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Teufelskuss und Engelszunge - Jones, E: Teufelskuss und Engelszunge

Teufelskuss und Engelszunge - Jones, E: Teufelskuss und Engelszunge

Titel: Teufelskuss und Engelszunge - Jones, E: Teufelskuss und Engelszunge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Jones
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verschränkte die Arme vor der Brust und verdrehte die Augen plötzlich in einer Weise, als hätte er seinen Zorn die ganze Zeit über nur gespielt.
    Marafella wagte es, sich ein Stück weit aufzurichten. Der Kloß in ihrer Kehle verschwand. Dennoch schluckte sie zweimal, um sicher zu gehen, dass sie nicht erstickt war.
    »Es sieht ganz danach aus«, fuhr er fort, »als hätte die Gerichtsobrigkeit einen Narren an dir gefressen. Frag mich nicht warum.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe das wirre Gerede der beiden in keiner Weise verstanden.«
    Die Gerichtsobrigkeit war also bei Rufus gewesen, um ein gutes Wort für sie einzulegen? Nein, sagte sie sich, begreifen konnte sie das genauso wenig wie er.
    »Nun, jedenfalls wurde es mir strickt untersagt, dich zu verbannen, was ich getan hätte, wie ich ja schon erwähnte. Stattdessen wird dir dein Amt als Seelensammlerin entzogen. Einen Engel, der sich mit einem Teufel einlässt, kann ich schließlich nicht mehr unbeobachtet auf die Erde schicken. Wo kämen wir denn da hin?« Er schnaufte verächtlich und fing an, hinter seinem Schreibtisch hin und her zu gehen. »Also musste ich mir etwas anderes für dich überlegen.« Seine Miene erhellte sich auf unerklärliche Weise. »Ich ernenne dich hiermit zum neuesten Mitglied unserer Putzkolonne.«
    Putzkolonne!?
    Marafella sackte zusammen. Auf dem Rücken liegend starrte sie die Wolkendecke über sich an. Es gab wohl keine schlimmere Aufgabe für einen Engel, als sich rund um die Uhr damit abzugeben, die Himmelssterne auf Hochglanz zu polieren. Zumal das völlig unsinnig war. Die Sterne strahlten von ganz allein, ob man sie nun abstaubte oder nicht. Aber was würde ihr schon anderes übrig bleiben, als ihre Strafe stillschweigend zu ertragen?

    Das Haus der Hexe wirkte Grauen erweckender denn je. Beelzebub stand mit geballten Fäusten vor der Tür und wollte sich selbst davon abhalten zu klopfen. Er biss die Zähne zusammen, mühte sich energisch um einen Schritt zurück, aber sein Körper wollte ihm einfach nicht gehorchen. Justitias Bann war nicht zu brechen. Seine rechte Hand machte sich selbstständig und hämmerte wie verrückt gegen die Tür. Sie traf noch einige Male ins Leere, als Elaine längst geöffnet hatte und mit einem breiten, von vergilbten und vergammelten Zähnen beherrschtem Lächeln, vor ihm stand.
    »Mein Gemahl, mein Süßer«, begrüßte sie ihn, »es ist so schön, dass du endlich angekommen bist. Wie lange habe ich auf diesen Moment gewartet!« Ihre Arme umschlagen ihn wie die gierigen Tentakel eines Oktopus. Sie presste sich so eng an ihn, dass ihr übler Duft ihn würgen ließ. Das roch schlimmer als jede Schwefelart der Hölle!
    »Ja«, sagte er trocken, »ich freu mich auch, dich zu sehen.«
    »Dann hast du ja sicher nichts dagegen, wenn wir uns gleich ein wenig vergnügen«, schlug sie vor. Ihre Zungenspitze fuhr in seine Ohrmuschel. Es war für ihn ein Kraftakt, die Beherrschung zu wahren und Elaine nicht von sich zu stoßen. Fieberhaft suchte er nach einem Ausweg oder wenigstens einer plausiblen Erklärung, warum er sich noch nicht sofort auf ein Liebesspiel mit ihr einlassen konnte.
    »Ich kann nicht«, kam es über seine Lippen, und er fühlte, wie die Hexe augenblicklich in seinen Armen zur Salzsäule erstarrte.
    »Es tut mir leid.« Er hoffte, dass seine Entschuldigung halbwegs ehrlich klang. »Die Strapazen der letzten Tage waren einfach zu viel für mich. Ich muss mich erst eine Weile ausruhen, bevor ich dir voll zur Verfügung stehen kann.«
    »Ah.« Elaine schubste ihn von sich. Sie schlurfte ins Haus hinein und bedeutete ihm mit einem Handzeichen, dass er ihr folgen sollte. »Ich verstehe schon«, murrte sie vor sich hin. »Die Engelsschlampe hat dich völlig fertig gemacht. Dich deiner Manneskraft beraubt. Und jetzt hängt da unten nur noch ein kleiner Schlaffi herum.«
    Normalerweise hätte Beelzebub einer solchen Behauptung vehement widersprochen. Wie konnte sie es wagen! Er war ein Teufel, und jeder Teufel strotzte nur so vor Potenz. Aber, wenn er dadurch einem Schäferstündchen mit Elaine entgehen konnte, war ihm jede Schlussfolgerung recht.
    »Ich hätte doch den Engel nehmen sollen«, sagte sie.
    Beelzebub schloss die Tür von innen und folgte der Hexe in ihre zum privaten Schankraum umfunktionierte Küche. Unter dem Kessel brannte ein Feuer. Der Dampf von etwas, das entfernt nach Erbsensuppe roch, hing in der Luft. Auf dem Tisch, an dem er schon einmal mit Elaine gesessen

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