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Teufelskuss und Engelszunge - Jones, E: Teufelskuss und Engelszunge

Teufelskuss und Engelszunge - Jones, E: Teufelskuss und Engelszunge

Titel: Teufelskuss und Engelszunge - Jones, E: Teufelskuss und Engelszunge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Jones
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geschlagen. »Wach auf, mein Kind, wach auf.«
    Eine albtraumhafte Erschütterung zog sich durch Marafellas Körper. Sie spürte ein Ziehen und ein Stechen, einen Krampf, Übelkeit und am Ende den unterdrückten Drang nach Sauerstoff. Nach Luft ringend kam sie zu sich. Die Augen weit aufgerissen starrte sie die beiden Personen an, die vor ihr standen und sie mit einem geringschätzigen Lächeln betrachteten. Es war Ben in einem vornehmen graumelierten Anzug, mit weißem Hemd darunter und einer Krawatte, so rot wie Blut. Neben ihm stand eine kleine, pummelige Frau mit vernarbtem Gesicht und einer wilden Haarpracht. Durch die schwarzen, verfilzten Strähnen zogen sich grüne und lila Bänder, an manchen von ihnen hingen kleine goldene Kugeln, die bei jeder Bewegung ein leises Klingeln verursachten.
    »Gut, sie ist wach«, sagte die Frau in giftigem Tonfall. Ganz ungeniert vermittelte sie ihre Abneigung gegenüber dem ungebetenen Besuch.
    Würde sie sich auskennen, hätte Marafella auf der Stelle die Flucht ergriffen. Ihr behagte die Situation ganz und gar nicht. Aber sie wusste, dass sie auf sich allein gestellt, nicht weit kommen würde. Daher fragte sie schlicht: »Wo sind wir?«
    Ben trat einen Schritt vor. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem milden Lächeln. »Marafella, das ist Lady Elaine.« Er deutete mit einer Hand auf die unsympathische Frau. »Sie wird dir andere Kleidung geben und uns bei der Suche nach der Seele helfen.«
    Ausgerechnet diese Person, aus deren Augen nicht viel mehr als Missgunst sprach! Marafella schnaubte widerwillig. »Warum sie? Wer ist sie überhaupt?«
    Lady Elaine zwickte sie in den großen Zeh. »Ich bin eine böse, alte Hexe. Was denkst du denn, Kindchen?« Ihr kauziges Lachen brachte Marafella zum Schaudern.
    »Du solltest nicht so unhöflich sein«, ermahnte Ben die Alte. »Oder willst du etwa, dass Luzifer seinen Pakt mit dir bricht? Die Ewigkeit in der Strafkammer der Hölle zu verbringen, ist nicht sehr angenehm. Das kannst du mir glauben.«
    »Ja, schon gut«, knurrte die Alte und wandte sich ab. Auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes stand ein großer Schrank, den sie öffnete. Ein paar Fledermäuse flogen heraus und machten sich durch das nächste Fenster davon. Lady Elaine kramte eine Vielzahl an verschiedenen Kleidungsstücken hervor, die sie zu einem großen Stoffhaufen vor Marafellas Füßen auf dem Bett ablegte.
    »Na, bitte, geht doch«, kommentierte Ben. Er fischte ein schwarzes Oberteil heraus, dazu eine blaue Hose. Beides wirkte abgewetzt und bei dem Gedanken daran, es anziehen zu müssen, drehte sich Marafella der Magen um.
    Lady Elaine schleppte unterdessen ein paar schwarze Stiefel an. »Die werden dir hervorragend passen, Kindchen«, sagte sie. »Los, komm schon! Worauf wartest du noch? Steh auf. Mach dich fertig. Wir haben keine Zeit zu verlieren.« Sie klatschte in die Hände. »Glaubst du, die Seele wird ewig auf dich warten?«
    Ben drückte Marafella die Kleidungsstücke, die er herausgesucht hatte, in die Hände. »Sie hat Recht. Je schneller wir die Seele finden, umso besser.«
    »Umso besser für wen?« Bockig schob sie die Kleidung von sich und verschränkte die Arme vor der Brust. Er glaubte doch nicht ernsthaft, dass sie sich diese Fetzen überziehen würde? Eine Schande für jeden Engel wäre das!
    »Sind eigentlich alle Engel so nervtötend?«, fragte Lady Elaine. Sie gähnte ausgiebig, als wollte sie damit zum Ausdruck bringen, wie sehr sie Marafellas Verhalten langweilte. »Kindchen, entweder nimmst du meine Hilfe jetzt an oder du lässt es bleiben. Glaub mir, ich bin auch nicht scharf darauf, nach eurer beknackten Seele zu suchen. Ich hab echt Besseres zu tun.«
    »Ja, klar.« Ben winkte ab. »Sie hat nichts Besseres zu tun«, flüsterte er Marafella zwinkernd zu. Aber dann wurde er sofort wieder ernst. Er hob die Kleidung erneut hoch. Das Oberteil breitete er vor seinem Brustkorb aus. »Das ist nicht so schlecht, wie du denkst. Es wird dir stehen. – Zieh`s an.«
    Sie wusste nicht warum, aus irgendeinem Grund wagte sie es jedoch nicht, ihm ein weiteres Mal zu widersprechen. Zu dem schwarzen, langärmligen Shirt und der blauen Hose, suchte sie sich Unterwäsche, Socken und eine Jacke aus Lady Elaines Stoffberg. Damit verschwand sie in einem Raum, den Menschen gemeinhin als Badezimmer bezeichneten.
    Langsam schälte sie sich aus ihrem weißen Kleid, während sie die Becken und Wannen betrachtete und sich fragte, wozu die silbernen

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