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Teufelsleib

Titel: Teufelsleib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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dunklen Raum im Keller gesperrt, manchmal zwei Tage lang ohne Essen und nur mit einem Metallbecher voll Wasser, oder man bekam Schläge mit dem alten, aber bewährten Rohrstock – auf die Finger, die Handflächen oder den Po.
    Elf schier endlos lange Jahre hatte er die Tortur über sich ergehen lassen. Und es waren nicht nur die unzähligen Male, die er in Dunkelheit verbringen musste, es waren auch all die anderen Demütigungen, die ihn geprägt hatten. Er hatte kein Buch darüber geführt, wie oft er zu einer der Nonnen gebracht wurde, um ihre Lust zu befriedigen. Er hatte sich geekelt und sich anfangs auch übergeben, worauf er eine ganze Woche lang in den Kerker gesperrt worden war. Danach hatte er sich allem gefügt, was von ihm verlangt worden war. Er hatte die Nonnen oral befriedigt, und als er zwölf wurde, hatten sie es auch bei ihm getan und auch richtigen Sex von ihm gefordert.
    Mit achtzehn, nach seinem Abitur, hatte er dem Zuchthaus, wie er es nannte, für immer den Rücken gekehrt und war auf die Universität gegangen. Nach elf langen Jahren, in denen seine Seele systematisch zerbrochen und sein Hass erst hervorgebracht und schließlich immer weiter geschürt worden war.
    Bis er Liane kennenlernte. Sie war die erste Frau in seinem Leben. Liane Schreiber hatte er geliebt, er hatte sie geliebt wie keine andere Frau zuvor und danach. Er hatte gedacht, sie könnten ein Paar werden, hatte sie doch immer wieder Andeutungen in diese Richtung gemacht. Und er hatte geglaubt, sie meinte es ernst mit ihm, besonders nachdem sie miteinander geschlafen hatten. Er hatte noch nie zuvor aus Liebe mit einer Frau geschlafen, und es war ein großartiges, erfüllendes Gefühl gewesen (ganz anders als bei den verfluchten Nonnen), und zum ersten Mal in seinem Leben war er glücklich … Bis sie ihm mitteilte, dass sie nur Freunde sein sollten. Es gab keine Intimitäten mehr, und er hatte gemerkt, dass er nur ein netter Zeitvertreib für sie gewesen war. Und dann sah er diesen anderen Mann, siebenundzwanzig Jahre älter als Liane, aber reich. So reich, dass Liane aufhörte zu lieben, sondern nur noch das Geld und den Luxus sah.
    Spätestens da wusste er, dass er keine andere Wahl hatte, als zu töten. Es hieß immer, der erste Mord sei der schwerste, aber bei ihm war es nicht so. Der Mord an Liane Schreiber war einfach. Und es ging so schnell, nur zwei Stiche in Herz und Bauch. Sie starrte ihn für einen Moment ungläubig an, das Glas Wein in ihrer Hand fiel zu Boden, der Inhalt verteilte sich über den Teppich. Dann sank auch sie zu Boden, Blut sickerte aus Brust und Bauch. Sie fragte nur noch mit leiser, kaum vernehmlicher Stimme: »Warum?« Zu mehr war sie nicht mehr fähig. Als sie tot dalag und das Blut allmählich zu sickern aufhörte, warf er einen letzten, langen Blick auf sie, drehte sich um und ging. An der Tür hörte er, wie ihr Telefon klingelte, er nahm das Gespräch an, ohne sich zu melden. Es war ein Mann, es war
der
Mann.
    Er legte den Hörer zur Seite und verließ die Wohnung. Niemand war ihm begegnet, der Treppenflur wie ausgestorben, die Straße fast menschenleer. Er hatte getan, was getan werden musste, und zum ersten Mal fühlte er sich frei und mächtig.
    Monate gingen ins Land, und es wurde Frühling, die Straßencafés hatten geöffnet, und viele saßen draußen und tranken Kaffee, aßen Kuchen oder Eis. Er aber hatte drinnen im Café gesessen, in der hintersten Ecke, und hatte dumpf sinnierend vor sich hingestarrt. Und doch hatte er alles um sich herum wahrgenommen, alles gesehen und gehört. Vor allem die hübsche Bedienung, jung, attraktiv und aufreizend gekleidet. Sie erinnerte ihn an Liane, obwohl sie nur wenig Ähnlichkeit miteinander hatten, aber vielleicht war es die Art, wie sie sich bewegte, etwas katzenhaft und auch ein wenig lasziv, wie sich die Lippen bewegten, wenn sie sprach, wie sie den Stift hielt, als sie die Bestellung aufnahm, vor allem aber wie sie lachte, als mit einem Mal dieser Typ hinter ihr stand, ihr einen Kuss auf den Hals gab und sie kurz, aber kräftig am Po packte und sie ihm zu verstehen gab, dass er sich das für später aufheben sollte.
    Es erregte ihn und machte ihn gleichzeitig wütend. Und er hatte nur noch eines im Kopf, er musste sie besitzen. Und das bedeutete, sie zu töten.
    Am darauffolgenden Abend hatte er es getan. Und wieder war es so einfach gewesen. Nur hatte er diesmal öfter zugestochen – siebenmal.
    Die Polizei tappte nach wie vor im Dunkeln, wie

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