Teufelsleib
Herr Schneider, das war’s dann schon. Und Sie bekommen den Schlüssel zurück, sobald wir mit den Ermittlungen fertig sind.«
Schneider zuckte die Schultern und begab sich wieder zum Aufzug. Brandt und Elvira Klein betraten die Wohnung und machten die Tür hinter sich zu.
»Mein lieber Scholli«, stieß Brandt anerkennend hervor, »eins muss man der Dame lassen – sie hatte Geschmack.«
»Oder einen guten Innenarchitekten.«
»Oder beides.«
»So oder so war sie sehr stilsicher«, sagte Elvira anerkennend, als sie sich in dem großen Raum umsah mit dem hufeisenförmigen Sofa in der Mitte, dem Glastisch, dessen Platte auf einer Granitkugel lag, dem glänzenden Marmorboden, dem riesigen Fernseher, der an der Wand angebracht war, der »Bang & Olufsen«-Designeranlage … Jedes Stück in diesem Penthouse war erlesen und hatte gewiss eine Menge Geld gekostet, ob in dem großen Wohnbereich, an den sich eine helle Küche anschloss, oder im Schlafzimmer mit dem großen, unberührten Bett oder das Bad, das für sich genommen mehr wert war als so manche Wohnung. »Ich frage mich, wie sie es geschafft hat, diesen Tanz zwischen den Welten zu bewältigen. Neusalzer Straße und das hier, einen größeren Kontrast gibt es doch kaum. Es ist mir ein Rätsel, wie sie diese beiden Leben so lange unter einen Hut bringen konnte.«
»Mir ist es vor allem ein Rätsel, wie sie das vor ihrer gesamten Familie geheim halten konnte. Sei’s drum, wir suchen nach einem Laptop, einem Terminplaner oder einem Notizbuch. Und wenn wir nichts finden, dann soll die Spusi noch mal genau nachschauen. Auf jeden Fall wissen wir jetzt, dass die Dame ihren Kunden eine ganze Menge geboten haben muss.«
»Wie soll ich das verstehen?«, fragte Elvira.
»So, wie ich es gesagt habe«, antwortete Brandt kurz angebunden und öffnete eine Schranktür nach der anderen, zog Schubladen heraus … Ergebnislos.
Nach einer halben Stunde standen sie mit ratlosen Mienen in der Mitte des Wohnraums.
»Wie kann es sein, dass wir bei keinem unserer bisherigen Opfer einen Terminplaner oder einen Computer gefunden haben? Hatten die alles im Kopf gespeichert?«, stieß Brandt aufgebracht hervor. »Oder hat der Täter alles mitgehen lassen? Das hätte aber doch jemandem auffallen müssen, vor allem in diesem Viertel. Ich versteh’s nicht, ich meine, dort drüben ist der WLAN -Anschluss, also muss sie einen Computer oder einen Laptop besessen haben.«
»Wenn jemand weiß, ob sie einen Rechner hatte, dann Robenstein. Und den werde ich jetzt mal kurz fragen.«
»Lass mal, ich mach das«, sagte Brandt und wählte die Nummer, Robenstein meldete sich bereits nach dem ersten Läuten.
»Brandt hier. Dr. Robenstein, wir sind gerade in Frau Maurers Wohnung und würden gerne wissen, ob sie einen PC oder ein Notebook hatte.«
»Nein, noch nicht, aber sie wollte sich in nächster Zeit ein Notebook zulegen, das hat sie mir gesagt. Warum fragen Sie?«
»Hier steht ein WLAN -Router, und da dachten wir, sie hätte vielleicht einen Computer gehabt.«
»Wie gesagt, sie hatte vor, sich einen anzuschaffen«, erwiderte Robenstein. »Aber ich versichere Ihnen bei allem, was mir heilig ist, dass ich nichts aus der Wohnung entfernt habe. Ich habe ja nicht einmal einen Schlüssel. Ich war nur dann dort, wenn ich mich vorher mit Linda verabredet hatte.«
»Was ist mit einem Festnetztelefon? Hatte sie eins?«
»Nein. Sie hatte zwei Handys, eins für private Zwecke, eins fürs Geschäft.«
»Danke, das war’s fürs Erste.«
Brandt legte auf. »Also, sie hatte keinen Computer, sollte aber in Kürze einen bekommen. Damit erübrigt sich jede weitere Suche. Ich mag nicht mehr, ehrlich.«
»Ich mag auch nicht mehr hinter diesem Phantom herjagen, aber wir dürfen uns jetzt nicht hängen lassen. Ich bin mindestens genauso genervt wie du …«
»Das ist es nicht, Elvira, ich bin nicht genervt. Ich bin müde, aber nicht, wie du jetzt vielleicht denkst …«
»Okay, hör zu«, sagte sie und legte ihm die Arme um den Hals. »Wir fahren gleich nach Offenbach in die Gemeinde, befragen den Pfarrer und machen danach Feierabend. Den haben wir uns redlich verdient. Und wir sprechen heute nicht mehr über den Fall.«
»Das schaffen wir doch eh nicht. Aber wir versuchen’s«, sagte er und gab ihr einen Kuss. »Auf, wir verschwinden.«
»Nach Neuseeland?«, fragte Elvira schmunzelnd.
»Neuseeland, Australien, Tahiti, Hawaii … Egal, irgendwohin, wo wir unsere Ruhe haben.«
»Das würdest du
Weitere Kostenlose Bücher