Teufelsleib
besondere Klientel, die sich aus Künstlern, Sportlern, aber auch Unternehmern und anderen Persönlichkeiten zusammensetzt.«
»Gehörte Frau Maurer auch zu diesen Persönlichkeiten?«, wollte Brandt wissen.
Robenstein zögerte nur kurz mit der Antwort: »Ja. Sie suchte nach einem Weg, ihr Geld möglichst gewinnbringend anzulegen, und wir standen ihr dabei mit Rat und Tat zur Seite.«
Brandt registrierte, dass Robenstein immer wieder den Blick senkte und einmal auch zur Seite schaute, als wäre er nicht bei der Sache.
»Wie hat Frau Maurer es geschafft, bei Ihnen aufgenommen zu werden? Sie überprüfen doch bestimmt jeden, der bei Ihnen vorstellig wird?«
»Das ist korrekt, Herr … Verzeihen Sie, aber ich habe Ihren Namen vergessen.«
»Brandt. Wie sieht eine solche Überprüfung aus?«
»Herr Brandt, schauen Sie, wenn ein bekannter Film- oder Fernsehstar zu uns kommt oder ein Spitzensportler, der große Erfolge vorzuweisen hat, dann weisen wir ihn natürlich nicht ab. Wir führen dennoch eine Bonitätsprüfung durch, und wenn diese unseren Anforderungen entspricht, wird der Kunde bei uns Einlass finden. Und falls Sie denken, wir würden Menschen ausgrenzen, so muss ich Ihnen sagen, dass wir nur über beschränkte Kapazitäten in unseren Häusern verfügen. Wir beraten sehr persönlich, und zwar jeden Kunden.«
»Frau Maurer gehörte aber nicht zur Prominenz aus Wirtschaft, Film oder Sport, sie war auch keine bekannte Künstlerin, sondern nur eine einfache Hausfrau«, sagte Brandt mit zusammengekniffenen Augen. »Das widerspricht doch dem Grundsatz Ihrer Bank. Oder täusche ich mich da?«
»Hin und wieder machen wir Ausnahmen«, entgegnete Robenstein knapp.
»Okay. Wie auch bei Frau Nathalie Groß, einer Freundin der Ermordeten. Der Name sagt Ihnen doch bestimmt auch etwas.«
Brandt hatte den Eindruck, dass Robenstein zunehmend unsicher wurde, er veränderte seine Haltung und stand auf, beide Hände in den tiefen Taschen seiner Cordhose vergraben, und ging in dem großen Raum auf und ab. Brandt und Klein sahen sich kurz an und beschlossen wortlos, ihm zunächst keine weiteren Fragen zu stellen.
»Also gut«, sagte Robenstein schließlich, als er mit dem Rücken zu einem der beiden großen Fenster stand. »Es hat ohnehin keinen Sinn, Ihnen etwas vorzumachen, über kurz oder lang hätten Sie es sowieso herausgefunden. Es war ein Freundschaftsdienst, den ich den beiden Damen gewährt habe. Und es tut mir aufrichtig leid, dass Frau Maurer tot ist. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ihr Tod würde mich nicht berühren.«
Robenstein löste sich von der Fensterbank und setzte sich wieder. Er zündete sich eine weitere Zigarette an, seine Hände zitterten leicht.
»Warum haben Sie ihnen diesen Freundschaftsdienst gewährt?«, fragte Elvira. »War es, weil Sie die Damen so nett fanden, schließlich sind oder waren beide ausgesprochen attraktiv. Oder gab es einen anderen, tiefer gehenden Grund? Vielleicht einen sehr persönlichen?«, gab sie Robenstein mit dieser Frage eine Steilvorlage, mit der vollen Wahrheit herauszurücken.
Robenstein senkte den Blick und nickte. »Ja, es war ein sehr persönlicher Grund. Ich weiß bereits seit gestern, dass Frau Maurer tot ist, und ich hätte mich so oder so in den nächsten Tagen bei Ihnen gemeldet. Mich verband mit Frau Maurer eine tiefe und innige Freundschaft, die zu beschreiben schwer ist. Es war eine einmalige, außergewöhnliche Freundschaft, die mir sehr, sehr viel bedeutet hat.«
Er stockte, seine Mundwinkel zuckten, er zog an seiner Zigarette, drückte sie aus und erhob sich, ging zu einem Sekretär und holte eine Karaffe mit Whisky heraus und schenkte sich ein Glas ein.
»Ich würde Ihnen ja auch einen anbieten, aber Sie sind im Dienst und … Bitte verzeihen Sie, normalerweise trinke ich um diese Uhrzeit noch keinen Alkohol. Heute mache ich eine Ausnahme.«
Er leerte sein Glas, schenkte nach und kam zurück, stellte das Glas auf den Tisch und zündete sich eine weitere Zigarette an. »Darf ich Ihnen etwas anderes anbieten? Einen Kaffee oder Tee?«
»Nein, danke, machen Sie sich keine Umstände«, sagte Elvira und beugte sich nach vorn. Robenstein war ihr vom ersten Augenblick an sympathisch gewesen, und sie ahnte, was ihn bedrückte. Es war nicht nur der Tod von Linda Maurer, es war der Tod der Frau, die er liebte. Doch sie wollte es aus seinem Mund hören.
»Sollten Sie Ihre Meinung ändern, bitte scheuen Sie sich nicht, es zu sagen.«
»Dr.
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