sah Nana unverwandt an. »Könnten Sie sich bitte etwas weniger rätselhaft ausdrücken?«
»Ich glaube, alles wird mit der letzten Karte verständlicher werden, also haben Sie Geduld. Die neunte Karte stellt entweder Ihre Hoffnungen oder Ihre Ängste dar, in manchen Fällen auch beides gleichzeitig. Die Karte zeigt den Teufel in der Gestalt von Pan, der für das Band steht, das alle Menschen zu den vom Instinkt gesteuerten Tieren spüren, die sie eigentlich noch sind. Pan ist halb Mensch, halb Tier, er ist ein ungezähmter Naturgott«, sie sah Johnny ernst an, »und er ist auch ein Musiker.«
Johnny grinste wieder. Er sah zum Küssen aus.
»Symbolisiert Pan nun meine Hoffnung oder meine Angst?«, fragte er.
»Beides, so glaube ich. Sie hoffen, ganz annehmen zu können, was Sie geworden sind und was Sie für eine Bedeutung haben, aber gleichzeitig fürchten Sie sich auch davor.«
»Jetzt bin ich wieder verwirrt.«
»Prägen Sie sich
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