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Teufelskreise (German Edition)

Teufelskreise (German Edition)

Titel: Teufelskreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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erledigt war, knipste ich die letzte Lampe aus, ging die knarrenden Eichenstufen meiner Treppe hinauf und beschloss währenddessen, mir Watte in die Ohren zu stopfen, um Poopsies Gebell nicht ertragen zu müssen.
    Das Telefon klingelte.
    Ich drehte mich um und ging wieder ins Erdgeschoss zu dem schnurlosen Apparat, der auf dem Beistelltisch lag. Ich griff danach und drückte, noch während ich mich umwandte, um wieder Richtung Treppe zu gehen, die Annahmetaste. »Hallo?«
    »Junge, Junge, du hast wirklich ein Händchen für Männer!« Es war Theo.
    »Wie meinst du das?«
    »Dieser Goliath. Besser als ein Film auf ›Lifetime‹.«
    »Was hast du herausgefunden?«
    »Ich habe gerade alle Ausdrucke und Kopien an dich in die Post gegeben. Es ist zu spät, um ins Detail zu gehen, aber eine kurze Zusammenfassung kann ich dir schon liefern: Er ist in Texas geboren und scheint erst ein ganz normales Leben gelebt zu haben. Dann aber sorgte er für eine Sensation, als er mit zehn Jahren die höchstmögliche Punktzahl in einem Test erzielte, der die Studientauglichkeit feststellen sollte. Achtundvierzig Stunden, nachdem das Ergebnis bekannt geworden war, wurde er entführt. Nachts aus seinem Bett.«
    Mein Magen krampfte sich zusammen. Wegen genau solchen Geschichten sah ich mir nie Filme auf »Lifetime« an.
    »Und wie alt ist er jetzt?«, fragte ich. »Zwanzig? Dreißig?«
    »Jetzt ist er ein Untoter.«
    »Wie bitte?« Ich blieb wie angewurzelt auf dem oberen Treppenabsatz stehen. »Ein Kindervampir?«
    »Nicht ganz. Sie haben gewartet, bis er ausgewachsen war, bevor sie ihn zu einem der Ihren gemacht haben. Übrigens ist sein jüngerer Bruder, der Zeuge der Entführung war, der berüchtigte Reverend Samson D. Kline.« Sie hielt inne. »Höre ich da ein Winseln im Hintergrund?«
    Wærwölfe verfügen über ein ausgezeichnetes Gehör. »Ja. Nana hat einen Hundewelpen mit nach Hause gebracht.«
    Theos raues Lachen erklang. »Du hättest besser Johnny fragen sollen, ob er bei dir einzieht. Er winselt nicht und ist zudem noch stubenrein.«
    »Bist du dir sicher?«, fragte ich.
    Sie brach in schallendes Gelächter aus.
    Ich setzte mich auf mein Bett und wechselte das Thema. »Samson D. Kline, das ist doch der Typ, der sich in einem Hotelzimmer hat filmen lassen. Zusammen mit –«
    »Genau.«
    Das sanfte Licht meiner Nachttischlampe, das die blass butterblumenfarbenen Wände beleuchtete, konnte nichts gegen die aufsteigende Panik in mir ausrichten. Meine Zielperson war kein Mitglied des Ältestenrates, sondern ein verdammter Vampir. Das hatte Vivian unerwähnt gelassen.
    Ich hasste Vampire. Die meisten von ihnen waren nichts weiter als besserwisserische Kontrollfreaks. Sie rochen wie Erde unter einem Blätterhaufen nach drei Tagen Regenwetter und waren wahrscheinlich ebenso voller Würmer. Ich unterdrückte einen Schauer. Ich konnte mir nichts Gruseligeres vorstellen.
    Ich würde Vivian anrufen, ihr mitteilen, dass unser Deal geplatzt sei, und gleich danach Johnny absagen – oder zumindest dafür sorgen, dass er nicht in die Stadt fuhr. Von weiteren Flirtversuchen würde ihn wohl nur ein starker Keuschheitszauber abhalten.
    »Persephone? Du sagst ja gar nichts.«
    »Damit hatte ich nicht gerechnet.«
    »Womit? Dass hinter seinem Bruder ein fundamentalistischer Heuchler steckt?«
    »Nein, dass Goliath Kline ein Vampir ist.« Ich stand auf, schlüpfte aus meiner Jeans und warf sie auf den Korbsessel in der Zimmerecke. »Weißt du auch, wo er seinen Drecksack aufbewahrt?« Vampire mussten auf einem Kissen schlafen, das mit ihrer Heimaterde gefüllt war. Ich stellte mir immer vor, wie sich die Würmer darin verkrochen, wenn sie sich an den Vampiren satt gefressen hatten. Bäh.
    »Auf der Straße erzählt man sich, er habe eine wichtige Position bei einem Meistervampir inne.«
    »›Auf der Straße erzählt man sich‹ – wie sich das anhört.« Aber ich hatte meinen Entschluss bereits gefasst. Ich würde mich nicht mit Vampiren anlegen. Ein gefährlicher menschlicher Stalker war eine Sache, Vampire eine andere. Erstens ließen sich Untote nur schwer täuschen – Intelligenz war in ihrem exklusiven Club Pflicht, und zweitens konnte man sich an einen Untoten nicht anschleichen – es sei denn, er wurde abgelenkt von, sagen wir, hundert Maschinengewehren, die im gleichen Moment auf ihn abgefeuert wurden oder von etwas ähnlich Unangenehmem: beispielsweise derSonne. Drittens waren Untote nicht leicht aufzuhalten – und ich sage ganz

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