Teufelskuss und Engelszunge - Jones, E: Teufelskuss und Engelszunge
Ausdruck. Er ließ die Zigarre auf den Boden fallen und stützte sich mit den Händen auf den Lehnen ab, als wäre er bereit zum Sprung.
Marafella fragte so etwas wie: »Was geschieht hier?«
Beelzebub zog die Sanduhr aus seiner Jackettasche hervor. Sie pochte und hüpfte so stark in seiner Hand, dass er sie kaum halten konnte. Die Gläser glühten in einem tiefen Rot. Er spürte, wie auch Marafella danach griff. Ihre Finger waren eiskalt und zitterten. Die obere Seite der Sanduhr klappte auf. Der Inhalt braute sich zu einem Strudel zusammen und strömte hinaus.
»Nein«, sagte da der Mann mit tiefer, grollender Stimme, »ihr bekommt mich nicht.« Dann sackte sein Körper bewusstlos auf den Sessel zurück. Die Seele schwebte wie ein heller Stern über ihm, nur zwei oder drei Sekunden, und löste sich schließlich im Nichts auf.
Sofort erlahmte der rote Strudel und fiel leblos in grauen, feinen Körnern zurück in die Sanduhr. Der Deckel schloss sich und es war kein Pulsieren und auch keine sonstige Regung mehr spürbar.
Stille machte sich um Beelzebub und Marafella breit. Erst jetzt, als er sich umsah, bemerkte er, dass sämtliche Anwesende in ihren Bewegungen innegehalten hatten und sie mit offenen Mündern anstarrten.
»Was machen wir?«, hörte er Marafella fragen. Sie klang nicht ängstlich, wie er es angesichts der Menschenmenge eigentlich erwartet hätte. Vielmehr schien sie ein wenig frustriert und ohne jede Hoffnung zu sein.
Beelzebub stellte sich aufrecht hin und setzte ein Lächeln auf. »Das gehört alles zum heutigen Showprogramm«, sagte er mit lauter Stimme. »Unsere nächste Vorstellung beginnt in einer Stunde.«
Die Menge begann zu applaudieren. Beelzebub verbeugte sich und brachte Marafella dazu, es ihm gleich zu tun. Sie beäugte ihn verwirrt. Er ließ ihr jedoch keine Zeit, weitere Fragen zu stellen, sondern verschwand mit ihr auf dem schnellsten Weg aus dem Gebäude.
17.
Das »Erotic Diner« lag in einem anderen Stadtteil Londons als »Marjories Spa«. Schließlich wollten sich die andersartigen Wesen, die sich auf der Erde herum trieben, nicht mit ihren Geschäften in die Quere kommen. Laurena musste sich ein Taxi nehmen, um das Diner zu erreichen. Ein Umstand, der ihr nicht gefiel. Sie konnte es ganz und gar nicht leiden, wenn einer dieser schmierigen Fahrer ihr zu tief in den Ausschnitt glotzte oder irgendwelche unmoralischen Angebote machte. So auch derjenige, den sie dieses Mal erwischte. Als sie das Ziel erreichten, wurde er erst recht unverschämt. Er wollte ihr doch tatsächlich ungefragt an den Busen grabschen.
»Süße, du musst nicht erst in diesen Schuppen gehen, um etwas zu erleben. Ich kann dir auch was bieten. Wirst schon sehen.« Er öffnete den Reißverschluss seiner Hose. Weiter kam er nicht, denn Laurena verpasste ihm einen Kinnhaken, der sich gewaschen hatte. Mit einem Ächzen sackte er in seinem Sitz zusammen.
»Schwein«, zischte sie und sprang aus dem Wagen. Wie auf der Flucht lief sie auf den Eingang des Diners zu. Die Tür war offen.
So ein Glück!
Sie kam in eine kleine Halle, die mehrere Wege anbot. Flure führten in alle Richtungen. Es gab eine Treppe nach oben und eine nach unten. Laurena wusste, dass sich das Portal in die Zwischenwelt im zweiten Stockwerk befand.
Am Rahmen des Durchgangs, der geradeaus führte, lehnte ein großer, schlanker Mann. Er trug eine schwarze Lederhose mit Schnüren an den Seiten. Sein langes haselnussbraunes Haar verdeckte seinen nackten Oberkörper. Außerdem hatte er eine Sonnenbrille auf der Nase, die er nun mit einem Finger nach vorne auf die Spitze zog. Über die Gläser hinweg schenkte er Laurena einen anzüglichen Blick.
»Nino«, hauchte sie beinahe tonlos, denn sein Anblick verschlug ihr jedes Mal den Atem.
»Ich freue mich auch, dich zu sehen«, sagte er und schlenderte ihr entgegen. Seine Hände legten sich auf ihre Schultern, streichelten über ihren Hals und kraulten sie hinter den Ohren. Sie legte den Kopf in den Nacken, genoss die Liebkosungen, die er ihr widmete. Er küsste ihre Kehle und entlockte ihr damit ein Stöhnen.
»Oh je«, seufzte er und hielt inne. Laurena sah ihn an. In seinen Augen spiegelte sich Unzufriedenheit.
»Du kommst nicht meinetwegen.«
»Ich …«, setzte sie an, wurde jedoch von ihm unterbrochen.
»Du hast es eilig. Du musst etwas erledigen. Mit jemandem sprechen. Und dann … oh je«, wiederholte er.
Laurena fühlte sich von ihm veralbert. Ärgerlich zog sie die Augenbrauen
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