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Teufelsleib

Titel: Teufelsleib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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errötete, als wäre es ihr peinlich.
    »Das ist doch prima«, erwiderte er. Unwillkürlich musste er an seine Töchter denken, die sich schulisch im Mittelmaß bewegten. Michelle hatte vor zwei Jahren eine Ehrenrunde drehen müssen, genau wie Sarah vor vier Jahren. Aber sie wollten beide ihr Abitur machen, und sie würden es auch schaffen. Sie hatten Pläne für die Zukunft, und die ließen sich ohne Abitur nicht erfüllen.
    Er trank seinen Cognac und behielt das Glas in der Hand. »Wenn ich gleich nach Hause fahre, darf ich Elvira davon erzählen?«
    »Natürlich. Ich hab’s ja jetzt offiziell gemacht. Martin wird alles Weitere regeln, ich meine das mit der Frühpensionierung und so weiter. Was machen eigentlich die beiden ungeklärten Morde? Weiterhin keine Spur?«
    Brandt schüttelte den Kopf. »Nein, noch immer nichts. Es muss wohl ein Wunder geschehen, um überhaupt erst mal einen Ansatz zu finden.«
    »Hatten wir so was schon mal?«, fragte Nicole, die seit einigen Minuten fast wie die Alte wirkte, als hätte der Besuch von Brandt einen belebenden Effekt.
    »Bis jetzt nicht.«
    »Hältst du mich auf dem Laufenden? Das hört sich vielleicht blöd an, aber ich vermisse das Präsidium und meinen Platz am Schreibtisch. Dieses Rumliegen macht mich wahnsinnig. Es ist so schön, dass du da bist.«
    »Ich hätte früher schon mal kommen sollen«, bemerkte er schuldbewusst.
    »Nein, nein, es war genau der richtige Zeitpunkt. Ich war viel im Krankenhaus in den letzten Wochen, die haben unzählige Untersuchungen durchgeführt, bis sie mir die niederschmetternde Diagnose endlich sagen konnten … Sajani, würdest du uns bitte jetzt mal für einen Moment allein lassen. Nur für ein paar Minuten.«
    »Natürlich.«
    Sajani ging nach draußen und schloss die Tür hinter sich.
    »Peter, ich spüre, dass ich nicht mehr lange leben werde. Seit Weihnachten verschlechtert sich mein Zustand mit jedem Tag. Als ich vorhin sagte, dass die Ärzte mir noch ein, maximal zwei Jahre geben, dann ist das eine Lüge. Ich habe noch nie gejammert und werde es auch in Zukunft nicht tun, aber ich spüre, wie mein Körper aufgibt. Ich wünsche mir nur, dass mir das ganz große Leiden erspart bleibt. Am meisten tut es mir um Sajani leid, und gleichzeitig bin ich froh, dass sie so selbständig ist. Ich hatte ein wunderbares Leben, es hat einfach alles gepasst. Auch die Zusammenarbeit mit dir.«
    »Warum sagst du das alles? Ich …«
    »Lass mich bitte ausreden. Ich würde mich freuen, wenn du in den nächsten Tagen und Wochen ab und zu bei mir vorbeisehen würdest. Erzähl mir von der Arbeit und von dir. Klingt pathetisch, was? Aber ich drehe hier fast durch. Allerdings wirklich nur, wenn du Zeit hast.«
    »Kein Problem, ich mache das gerne.«
    »Und lass mich ab und zu in die Akten schauen, ich vermisse diesen ganz speziellen Geruch.«
    »Alles, was du willst. Aber das nächste Mal ruf ich vorher an, bevor ich komme.«
    »Das wäre sicher besser, nicht, dass ich im Krankenhaus bin. Ich will dich jetzt nicht länger aufhalten, Elvira wartet bestimmt schon auf dich.«
    »Ich habe ihr gesagt, dass es später wird. Aber ich werde mich trotzdem vom Acker machen, damit du deine Ruhe hast. Hey, und wenn irgendwas ist …«
    »Ja, ja, aber du scheinst zu vergessen, dass da auch noch Martin und Sajani sind. Und meine Schwester kommt jeden Tag vorbei, um nach dem Rechten zu schauen. Du siehst, ich bin bestens versorgt.«
    »Das beruhigt mich. Und trotzdem find ich’s zum Kotzen. Tut mir leid, ich finde keinen andern Ausdruck dafür.«
    »Ich find’s mehr als zum Kotzen. Aber so ist das Leben. Und jetzt hau ab, ich muss mich ausruhen. Und bitte, richte allen, ganz speziell Bernie, einen ganz, ganz lieben Gruß von mir aus. Sie sollen sich nicht zu viele Gedanken um mich machen.«
    »Alles, was du wünschst. Bernie wird erschüttert sein, du kennst ihn. Er ist doch unser kleines Sensibelchen«, erwiderte er grinsend. »Und jetzt bin ich weg.«
    Auf dem Flur stieß Sajani zu ihm: »Ich begleite dich zum Auto, ich möchte sowieso eine kurze Runde laufen.«
    »Gerne.«
    »Meiner Mutter geht es viel schlechter, als es den Anschein hat. Ich habe Angst um sie, denn sie leidet sehr. Es wäre gut, wenn du dich ab und zu mal melden würdest. Ruf mich auf meinem Handy an, hier ist meine Nummer.«
    Brandt tippte sie in sein Handy und nickte. »Versprochen. Wenn es wirklich so schlimm um sie steht … Ich melde mich morgen. Du kannst mich auch jederzeit

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