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Teufelskuss und Engelszunge - Jones, E: Teufelskuss und Engelszunge

Teufelskuss und Engelszunge - Jones, E: Teufelskuss und Engelszunge

Titel: Teufelskuss und Engelszunge - Jones, E: Teufelskuss und Engelszunge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Jones
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ihm und somit auch die Einlösung seines Versprechens. Er gab sich keine Mühe, selbst für die Bewegung seiner Füße zu sorgen, sondern ließ sich einfach mitreißen, von dem Bann, den Justitia über ihn verhängt hatte.

23.
    Marafella fühlte sich überhaupt nicht glücklich, als sie durch die Himmelspforte trat. Vielmehr hätte sie heulen können und sich am liebsten gleich wieder die Wolken hinunter gestürzt, um auf die Erde und zu Ben zurückzukehren. Nein, nicht Ben, schalt sie sich, er hieß in Wahrheit Beelzebub. Er war ein richtiger, echter Teufel, und er hatte sie belogen. Sie hätte wütend sein sollen. Aber eigenartiger Weise störte sie sich an dieser Tatsache nicht im Geringsten.
    Die Seele schlug mittlerweile heftig in ihrem Flaschengefängnis. Ihr Strahlen war von dunkel- in hellgelb übergegangen und wurde nun von abertausenden kleinen weißen Schimmern durchzogen. Marafella öffnete den Korkenverschluss. Die Suche, die Jagd, die Gefährdung des Gleichgewichts waren passé. Geschwind, wie ein Windhauch, entschlüpfte die Seele in die Freiheit und nahm ihren Platz im Himmel ein. Auch die Flasche in Marafellas Händen löste sich auf und ließ einen Engel mit nichts als Zweifeln zurück. Hatte sie selbst denn hier noch einen Platz? Wäre es überhaupt möglich, ihr früheres Dasein einfach so fortzusetzen?
    »Deine Bestrafung übernimmt Rufus«, hallten Justitias Worte in ihren Ohren wieder. Vermutlich wäre es klug, sich möglichst schnell bei ihrem Seelenaufseher zu melden und von ihrer mehr oder weniger erfolgreichen Mission zu berichten. Sie wusste, dass sie nur seinen Zorn schürte, wenn er allzu lange auf ihr Erscheinen warten musste.
    In dem Bereich rund um das Seelenaufseher-Büro herrschte eine gespenstische Stille. Mehrere Engel trieben sich in unmittelbarer Nähe herum, ergriffen jedoch wortlos die Flucht, als sie Marafella entdeckten.
    Rufus saß hinter seinem Schreibtisch in seinem wattierten Stuhl versunken. Die Hände ruhten gefaltet auf seinem Kugelbauch und er erweckte den Eindruck zu schlafen. Leise schlich sich Marafella herein. Sie blieb vor der Kante des Schreibtisches stehen und betrachtete ihn. Vielleicht hatte sie ja Glück und käme noch einmal unbemerkt davon. Als hätte er nur auf diesen Gedanken gewartet, öffnete sich sein rechtes Auge. Seine Pupille glänzte eisblau und zornig. Es wirkte geradezu gruselig. Marafella machte einen schnellen Schritt zurück, verschränkte die Arme auf dem Rücken und blieb kerzengerade und völlig reglos stehen. Selbst das Atmen stellte sie für mehr als eine Minute ein. Dann musste sie Luft holen, schnappte versehentlich hörbar danach und verfluchte sich, weil sie ihre Nervosität einfach nicht unter Kontrolle halten konnte.
    Rufus öffnete nun auch sein linkes Auge. Viel angsteinflößender als in diesem Moment konnte er kaum aussehen. Marafella begann unweigerlich zu zittern. Sie beobachtete, wie er sich quälend langsam aus seinem Stuhl erhob und zu seiner vollen Körpergröße aufrichtete. Er war schon immer recht groß, breit und eindrucksvoll gewesen, aber in diesem Moment wirkte er zudem weitaus gefährlicher als alles, was sich Marafella vorstellen konnte. Nicht einmal die Gerichtsobrigkeit hatte sie in diesem Maße eingeschüchtert.
    Sie war der festen Überzeugung, ihr eigener Körper schrumpfte auf die Größe eines Däumlings zusammen. Mit dem Kopf in den Nacken gelegt starrte sie von ganz unten weit zu Rufus hinauf. Jetzt schienen auch noch Blitze aus seinen Augen zu zucken, und sie drückte ihre Gestalt weiter gen Boden, um nichts davon abzubekommen. Am Ende lag sie fast vor dem Schreibtisch, stützte sich mit den Armen hinter dem Rücken ab, ohne den Blick von Rufus abzuwenden.
    Ach, würde er doch nur endlich einen Ton sagen!
    »Marafella, mein süßer Engel«, erhörte er ihre Gebete. Seine Stimme hatte einen ironischen Klang. Er schnalzte mit der Zunge, bevor er weiter sprach. »Mir kamen gar unschickliche Erzählungen über dich zu Ohren.«
    Sie wollte den Kloß, der sich in ihrer Kehle gebildet hatte, hinunter schlucken, aber es gelang ihr nicht. Wie lange würde sie in dieser Position ausharren können, ehe sie erstickte?
    »Du hast dich mit einem Teufel eingelassen.« Anklagend zeigte er mit dem Finger auf sie. »Das ist nicht zu entschuldigen. Niemals. Du hättest besser auf dich und deine Ehre achten sollen. Aber nun ist sie beschmutzt. Ich persönlich hätte dich ja für alle Zeiten aus dem Himmel verbannt.« Er

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