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Teufelsleib

Titel: Teufelsleib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Insiderinformationen.«
    »Entnehme ich Ihren Worten, dass Sie auch mich zum Kreis der Verdächtigen rechnen?«
    Brandt trank seinen Becher leer und erhob sich. »Vielleicht. Und danke, dass Sie sich trotz der späten Stunde die Zeit genommen haben. Aber wir sehen uns ganz sicher wieder. Ach ja, bevor ich’s vergesse, wie geht es der Familie Weber?«
    »Schlecht, sehr, sehr schlecht. Sie begreifen wohl erst so ganz allmählich, was da passiert ist. Am meisten tut es mir um die Kinder leid. Ich kenne den Vater nicht, aber wenn es stimmt, dass er schwerer Alkoholiker ist, dann kann ich nur hoffen, dass sie bei den Webers bleiben dürfen. Tragisch, sehr, sehr tragisch.«
    »Und die Kinder haben Sie natürlich auch noch nie zuvor gesehen?«, fragte Brandt ungewohnt sarkastisch.
    »Doch, selbstverständlich habe ich sie schon gesehen. Als ich vorhin bei den Webers war, habe ich sie wiedererkannt. Die Familie ist am Ende. Es tut mir alles schrecklich leid.«
    »Nicht nur Ihnen. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht.« Winkler begleitete Brandt zur Tür. »Die Kälte ist nicht nur draußen spürbar, finden Sie nicht auch?«
    Brandt nickte nur. Auf der Fahrt nach Frankfurt drehte er die Musik auf, um nicht mehr über den vergangenen Tag nachdenken zu müssen. Es gelang ihm nicht.

Samstag, 19.00 Uhr
    M ax Trautmann hatte das Tischgebet gesprochen und das Essen freigegeben. Es gab belegte Brote, ein Tablett mit geschnittenen Tomaten, Gurken und Paprika und als Getränke Tee, Fruchtsaft und Wasser. Im Hintergrund spielte leise klassische Musik.
    Die Trautmanns waren eine Vorzeigefamilie. Max Trautmann, das Oberhaupt, war ein kleiner, leicht untersetzter Mann von achtundfünfzig Jahren. Er hatte lichtes, dunkelblondes Haar und blaue Augen, die wach und neugierig durch die Nickelbrille blickten. Ein intelligenter und erfolgreicher Mann, der zusammen mit seiner Frau Erika eine Apotheke nur wenige Häuser entfernt führte. Ein gottesfürchtiger Mann, der seine Tätigkeit im Kirchenvorstand der Andreas-Gemeinde sehr ernst nahm, genau wie seine Frau, die ihm seit zweiunddreißig Jahren eine treue Begleiterin war.
    Erika Trautmann war eine gepflegte Erscheinung, der man nicht ansah, dass sie bereits vierundfünfzig Jahre alt war, meist wurde sie auf Mitte vierzig geschätzt. Sie hatte modisch kurzes, braunes Haar, das perfekt zu ihrem noch immer jugendlich wirkenden Gesicht passte, fein geschwungene Lippen und einen nahezu faltenlosen Hals. Sie war schlank und wohlproportioniert, eine Frau, nach der sich auch jüngere Männer gerne umdrehten.
    Das einzig Störende war ihre Ernsthaftigkeit, dass sie nur selten lachte und wenn, dieses Lachen verkniffen wirkte, als trage sie eine schwere Last mit sich herum oder als gäbe es etwas, was ihr verbot, zu lachen. Vielleicht war es auch einfach nur ihr Naturell. Abgesehen davon war sie eine umgängliche Frau, die ihre Familie fest zusammenhielt. Sie hatte versucht, ihren Kindern die beste Mutter zu sein, und wenn man den Worten von Thomas und Juliane Glauben schenken durfte, so hatte sie die Kinder nie geschlagen und auch nur selten die Stimme erhoben. Eine ruhige und ausgeglichene Frau.
    Ihnen gehörten mehrere Häuser in Bieber und in Heusenstamm, sie litten keine materielle Not. Und dennoch waren sie bescheiden geblieben, unterstützten großzügig Bedürftige, ohne dies an die große Glocke zu hängen. Und manchmal schien es, als beglichen sie mit ihrer Hilfsbereitschaft eine Schuld. Doch was für eine Schuld war das?
    Während der Mahlzeit wurde normalerweise nur wenig gesprochen, doch diesmal war es anders. Die Stimmung war gedrückt, als Max Trautmann das Wort ergriff und mit leiser Stimme erklärte: »Ich weiß, es ist nicht unbedingt der passende Zeitpunkt, beim Essen darüber zu sprechen, aber ich möchte euch trotzdem sagen, dass die Schwester von Miriam Weber am Freitag einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Bitte fragt mich nicht nach Einzelheiten, denn ich weiß keine.«
    »Wie bitte? Ich wusste gar nicht, dass Miriam eine Schwester hat. Was ist passiert?«, fragte Thomas.
    »So genau hat sie das deiner Mutter und mir nicht sagen können, dazu war sie viel zu durcheinander. Wir waren vorhin bei ihr und ihrem Mann, die sich jetzt um die beiden Kinder der toten Schwester kümmern. Es ist grausam, einen geliebten Menschen auf diese Weise zu verlieren.«
    »Ja, das ist es«, antwortete Thomas mit ernster Miene und beobachtete dabei die Gesichter der anderen. Juliane, die ihm

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