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Teufelskreise (German Edition)

Teufelskreise (German Edition)

Titel: Teufelskreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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Härte zu überspielen. Durch die breiten Schultern und den maßgeschneiderten Anzug wirkte seine Figur schlank und doch maskulin.
    Sprachlos beobachtete ich, wie er näher kam. Abgesehen von der modernen Kleidung war er der Artus, den ich mir in all den Jahren erträumt hatte, in denen ich von Camelot fasziniert gewesen war.
    Von Nahem glaubte ich, in seinen Augen – hart und grau, wie eiskalter Stahl – zu lesen, dass sie mehr Schrecken als Glück gesehen hatten. Sein Hemd war bis zum vierten Knopf geöffnet und entblößte die Rundung einer muskulösen Brust. Als ich den Blick wieder seinem außergewöhnlichen Gesicht zuwandte, merkte ich, dass er mich beobachtet hatte, wie ich die ungeschlossenen Knopflöcher zählte. Offenbar hatte ihm der Anblick gefallen.
    »Persephone Alcmedi.« Ich hatte einen exotischen Akzent erwartet, aber er sprach meinen Namen ganz normal aus. Er betonte ihn sogar richtig.
    »Menessos.« Als ich ihn begrüßte, dachte ich wieder daran, dass er ein Vampir war – nicht Artus.
    Er sah sich demonstrativ beifällig um. »Was für ein … ländliches … Plätzchen Sie hier haben.« Ich wusste nicht, ob er damit die Einfachheit meiner Behausung und meine ungepflasterte Einfahrt meinte oder ob er mich nur noch einmal darauf hinweisen wollte, dass es im Umkreis von Meilen niemanden gab, der meine Schreie hören würde.
    Ich lächelte liebenswürdig. »Mein kleines Fleckchen Erde.«
    Mit einer Pose von einschüchternder Perfektion sagte er: »Sie werden jetzt Vivian Diamond, das Buch und die Waffe an mich übergeben und sich nicht mehr in unsere Streitigkeiten einmischen. Geben Sie sie heraus, und ich verspreche Ihnen feierlich, dass ich Sie in Frieden lasse.«
    Was war das Wort eines Vampirs wert? Weniger als das des erstbesten Gauners, wenn man mich fragte. Ich brachte keine so ausdruckslose Miene zustande wie erhofft, also wandte ich das Gesicht ab, um noch einmal in mich zu gehen. Goliath hatte offenbar gesehen, wie ich seinen Meister begafft hatte. Er grinste mich dreckig an. »Es liegt mir fern, mich in Ihre Streitigkeiten einzumischen –«, begann ich.
    »Ich fürchte, nun kommt ein Aber.« Goliath lachte.
    »Aber«, ich funkelte ihn böse an, »ich brauche das Buch.« Ich wollte nicht »Codex« sagen, da ich ihn nicht wissen lassen wollte, dass ich Bescheid wusste. »Wenigstens für den Moment.«
    Menessos kam auf mich zugeschlendert und blieb vor dem Verandageländer und damit direkt vor meinem Schutzbann stehen. An seinem Gesichtsausdruck war deutlich abzulesen, dass er meine Weigerung ebenso vorhergesehen hatte wie Goliath. »Das Buch gehört Ihnen nicht.«
    »Das weiß ich. Und ich werde es Ihnen auch zurückgeben, aber zuerst muss ich den Schaden wiedergutmachen, den Goliath meiner Freundin zugefügt hat.«
    Menessos kniff die Augen zusammen. »Was wollen Sie damit sagen?«
    Ich sah keinen Grund, warum ich es ihm verschweigen sollte. »Ich werde ein Ritual aus dem Buch durchführen, um Theos Leben zu retten.«
    Er zog eine Braue hoch. »Und welches?«
    »Ich werde Mondlicht mit elementarer Energie aufladen. Eine komplette Transformation ist das Einzige, was Theo noch retten kann. Sie würde nicht mehr bis zum nächsten Vollmond überleben.«
    Er dachte nach. »Ich kenne das Ritual … Aber verstehen Sie Ihr Hexenhandwerk gut genug dafür?«
    Ihn zu überzeugen, war eine Sicherheitsmaßnahme, in etwa so, wie man einen Schutzhelm auf einer Baustelle trägt. Aber dass er mein Talent als Hexe infrage stellte, war ein Schlag, der mir den metaphorischen Schutzhelm vom Kopf fegte. Beherrschte ich mein Hexenhandwerk gut genug?
    Unhöfliche Erwiderungen fielen mir normalerweise leicht, aber anderen zu sagen, was ich wirklich von mir selbst hielt – und das war es ja, wonach Menessos mich gerade fragte – , das war um ein Vielfaches schwerer. Vielleicht hatte ich wirklich keine sehr hohe Meinung von mir. Vielleicht war das auch der wahre Grund, warum diese Lustrata-Sache mir so suspekt war.
    Ich hoffte, Menessos würde nicht merken, wie unsicher ich mich plötzlich fühlte. Ich riss mich zusammen und sagte mit möglichst fester und selbstbewusster Stimme: »Das werden wir dann ja herausfinden.«
    Glücklicherweise schien ihm das zu genügen. »Ich werde Sie beim Wort nehmen, Persephone. Ich denke, wir können so lange warten, bis Sie fertig sind. Anschließend werden Sie uns das Buch ohne Gewaltanwendung übergeben.«
    »Wir werden allerdings nicht vor halb vier Uhr morgens beginnen

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