Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Teufelsleib

Titel: Teufelsleib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
anderweitig untergebracht. Sie sind Alkoholiker …«
    »Wer behauptet so einen Scheiß? Lara? Ich hätt’s mir denken können, die kann ihre verdammte Klappe nicht halten. Die kann was erleben, solche Lügen über mich zu verbreiten …«
    »Lara hat mir überhaupt nichts gesagt, was Ihre Person betrifft«, log Brandt. »Sie können sogar stolz auf eine solch verschwiegene Tochter sein. Aber Sie sind Alkoholiker, das habe ich gemerkt, schon als ich Ihr Schlafzimmer betreten habe. Und geben Sie’s doch zu, Sie haben eben schon wieder gesoffen, ich hab die Flasche neben Ihrem Bett stehen sehen. Seit wann trinken Sie?«
    Maurer wand sich, und Brandt spürte, wie es in ihm arbeitete, bis er schließlich hervorstieß: »Verflucht noch mal, ich hab keinen Bock, mit Ihnen darüber zu streiten, aber ich habe eben nicht getrunken, das schwöre ich beim Leben meiner Mutter. Okay, ich geb’s ja zu, ab und an genehmige ich mir mal einen, aber …«
    »Kein Aber. Sie haben ein gewaltiges Alkoholproblem. Und wenn Sie sich nicht kooperativ zeigen, werde ich einen Alkoholtest bei Ihnen anordnen, dann wissen wir, ob Sie die Wahrheit sagen oder nicht. Wollen Sie das? Es würde schon reichen, wenn ich zwei Kollegen von der Streife herbestelle und Sie ins Röhrchen pusten lasse. Soll ich?«, sagte Brandt und griff nach seinem Handy.
    »Scheiße, Mann, nein, natürlich nicht.«
    »Dann noch mal von vorne. Wann haben Sie Ihre Frau zuletzt gesehen?«
    »Gestern irgendwann, habe ich doch schon gesagt. So gegen zwei, halb drei, ich hab in die Glotze gestiert, was anderes gibt’s ja hier nicht. Die ist mit den Gören dann weg. Sie musste arbeiten gehen.«
    »Und Sie, was arbeiten Sie?«, fragte Brandt, obwohl er wusste, dass Maurer sein Dasein mit Nichtstun verbrachte.
    »Sehe ich vielleicht so aus, als würde ich arbeiten? Ich gehöre nämlich zu den berühmten Losern, die keiner will«, sagte er und zog dabei eine geradezu jämmerliche Fratze, ein wenig Sabber bildete sich in den Mundwinkeln, Selbstmitleid pur. Brandt hatte in seiner Dienstzeit mehr als genug dieses Menschentypus kennengelernt, der sich im Mitleid suhlt und glaubt, damit eine Entschuldigung und Ausrede für seine Misere zu haben. »Keine Sau will mich, keiner will was mit mir zu tun haben. Ich hab’s probiert, ich hab’s immer und immer wieder probiert, aber irgendwann ist der Akku leer, und du sagst nur, scheiß drauf. Und interessiert es Sie, warum ich keine Arbeit habe? Es ist mein verfluchter Rücken. Ich habe bei der Stadt gearbeitet, dann hatte ich einen schweren Bandscheibenvorfall, eigentlich was ganz Normales heutzutage, doch bei der OP ist was schiefgelaufen. Ich musste bis jetzt achtmal unters Messer, aber die haben den Scheiß, den sie fabriziert haben, nicht wieder hingekriegt. Die Stadt hat mir nach einem Jahr gekündigt, die Begründung war, dass man mich aus gesundheitlichen Gründen nicht weiterbeschäftigen könne und im Moment auch nichts anderes frei sei …«
    »Was haben Sie bei der Stadt gemacht?«
    »Ich war bei der Stadtreinigung.«
    »Müllabfuhr?«
    »Wenn Sie’s so nennen wollen, ja.«
    »Das ist ja auch mit körperlichen Anstrengungen verbunden«, bemerkte Brandt, der nun ein wenig die Gründe für Maurers Absturz verstand. Er war schwach und fühlte sich offenbar in seiner Schwäche wohl. Er hatte einen Tröster, und der hieß Schnaps, so billig, dass die ganze Wohnung danach stank. Ein Mann, der nicht gelernt hatte, mit Rückschlägen umzugehen, der liegen blieb, statt aufzustehen und etwas zu tun. Ein Mann, dessen Frau sich den Buckel krummschuftete, während er zu Hause die Beine hochlegte oder die Tage im Bett zubrachte und sich die Birne zudröhnte. Brandt hatte kein Mitleid mit ihm.
    »Blödsinn! Die wollten einen Krüppel wie mich nicht mehr, dabei gibt es bei der Stadtreinigung auch Jobs, in denen man nicht schwer körperlich arbeiten muss. Doch das ist denen da oben scheißegal. Seit gottverdammten acht Jahren bin ich arbeitslos, und wer nimmt nach acht Jahren noch einen wie mich? Ich habe doch nichts weiter gelernt!«
    »Haben Sie schon mal über eine Umschulung oder Weiterbildung nachgedacht?«
    »Was soll das in meinem Alter noch bringen? Ich bin sechsundvierzig und damit raus aus der Nummer, die Arbeit heißt … Alles Scheiße, eine große, gottverdammte Scheiße! Aber was soll’s, es geht auch so. Sie sehen ja, wenigstens meine Frau hat Arbeit, und das Wichtigste ist, wir kommen über die Runden.«
    »Und ist Ihnen

Weitere Kostenlose Bücher