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Teufelskreise (German Edition)

Teufelskreise (German Edition)

Titel: Teufelskreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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Worte ins richtige Ohr geflüstert, schon springen alle auf den Zug der Arschficker auf. Und das moderne Babylon dreht auch noch Sitcoms über sie. Vermenschlicht sie, als wenn ihre Praktiken nicht Lästerungen gegen Gottes heiligen Plan wären! In der Glotze bringen sie den Trotteln von Mitmenschen bei, diesen Zerstörern der westlichen Welt mit Mitleid und Verständnis zu begegnen.«
    Er ereiferte sich so stark, dass die Männer an den anderen Tischen zu uns herüberstarrten – und damit die Gäste in einem Etablissement wie diesem ihre Blicke von den Kellnerinnen losrissen, musste es schon etwas wirklich Bizarres wie Reverend Kline zu bestaunen geben.
    »Sie haben sie in Talkshows eingeladen, mitten am helllichten Tag, damit Hausfrauen zu dieser neuen Toleranz bekehrt werden –« Seine Stimme wurde wieder lauter.
    »Mister Kline«, unterbrach ich ihn in scharfem Ton. »Wir befinden uns hier im ›Hooters‹.« Ich machte eine Geste, die den Raum einschließen sollte. »Als Sie vorschlugen, sich hier mit mir zu treffen, hatte ich angenommen, Sie würden –«
    »Sie wissen ja, was man über Annahmen sagt.«
    »– hatte ich jedenfalls angenommen, Sie wüssten, dass es sich um ein öffentliches Restaurant handelt, aber anscheinend ist dem nicht so. Außerdem habe ich Sie nicht darum gebeten, bekehrt zu werden, sondern um ein Interview.« Sie heuchlerischer Mistkerl! , fügte ich noch im Stillen hinzu.
    »Aber ich erkläre Ihnen doch nur meine neue Kampagne. Wollten Sie nicht deshalb dieses Interview?«
    Ich lächelte. »Tut mir leid, aber ich weiß nicht, wie Sie zu dieser Annahme kommen.«
    Mein kugelbäuchiger Gast gab einen vom Scotch geschwängerten Seufzer von sich, während seine Augen der Kellnerin folgten, die ein Tablett durch den Raum trug. »Sie wollen sicher hören, wie es dazu kam, dass meine Fernsehsendung abgesetzt wurde, oder?« Sein Gesicht nahm einen gequälten Ausdruck an. »Und alles über dieses Video. Lasst ihr denn nie locker? Das war nur eine Recherche! Ich schwöre es! Ich wollte diese Perversen nur verstehen, um sie bekehren zu können!« Auf seiner kränklich blassen Haut erschienen immer mehr rote Flecken. Mit der Faust schlug er auf den Tisch. »Man hat mich benutzt, zur Schau gestellt … zu einem Teil dieses ganzen Vermenschlichungskomplotts gemacht. Und der Teufel rächt sich grausam an denen, die das Werk Gottes tun.« Er lutschte den letzten Rest vom Scotch von den schmelzenden Eiswürfeln in seinem Glas. »Was für eine Geschichte schreiben Sie denn?«
    Ich brauchte einen kurzen Moment, um mich von seiner gut einstudierten Tirade zu erholen und auf seine Frage zu antworten. »Ich schreibe keine Geschichte.«
    »Aber Sie sagten doch, Sie seien Journalistin und würden mir gerne ein paar Fragen stellen.«
    »Ich bin Journalistin, das stimmt, aber dies ist kein Interview.«
    Er kniff die Augen zusammen. »Was wollen Sie dann von mir?«
    Ich wollte Antworten, und deswegen musste ich seinen bigotten Unsinn wohl bis zu einem gewissen Punkt ertragen. Um Beverleys willen , erinnerte ich mich immer wieder. Wenn ich es wirklich mit einem Vampir aufnehmen wollte, dann musste ich so viel wie möglich über ihn erfahren, jeden kleinsten Vorteil nutzen, der mir eventuell in die Hände gespielt wurde.
    Ich zog einen Hundert-Dollar-Schein aus meiner Handtasche in meinem Schoß. Würde ich nicht mit Vivians Geld heute Nachmittag rechnen können, dann hätte ich damit ein Loch in mein beschränktes Budget gerissen – vor allem nachdem ich bereits für Poopsie alles eingekauft hatte, was ein Hund offenbar zum Leben brauchte. Nonchalant legte ich die Banknote auf den Tisch. Es war ein neuer Schein, noch steif und glatt. Ich schob ihn zu Kline hinüber, ließ aber meine Fingerspitzen noch auf der Banknote ruhen.
    Seine Augen leuchteten auf, bevor sie sich eintrübten. Am Telefon hatte ich ihm nur eine »Spende« von fünfzig Dollar versprochen. Als er Benjamin Franklin sah, wusste er, dass er nicht so leicht davonkommen würde. »Erzählen Sie mir von … Goliath.«
    Er schielte mit einem Auge misstrauisch zu mir herüber, aber seine fleckige Haut wurde wieder blass. »Sie sind ein Teufel, junge Dame.« Seine Lippen zuckten. »Aber Sie bieten zu wenig für meine Seele.«
    »Mister Kline –«
    Er lehnte sich vor, riss den Schein an sich und knüllte ihn in seiner fleischigen Faust zusammen. Dann verzog er das Gesicht und verengte seine Augen zu Schlitzen. Als er tief Luft holte, pustete er wieder

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