Teufelskuss und Engelszunge - Jones, E: Teufelskuss und Engelszunge
sein? Ich hoffe, er hat meinen Ferrari nicht beschädigt.«
»Kein Zeichen von ihm, Meister«, würgte Zalu, als hätte er unter enormen Schmerzen zu leiden. »Wir haben versucht ihn zu erreichen. Aber vergeblich. Er meldet sich nicht zurück. Das ist die Wahrheit.« Jetzt fing er auch noch an zu heulen. »Bitte vergebt uns, Meister. Wir sind so unfähig.«
»Ja, das denke ich auch.« Luzifer verpasste ihm einen Tritt in die Seite. »Steh auf, du Nichtsnutz, und folge mir!«
Erhobenen Hauptes schritt er den Flur entlang in Richtung Höllentor. Jeder seiner Schritte brannte einen glühenden Krater in den Boden. Zalu folgte ihm, indem er versuchte um die Abdrücke herum zu tänzeln und es dennoch nicht schaffte, ungeschoren an ihnen vorbei zu kommen. Er verbrannte sich mehr als einmal, wie Luzifer belustigt feststellte.
Schließlich erreichten sie das Tor. Die Alarmanlage bestand aus einem gewaltigen Netz, das alles in sich einwickelte, was ohne Einladung herein kam. Rote Lichter blinkten ununterbrochen. Sie zeigten an, dass jemand oder etwas in Luzifers Falle hing. Aber kein Engel, kein Mensch und auch sonst kein lebendiges Wesen war zu sehen. In den Abfangseilen hing lediglich ein goldglänzender Gegenstand. Luzifer griff danach und zog ihn heraus. Augenblicklich erstarb das Blinken. Das Netz fuhr in seinen Haltemechanismus zurück, bereit, den nächsten Eindringling zu schnappen.
»Wie seltsam.« Es handelte sich offenbar um einen Taschenspiegel. Aber warum um alle Höllen verfing sich ein solcher Gegenstand in Luzifers Netz? Ein Zufall? Eine Falle?
Er streckte Zalu den Spiegel entgegen. »Hier, öffne du das Ding!«, befahl er, denn ein solcher Fang war ihm vollkommen neu und wer konnte schon ahnen, was daraus entspringen würde.
»Ähm…« Zalu setzte eine unzufriedene Miene auf, protestierte allerdings nicht. Er betrachtete den verschlossenen Taschenspiegel zunächst von allen Seiten. Dann schob er einen seiner langen, schwarzen Fingernägel in die vordere Ritze, um ihn zu öffnen. Das Ding hüpfte ihm schneller aus den Händen, als Luzifer gucken konnte. Es strahlte plötzlich so hell wie die Sonne und schwebte über ihren Köpfen in der Luft. Die Spiegelfläche blitzte kurz auf, ehe ein makelloses Männergesicht darin erschien. Ein Engel.
Luzifer seufzte.
»Was wollt ihr Typen eigentlich von mir? Gefällt es euch im Himmel nicht mehr? Ist euch das ewige Harfe zupfen zu langweilig geworden?«
»Also, nun wirklich nicht.« Der Engel räusperte sich. Er wirkte pikiert. Ein aalglatter Lackaffe, über den Luzifer nur lachen konnte.
»Mein Name ist Elarius und ich wurde von Beelzebub geschickt, um Euer Boshaftigkeit etwas zu überbringen.«
Der Engel benutzte diese Anrede offenbar absichtlich, um zu provozieren. Luzifer entschied jedoch, diese Spitze zu ignorieren.
»Und warum schickt Beelzebub ausgerechnet dich, anstatt selbst hier zu erscheinen?«, fragte er gelangweilt. Er dachte immer noch an seinen Ferrari und hoffte, dass der sich in einem heilen Zustand befand. Andernfalls würde Beelzebub die Bedeutung des sprichwörtlichen »Hölle heiß machens« kennen lernen.
»Nun«, sagte Elarius, »Euer
Kumpel
ist leider verhindert.«
»Wie verhindert?«
»Er sitzt sozusagen auf der Erde fest. In den Klauen einer gewissen Lady Elaine.« Dann erzählte er die ganze Geschichte von Marafella, der Seele und der Gerichtsobrigkeit. Natürlich vergaß er auch nicht, die verwerflichen Vorkommnisse zwischen Engel und Teufel zu bemerken. Vermutlich erwartete Elarius, dass Luzifer schockiert reagieren, quasi aus der Haut fahren würden. Aber tatsächlich amüsierte er sich köstlich.
»Da hat dieser Mistkerl einen Engel gevögelt«, kommentierte er. »Geschieht ihm recht, dass er jetzt bei der alten Hexe sitzt.«
»Na, wenn Euer Boshaftigkeit das so sehen«, Elarius zog eine Schnute, »dann kann ich jetzt ja wieder verschwinden.«
»Wird auch Zeit«, sagte Zalu, der die ganze Zeit über geschwiegen hatte, mit nasalem Tonfall.
Der Engel reagierte nicht darauf. Sein Blick blieb auf Luzifer gerichtet, als er fortfuhr: »Wie ich erwähnte, hat Beelzebub mich darum gebeten, Euch etwas zu übergeben.«
Nun war Luzifer gespannt, denn er hatte eigentlich damit gerechnet, dass die Neuigkeiten alles waren, was Elarius mitgebracht hatte.
»Nun denn, auf Nimmerwiedersehen.«
Der Engel verschwand von der Bildfläche, der Spiegel klappte zusammen und schwebte weiterhin in der Luft. Luzifer kratzte sich am Kinn. Wo blieb
Weitere Kostenlose Bücher