Teufelsleib
eurer Mutter. Machen wir’s so?«
»Ja«, erklärte sich Lara einverstanden.
»Dann auf. Ich sage nur schnell Bescheid, wartet kurz.«
Brandt ging in Spitzers Büro und sagte: »Ich habe da zwei Kinder, die ihre Mutter vermissen. Ich bringe sie nach Hause und spreche mit dem Vater, der laut der Tochter Alkoholiker ist. Das mit Vladic verschiebe ich auf später, oder du springst ausnahmsweise für mich ein. Sollte die Frau tatsächlich verschwunden sein, dann hat das Priorität, denn mit Vladic sind wir im Wesentlichen durch.«
»Vladic kann warten. Ich glaube nicht, dass es sinnvoll ist, wenn ich das übernehme. Schließlich hast du ihn schon vernommen und er kennt dich und hat womöglich sogar Vertrauen gefasst. Aber mach erst mal das andere. Viel Glück.«
»Wobei? Dass die Mutter zu Hause ist, wenn wir kommen? Unwahrscheinlich. Diese Woche läuft alles gegen uns. Außerdem gibt es da einige Ungereimtheiten, die ich dir nachher erkläre.«
»Mal nicht den Teufel an die Wand. Und mach vor allem den Kindern keine Angst …«
»Ich weiß, wie ich mit Kindern umzugehen habe«, sagte Brandt barsch. »Ich bin weg, hoffe aber, dass ich bald wieder hier bin.«
»Ja, hau schon ab. Und ich wette, die Frau Mama ist zu Hause, wenn ihr ankommt«, rief Spitzer ihm hinterher.
Brandt drehte sich an der Tür um und sagte überaus ernst: »Ich wäre vorsichtig mit solchen Wetten, du könntest eine Menge verlieren. Kapiert?«
»Schon gut, schon gut, ich bin ja schon still.«
»Ist in diesem Fall auch besser«, entgegnete Brandt kühl und ging zurück zu den Kindern.
»Dann wollen wir mal. Wenn ihr noch irgendwas zu berichten habt, was wichtig sein könnte …«
»Ich hatte einen bösen Traum«, sagte Lara leise, während sie den Gang entlanggingen.
»Möchtest du darüber reden?«, fragte Brandt.
Lara sah ihn von der Seite an und nickte. Sie fasste ihn am Oberarm, stellte sich auf die Zehenspitzen und flüsterte ihm ins Ohr, obwohl Tobias sie nicht hören konnte: »Aber nur Ihnen allein. Tobias soll auch nicht dabei sein, ich möchte nicht, dass er noch mehr Angst bekommt. Es könnte ja sein, dass er von meinen Lippen abliest, was ich sage.«
»Das lässt sich einrichten. Du sorgst dich sehr um deinen Bruder, das finde ich toll.«
»Ich liebe meinen Bruder, er hat es so schon schwer genug. Aber er ist sehr intelligent.«
»Du kannst mir deinen Traum ja im Auto erzählen. Setz dich so hin, dass dein Bruder nicht sieht, was du sagst. Einverstanden?«
»Ja.«
Sie traten hinaus in die Kälte und eilten zu dem roten BMW . Brandt ließ die Kinder hinten einsteigen und bat sie, sich anzuschnallen. Er startete den Motor und fuhr vorsichtig auf die Straße.
Lara wandte den Kopf zur Seite, als würde sie aus dem Fenster sehen, damit ihr Bruder die folgenden Worte nicht von ihren Lippen ablesen konnte, und sagte: »Ich habe gestern Abend ständig an meine Mutti denken müssen. Ich weiß nicht, warum, aber ich habe noch nie so viel an sie gedacht wie gestern. Als Tobias und ich ins Bett gegangen sind, hat unser Vater noch im Wohnzimmer gesessen und ferngesehen. Ich bin eingeschlafen, aber um halb drei bin ich aufgewacht, weil ich so einen schrecklichen Traum hatte. Ich hab keine Luft bekommen und bestimmt geschrien, doch es hat niemand gehört.«
Als sie nicht weitersprach, sagte Brandt: »Was hast du denn geträumt?«
»Meine Mutti hat vor meinem Bett gestanden und mich angelächelt. Sie war so schön. Ich glaube, sie hat mir sogar über die Haare gestreichelt und mir einen Kuss gegeben, danach ist sie zu Tobias und hat bei ihm das Gleiche getan, aber er hat gar nicht darauf reagiert. Dann stand sie wieder vor meinem Bett und … Sie hat die ganze Zeit gelächelt, schließlich ist sie langsam nach oben geflogen und hat dabei gewinkt, und sie sah mit einem Mal so traurig aus. Am Schluss hat sie noch gesagt, dass ich gut auf meinen Bruder aufpassen soll. Dann war sie weg.«
»Das war nur ein Traum«, sagte Brandt, obwohl er nach der Schilderung ein flaues Gefühl im Magen hatte und seinen Worten selbst keinen Glauben schenken konnte.
»Ich weiß, dass es nicht nur ein Traum war. Es war so, als hätte sie sich von uns verabschiedet. Ich bin aufgestanden und habe nachgesehen, ob sie zu Hause ist, aber sie war nicht da. Und da dachte ich, dass ihr vielleicht etwas passiert ist.«
»Wir werden sie finden«, wiederholte Brandt seine Worte von vorhin, auch wenn seine Angst wuchs.
Er brauchte keine Viertelstunde, bis
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