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Teufelskreise (German Edition)

Teufelskreise (German Edition)

Titel: Teufelskreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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hatte mich aus dem Konzept gebracht. Plötzlich hatte ich eine Ahnung, wer seine Urheberin war. »Ist das Beverley?«
    »Natürlich ist das Beverley … die kleine Tyrannin.«
    Tyrannin? »Stimmt etwas nicht?« Ich konnte nicht verhindern, dass sie mir meinen Ärger anhörte.
    »Nein. Was wollen Sie, Miss Alcmedi? Und machen Sie es bitte kurz. Dank Beverley komme ich jetzt schon zu spät zur Arbeit.«
    Beverleys Schreie wurden wieder lauter, dann folgten ein paar gedämpfte Geräusche. Zuerst hatte ich gedacht, Beverley sei davongelaufen und habe die Tür hinter sich zugeschlagen, nun aber wurde mir klar, dass Vivian einfach nur in ein anderes Zimmer gegangen war und jetzt die Tür zuhielt, an deren Klinke auf der anderen Seite Beverley zerrte und verzweifelt rief: »Ich will meine Mom!«
    Mir brach es fast das Herz, und ich vergaß meine vorbereitete Rede. »Brauchen Sie Hilfe?«, fragte ich.
    »Ich kann Sie nicht verstehen, Miss Alcmedi, aber machen Sie sich keine Sorgen, ich werde Ihr Geld um vier Uhr bereithalten.« Sie legte auf.
    Ich hielt den Hörer noch immer in meiner Hand, als Nana in mein sonnendurchflutetes Schlafzimmer spazierte.
    »Machst du kein Frühstück?« Ich hörte das Feuerzeug klicken, als sie sich eine Zigarette anzündete.
    »Nein«, sagte ich und konnte den Blick nicht von dem Display des Telefons lösen. Noch immer klangen Beverleys Worte wie ein Echo nach: »Ich will meine Mom, ich will meine Mom … «
    Ich wusste, wie es war, sich so unglücklich und verloren zu fühlen. Ich erinnerte mich, wie ich durch ein Kornfeld gerannt, durch Halme und Spinnweben gestürzt war und so heftig geweint hatte, dass ich vor lauter Tränen nichts mehr sehen konnte. In einem verschlammten Graben zwischen zwei Feldern war ich zusammengebrochen und hatte mich in den Schlaf geschluchzt. Dort war mir zum ersten Mal die Göttin erschienen.
    »Persephone?«, drängte Nana.
    »Du kannst Cornflakes essen. Oder Waffeln toasten.«
    Poopsie sprang ins Zimmer. Irgendwie schaffte er es trotz des Teppichs, ins Schlittern zu geraten, und landete auf seinem Hinterteil. Alles im oberen Geschoss meines Hauses erbebte. Der Kristallrahmen neben meinem Bett kippte mit einem dumpfen Schlag um. Offenbar hatten die lockeren Scharniere trotz des Zierdeckchens nachgegeben.
    Ich drehte mich zur Seite, um ihn wieder aufzustellen, hielt aber inne, um noch einmal meinen Vater und sein Anubis-Amulett zu betrachten. Ich versuchte zu erkennen, ob er unter seinem Sakko vielleicht eine Pistole trug, aber dort, wo sich ein Schulterholster hätte befinden müssen, konnte ich nichts entdecken.
    »Na gut.« Nana verließ das Zimmer. »Ich hoffe nur, du erwartest nicht von mir, dass ich jeden Morgen diesen Schachtelfraß esse. Sogar im Pflegeheim haben wir richtige Nahrung bekommen.«
    Poopsie hockte noch immer dort, wo er auf seinem Hinterteil gelandet war, und hechelte. »Wenn du länger bei uns bleiben willst, musst du ein bisschen vorsichtiger sein«, sagte ich zu ihm. Er bellte ein Mal kurz und erhob sich, um Nana hinterherzuspringen und sich, den Geräuschen nach zu schließen, an ihr auf der Treppe vorbeizudrängen.
    Ich holte das Telefonbuch vom letzten Jahr aus der untersten Schublade des Nachttisches. Das aktuelle lag auf meinem Schreibtisch beim Küchentelefon. In den Gelben Seiten fand ich unter der Überschrift »Kirchen und Andachtsorte«, was ich suchte. In einer großen, schlecht gestalteten Anzeige war zu lesen:»Die Kirche des allmächtigen Gottes, Reverend Samson D. Kline, Pastor«.
    Das arme kleine Mädchen hatte Gerechtigkeit verdient. »Für Beverley«, flüsterte ich, während ich wählte.
    »Sie haben es so gewollt, und sie haben es bekommen. Verdammt seien sie alle!«
    Ich hatte in einer Sitznische im »Hooters« Samson D. Kline gegenüber Platz genommen und konnte nicht anders, als ihn anzustarren. Der fundamentalistische Prediger und örtliche Fernsehevangelist trug einen hellblauen Polyesteranzug und ein weißes Hemd. Das dünne Haar, das er à la Donald Trump quer über seinen Kopf gekämmt hatte, wirkte wie eine graue Haube. Hängebacken umrahmten ein wulstiges Doppelkinn, unter dem eine langweilige schwarze Krawatte hing. Mit seinen dunklen Schweinsäuglein sah Kline so aus, als würde er ständig vergeblich versuchen zu weinen.
    »Diese Homosexuellen«, er sprach das Wort mit einem schleppenden Südstaatenakzent aus, »wollen Gleichheit. Toleranz. Ein einziger Schwuler mit Einfluss in Hollywood und die richtigen

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