Teufelsleib
zog die Tür hinter sich zu und schloss zweimal ab. Er nahm den Wagen, denn zu Fuß hätte er eine gute halbe Stunde gebraucht. Um Punkt sechs kam er an und wurde freundlich empfangen.
Samstag, 18.55 Uhr
P eter Brandt war von Elvira aus ins Präsidium gefahren und hatte sämtliche Unterlagen, die er als relevant betrachtete, in einen Pilotenkoffer gesteckt. Um kurz vor sieben erreichte er das Haus der Eberls.
Wie schon am Donnerstag öffnete ihm auch diesmal Sajani die Tür. Er wurde von ihr ins Wohnzimmer geführt, wo Nicole auf dem Sofa saß. Sie strahlte, als sie Brandt erblickte. Ihr Mann Martin hatte es sich am Kamin gemütlich gemacht und legte sein Buch beiseite, als Brandt hereinkam und erst Nicole und dann Martin begrüßte.
»Hallo, Peter. Martin hat schon angekündigt, dass du kommen würdest. Ich freu mich, dich zu sehen. Dabei war es doch erst vorgestern, dass …«
»Ja, ich weiß. Aber ich habe eine Überraschung dabei«, sagte er, nahm auf dem Sessel Platz und stellte den Koffer neben sich.
»Für Überraschungen bin ich immer zu haben. Was ist es denn?«
»Na ja, du hast doch gesagt, dass du vor Langeweile fast umkommst oder so ähnlich, und da habe ich mir gedacht, ich bringe mal ein paar Unterlagen mit, die unseren aktuellen Fall betreffen. Momentan treten wir auf der Stelle, aber vielleicht fällt dir ja was ein, wie wir vorgehen könnten, oder …«
»Ich bin überwältigt«, unterbrach sie ihn mit Tränen in den Augen, die sie nicht unterdrücken konnte. »Worum geht es denn?«, fragte sie mit belegter Stimme.
»Es hat noch mit den Fällen zu tun, die wir beide letztes Jahr bearbeitet haben. Allerdings ist noch ein weiterer hinzugekommen. Eine junge Frau wurde in der Nacht von Donnerstag auf Freitag in der Bachstraße getötet. Martin, Sajani, das, was jetzt kommt, müsste ich mit Nicole unter vier Augen besprechen, ihr wisst ja, es geht um laufende Ermittlungen und …«
»Kein Problem.« Martin stand aus seinem Schaukelstuhl auf. »Wir lassen euch allein. Kann ich euch noch irgendwas bringen? Etwas zu trinken? Und vielleicht noch ein bisschen was zum Knabbern?«
»Da sagen wir doch nicht nein, oder Partner?«, antwortete Brandt. »Hast du ein Bier? Ich bin nicht mehr im Dienst.«
»Klar doch. Und du, Schatz, brauchst du noch was?«
Nicole dachte einen Moment nach. »Weißt du was, ich nehme auch ein Bier, heute ist mir danach. Und keine Widerworte.«
»Wie du willst.«
Martin Eberl stellte zwei Gläser und zwei geöffnete Flaschen Bier auf den Tisch und eine Schale mit Chips und Flips. »Ich bin mit Sajani unten, wir haben eben beschlossen, uns einen schönen DVD -Abend zu machen. Wenn ihr was braucht, ihr wisst ja, wo wir sind.«
»Danke, du bist ein Schatz«, sagte Nicole und warf ihm einen Kuss zu.
»Ich weiß. Viel Spaß beim Arbeiten.«
Damit verließ er zusammen mit Sajani das Zimmer und begab sich ins Untergeschoss, wo er sich ein kleines Kino eingerichtet hatte, in dessen Genuss auch Brandt schon einmal gekommen war.
Brandt schenkte beide Gläser ein, sie prosteten sich zu und tranken einen großen Schluck. »Martin hat schon am Telefon gesagt, dass du einen guten Tag hast. Auf mich wirkst du …«
»Komm, lassen wir das. Ich weiß es und Martin und Sajani wissen es auch, es ist eine Momentaufnahme, die ich aber in vollen Zügen genieße. Ich hatte das schon einige Male, morgen oder übermorgen wird es wieder anders sein. Auch wenn die Hoffnung bleibt, dass ich doch noch ein bisschen länger habe als prognostiziert. Aber diese Hoffnung ist eben nur eine Hoffnung, nicht mehr und nicht weniger … Deshalb genieße ich jeden Augenblick, in dem es mir gutgeht. Und das werde ich so machen, bis es eben nicht mehr geht. Im Moment fühle ich mich gut, und nun lass uns endlich anfangen, ich bin schrecklich neugierig.«
»Darf ich den Tisch bis auf die Gläser und die Chips freiräumen? Wir brauchen Platz.«
»Tu dir keinen Zwang an.«
Brandt holte die Unterlagen aus dem Pilotenkoffer und legte sie stapelweise hin, die Fotos der Opfer unter den jeweiligen
Stapel.
»Wer ist …?«, wollte Nicole fragen, doch Brandt fiel ihr ins Wort.
»Nur eine kurze Erklärung vorab. Anika Zeidler und Bettina Schubert kennst du, die beiden Fälle haben wir noch gemeinsam bearbeitet. Bis vor kurzem war uns nicht klar, ob die Fälle zusammenhängen. Ich war die ganze Zeit überzeugt, dass es sich um einen Täter handelt, du und auch die andern hatten noch Zweifel. Jetzt ist ein
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