Teufelskuss und Engelszunge - Jones, E: Teufelskuss und Engelszunge
dich umsonst. Die ist schalldicht.« Ben schob sie sanft zur Seite. Er drückte den Griff hinunter und öffnete.
Marafella zuckte augenblicklich zurück. Sie blinzelte mehrmals und war versucht, sich die Hände auf die Ohren zu pressen. Musik strömte ihr in lauten, kreischenden Tönen entgegen.
»Was ist das?«, fragte sie gequält. »Wo sind wir hier?«
»Auf der Erde, die du so gut kennst.« Er zwinkerte ihr zu. »Aber ich denke, an einem Ort wie diesem bist du noch nie gewesen.«
Marafella verzog das Gesicht. Auf keinen Fall würde sie ihm recht geben. Das musste sie erst einmal mit eigenen Augen betrachten, um es zu glauben.
Sie kamen in einen spartanischen Flur. Er war grellgelb gestrichen und wies als einzige Zierde eine schmale Bordüre knapp unterhalb der Decke auf. Die Metalltür fiel hinter ihnen zurück ins Schloss. Auch sie war von dieser Seite grellgelb. Marafella fühlte sich geblendet. Obendrein raubte ihr die elendig dröhnende Musik den letzten Nerv.
Nerven
. Innerlich lachte sie.
Haben Engel überhaupt Nerven?
Sie wusste es nicht. Sie war nur froh, dass Ben sie von den Klängen fort zu führen schien. Schließlich erreichten sie einen weiteren Flur, so dunkel, dass man die Hand vor Augen nicht sehen konnte. Aber zumindest herrschte dort Ruhe, abgesehen von den seltsamen Schmatz- und Stöhngeräuschen.
Marafella tastete nach Ben. Sie erwischte ihn am Arm, hielt sich daran fest und brachte ihren Begleiter schließlich zum Anhalten.
»Was ist?«, zischte er leise. Der unfreundliche Unterton in seiner Stimme schaffte es beinahe sie zu verunsichern. Doch sie wollte wissen, wo sie sich befand und was sich um sie herum abspielte.
»Was sind das für Geräusche?«, fragte sie. »Wohin hast du mich hier gebracht?«
»Glaub mir, das willst du gar nicht so genau wissen.« Er zerrte, wollte Marafella abschütteln und stieß dabei nur auf hartnäckigen Widerstand.
»Ich will es wissen!«, forderte sie.
Vermutlich hatte er gespürt, dass sie nicht nachgeben würde. Er seufzte. Dann ging er plötzlich in die Hocke und riss Marafella mit sich hinunter. Sie schwankte. Er machte etwas mit seinen Händen, aber sie konnte es nicht erkennen. Sekunden später huschten winzige Flammen über den dunklen Flur. Unzählige Kerzen entzündeten sich. Sie standen auf dem Fußboden, verteilt auf kleinen Tischen und in Leuchtern an den Wänden. Der Schein zeigte das wahre Ausmaß ihres Aufenthaltsortes. Es handelte sich nicht um einen Flur, sondern um einen weitläufigen Raum. Das allein hätte Marafella nicht beeindruckt, doch die vielen menschlichen Körper, die sie nun erkannte, brachten ihren Atem ins Stocken.
»Du hast es so gewollt«, sagte Ben. Er nahm sie in den Arm und richtete sich mit ihr gemeinsam wieder auf. Seine Finger glitten sanft über ihre Wange, streiften ihr wirres Haar zurück hinter ihr Ohr.
Die Menschen waren allesamt nackt und rekelten sich miteinander verschlungen am Boden oder auf Sofas. Männer küssten Frauen, leckten ihnen über die Brüste, bis sich ihre Nippel steil aufstellten. Und dann sah Marafella mit einem Mal etwas, dass sie tief in ihrem Inneren erschütterte. In ihrer unmittelbaren Nähe kniete eine Frau vor einem Mann und nahm seinen Penis in den Mund.
Halt suchend krallte Marafella sich an Ben fest. Etwas Ähnliches hatte sie nie zuvor gesehen. Sie hatte nicht einmal geahnt, dass Menschen so etwas taten. Und warum – bei allen Höllen – taten sie so etwas?
Dennoch war sie nicht in der Lage, den Blick von dem Tun der Frau abzuwenden. So beobachtete sie, wie die Frau das Gesäß des Mannes mit beiden Händen umfasste und ihren Kopf immer wieder zu seiner Mitte hin und wieder zurück schob. Sie nahm sein Glied ganz in ihrem Mund auf, nur um es gleich wieder zu entlassen. Dann fuhr sie mit der Zunge über seinen Schaft. Marafella sah die Feuchtigkeit auf ihren Lippen glänzen und leckte sich unwillkürlich über die eigenen. Ihr Unterleib erzitterte auf eigenartige Weise. Es fühlte sich wie ein Krampf an. Aber das war unmöglich! Kein Engel des Himmels bekam jemals einen Krampf – und das betraf sämtliche Körperteile!
Sie schloss die Augen und schüttelte sich, als könne sie damit die plötzlichen Empfindungen abwerfen. Der Druck von Bens Arm um ihre Schultern verstärkte sich. Mit sanfter Gewalt zwang er sie zum Gehen, und sie ergab sich, ließ sich blind von ihm führen, bis sie eine kühle Brise auf ihren Wangen spürte. Da konnte sie sich sicher sein, dass sie das
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