Teufelsleib
sagte er und lachte bitter auf.
»Da gäbe es schon einiges. Zum Beispiel, wo sich die Luxuswohnung befindet«, sagte Brandt. »Wir wissen von der Wohnung durch Frau Groß, die uns allerdings nicht sagen konnte, wo diese Wohnung ist.«
»In dem Neubaugebiet im Frankfurter Westhafen. Sie kennen es bestimmt. Direkt gegenüber von der Uniklinik. Nur zehn Minuten von mir entfernt.«
»Wie hat Frau Maurer diese Wohnung finanziert, denn diese Wohnungen befinden sich ja im absolut obersten Preissegment?« Elvira sah ihn fragend an.
Robenstein zögerte, bevor er antwortete: »Ich habe die Hälfte übernommen, so wie …« Er stoppte mitten im Satz.
»Sie haben Frau Maurer sehr großzügig unterstützt. Haben Sie ihr auch den Mercedes gekauft?«
»Hören Sie, es mag abgedroschen und klischeehaft klingen, aber sie war das Beste, was mir je passiert ist. Ich kannte sie seit zweieinhalb Jahren, und diese Jahre zählen für mich zu den schönsten meines Lebens. Nein, es waren die mit Abstand schönsten Jahre meines Lebens. Es gibt nicht einmal ansatzweise etwas Vergleichbares.«
»Welche Gegenleistung haben Sie für Ihren finanziellen Einsatz verlangt? Ich meine, man gibt ja nicht für einen andern ein Vermögen aus, ohne etwas dafür zu erwarten«, sagte Brandt und achtete auf die kleinste Reaktion. Robensteins Körpersprache war beherrscht, als hätte er gelernt, keine Emotionen zu zeigen, sich Fremden gegenüber stets neutral zu verhalten und keine Blöße zu geben. Nur das Zucken um den Mund und die traurigen Augen deuteten an, wie es in ihm aussah. Doch seit Brandt und Elvira Klein hier waren, hatte er nicht eine Träne vergossen, als hätte er schon alle Tränen geweint.
»Herr Brandt, ob Sie es glauben oder nicht, aber ich habe
nichts
von ihr verlangt, weil ich sie viel zu sehr geliebt habe. Ich habe mich einfach nur gefreut, wenn wir zusammen waren. Ich genoss jede Sekunde mit ihr. Jede Sekunde, jede Minute, jede Stunde und jeder Tag mit ihr war ein perfekter Tag. Sie hat mich gelehrt, was es heißt, zu leben, obwohl sie so viel jünger war als ich. Und natürlich hatte ich immer die Hoffnung, dass sie es schaffen würde, sich von ihrem Mann zu trennen.«
»Aber war es für Sie nicht demütigend, dass sie neben Ihnen auch noch andere Männer hatte?«, wollte Elvira wissen. »Es muss Sie doch rasend gemacht haben zu wissen, dass die Frau, die Sie so sehr lieben, auch mit anderen Männern ausgeht oder gar mit ihnen schläft.«
»Ich kann mir schon vorstellen, worauf Sie hinauswollen, aber ich habe mit ihrem Tod nicht das Geringste zu tun. Und nein, es hat mich nicht wütend gemacht, höchstens hin und wieder traurig. Ich hätte es natürlich lieber gesehen, wenn sie mit mir ganz weit weggegangen wäre, aber ich konnte sie nicht überreden … Noch nicht.«
»Was ein Motiv wäre«, bemerkte Elvira.
»Für Sie vielleicht, Sie müssen ja so denken. Für mich hätte es niemals einen Grund gegeben, Linda zu töten. Ich werde Ihnen jetzt etwas anvertrauen, was fast niemand weiß. Die andere Seite des Josef Robenstein. Wissen Sie, ich habe mich noch nie gegen Frauen durchsetzen können, weder gegen meine Mutter noch gegen meine Schwester und schon gar nicht gegen meine Frau. Gegen meinen Vater sowieso nicht, aber das tut nichts zur Sache. Dieses Haus, das Großvater Anfang der fünfziger Jahre erbauen ließ, ist wie ein Gefängnis für mich, ein großes, edles Gefängnis. Die Einzige in meiner Familie, mit der ich mich richtig gut verstehe und von der auch ich mich verstanden fühle, ist meine Tochter Esther, die aber leider nicht in Frankfurt lebt. Sie wird nicht ins Bankgeschäft einsteigen, obwohl meine Frau und auch meine Eltern das von ihr verlangt haben, nein, sie macht Musik und studiert und soll ihr Leben genießen. Das war und blieb aber auch das einzige Mal, dass ich mich innerhalb der Familie durchgesetzt habe.«
»Dr. Robenstein, ganz ehrlich, das klingt wie aus einem Rosamunde-Pilcher-Roman. Kommen Sie, es muss in Ihnen doch gewaltig rumort haben, wenn Frau Maurer keine Zeit für Sie hatte, obwohl Sie gerne mit ihr …«
»Nein!«, empörte sich Robenstein mit erhobener Stimme und warf Elvira einen ärgerlichen Blick zu, »es hat nicht in mir rumort, weil sie immer Zeit hatte, wenn wir Termine ausgemacht hatten. Und ich habe sie nie zu irgendetwas gegen ihren Willen gedrängt. Ich habe ihr lediglich ein paar meiner Wünsche mitgeteilt. Außerdem bin ich beruflich viel unterwegs, wir haben Filialen in
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