Teufelskreise (German Edition)
mit der Hand durchs Haar. »Wenn nicht, dann musst du dafür sorgen, dass er es nie erfährt. Aber da du jetzt sein Zeichen trägst, kann es sein, dass das unmöglich ist.«
»Vivian wusste es. Sicher hat sie es ihm bereits gesagt. Und Johnny, Nana meinte, ich bräuchte das Stigma, um überhaupt die Lustrata zu sein. Es sei notwendig. Wenn sie recht hat, dann … «
Lange Zeit standen wir schweigend Seite an Seite im wärmenden Sonnenlicht und im kühlenden Wind. Ich wollte nicht zurück ins Haus gehen, wollte lieber ins Feld laufen und einfach immer weiter rennen.
Beverley kam aus dem Haus gehüpft und stellte sich zwischen uns. »Demeter hat mich geschickt«, sagte sie. »Sie will mit dir sprechen, Johnny. Irgendwas wegen ihrer Tarotkarten.«
Fragend sah er mich an.
»Anscheinend bin ich nicht die einzige Person hier, die nicht mehr sein will, als sie nach außen hin scheint, oder?«
Johnny setzte sich in Bewegung. »Komm.«
26
Als wir aus der Sonne ins Haus traten, kam mir das Wohnzimmer dunkel vor. Meine Augen stellten sich nur langsam um. Ich hatte in der Küche bleiben wollen, aber Johnny bedeutete mir, ihm zu folgen. Er wollte mich an seiner Seite haben.
Nana saß an einem Ende der Couch und wies Johnny an, am anderen Platz zu nehmen. »Gut, Persephone. Ich bin froh, dass du auch da bist. Das solltest du dir ansehen.«
Ich setzte mich ihnen gegenüber auf den Boden. Die Karten lagen für mich verkehrt herum, aber ich kannte sie so gut, dass mir die ungewohnte Perspektive nichts ausmachte. Nanas Tarotdeck war hübsch, aber abgenutzt.
»Nach allem, was passiert ist, hoffte ich, dass eine Legung mir mehr Einsicht geben würde. Ich bekam keine Antworten, dafür aber ist es ziemlich eindeutig, dass diese Legung Sie betrifft, Johnny. Ich fand, ich sollte sie Ihnen zeigen.« Sie hielt inne. »Hat Ihnen schon mal jemand die Karten gelegt?«
»Nein.«
Nana zeigte auf die Karten, die auf einer Tarotdecke auf dem Couchtisch ausgebreitet lagen. »Dies ist ein System, das sich Keltisches Kreuz nennt. Die erste Karte repräsentiert Sie. Wie Sie sehen können, ist das der König der Kelche.« Sie nahm die Karte und gab sie Johnny. »Mein Deck ist ein mystisches Deck mit Personen aus der griechischen Mythologie. Der König ist Orpheus. Er war der Sohn der Muse Kalliope und der größte Musiker aller Zeiten. Ich habe gehört, dass Sie eine Band haben und viele Songs geschrieben haben, die Karte passt also gut zu Ihnen.« Sie lächelte ihn offen und freundlich an. »Da es bei den Karten, die dem König der Kelche folgen, immer um Gefühle geht, gilt der König der Kelche als ein Mann, dem menschliche Beziehungen und Erfahrungen über alles gehen. Außerdem ist er jemand, der andere mit Worten beeinflussen kann. Auch deshalb finde ich, dass diese Karte gut zu Ihnen passt. »Die nächste, die, die quer über Ihrem König liegt«, sie legte die erste Karte zurück, »weist auf das Problem hin. Es ist der König der Stäbe, der von Theseus dargestellt wird. Ihr aktuelles Problem ist also ein hitziger, begeisterungsfähiger Mann, ein Mann mit einer gewissen Stärke und herrischem Auftreten, der aber auch ungeduldig und selbstsüchtig ist. Sie wissen, wen die Karte repräsentiert?«
Johnny studierte sie. »Ich glaube ja.«
Alles hörte sich nach einem Vampirzauberer an.
»Und jetzt die dritte Karte … « Plötzlich setzte sich Nana gerader hin. »Ich langweile Sie doch nicht mit meinen Erklärungen, oder?«
»Nein, bitte fahren Sie fort.«
»Die dritte Karte bildet eine Senkrechte über Ihnen und zeigt, wie sich das Problem äußert. Es ist das Gericht, und die Figur darauf ist Hermes, der Götterbote. Sehen Sie diese Säulen hier? Die schwarze und die weiße? Prägen Sie sie sich gut ein. Ich glaube, Sie sehen in Ihre Vergangenheit und können zum ersten Mal ein Muster und einen gewissen Sinn darin erkennen.«
»Ich weiß nicht viel von meiner Vergangenheit.«
»Aber du weißt«, sagte ich, »dass ihr ein gewisses Muster zugrunde liegt, das dich zu deinem Schicksal lenkt.«
Johnny grinste. »Ja, wahrscheinlich.«
Nana erwiderte sein Grinsen. »Nach allem, was in den letzten zwölf Stunden passiert ist, finden Sie es nur ›wahrscheinlich‹?«
»Schon gut, schon gut. Ja, ich erkenne ein Muster.«
»Die vierte Karte zeigt das Unbewusste, das Irrationale des Problems. Ihre eigene Motivation zum Beispiel.« Nana hob die Karte und hielt sie so, dass Johnny und ich sie sehen konnten. »Die
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