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Teufelsleib

Titel: Teufelsleib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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inzwischen eingefallen, wo Ihre Frau arbeitet?«
    »Nein, wir haben nie weiter darüber gesprochen. Sie wollte arbeiten, und sie soll arbeiten, damit wenigstens ein bisschen Kohle in den Keller kommt«, antwortete Maurer und lachte auf, als hätte er einen guten Witz gemacht. Doch Brandt war nicht zum Lachen zumute. Maurer war nicht unintelligent und hätte etwas gegen seine Situation tun können, aber er gab sich lieber dem Alkohol hin, als für seine Familie zu sorgen. Die Kinder taten Brandt leid, die einen Vater hatten und auf der anderen Seite doch keinen. Einen Vater, der in Selbstmitleid und Suff versank und die Welt um sich herum vergaß.
    »Warum stellen Sie mir eigentlich diese ganzen Fragen? Sie wollte doch sowieso das ganze Wochenende über weg sein …«
    Brandt wurde hellhörig und beugte sich nach vorn. »Bitte? Wo? Ich meine, Ihre Frau wollte das Wochenende über weg sein, das haben Sie eben gesagt. Wo wollte sie sein?«
    »Sie hat Dienst. Keine Ahnung, wo sie hinsollte, Berlin oder so. Was weiß ich«, sagte er unwirsch und stand auf.
    »Wo wollen Sie hin? Ich bin noch längst nicht fertig.«
    »Ich muss mal pinkeln, okay? Hatte noch keine Zeit dazu.«
    »In Ordnung.«
    Brandt ging ins Kinderzimmer und sagte zu Lara: »Warum hast du mir nicht erzählt, dass eure Mutter das Wochenende über weg sein würde?«
    »Das hab ich vergessen. Aber dann wäre sie doch trotzdem zu Hause gewesen und hätte uns vorher zu Tante Miriam gebracht. Sie war immer vorher zu Hause, wenn sie für ein Wochenende weg war. Nur heute nicht.«
    »Sag mir bitte, wie oft deine Mutter am Wochenende arbeitet. Ich brauche alle Informationen, die ich bekommen kann, um euch zu helfen.«
    Lara ging zu ihrem kleinen Schreibtisch und holte einen Kalender: »Hier hab ich alles aufgeschrieben …«
    »Darf ich sehen?«, sagte Brandt, worauf Lara ihm den Kalender reichte.
    »Ich hab alles eingetragen.«
    »Prima. Das hilft mir sehr.«
    Der Vater war inzwischen zurückgekommen, die strenge Alkoholfahne verriet, dass er die Gelegenheit genutzt hatte, sich wieder einen hinter die Binde zu kippen.
    »Was ist hier los?«, fragte er, während er sich eine Zigarette anzündete.
    »Ich hatte nur etwas mit Ihrer Tochter zu besprechen. Danke, und ich komm gleich noch mal rein zu euch«, sagte Brandt, ging mit Maurer wieder ins Wohnzimmer und machte die Tür hinter sich zu.
    »Noch mal in die Flasche geschaut?«, fragte Brandt und musterte den Mann, der die typischen Zeichen eines Alkoholabhängigen aufwies: Er war ungepflegt, ganz im Gegensatz zu den Kindern und der Wohnung, er stank, die Fingernägel waren lang und dreckig, es schien, als hätte er seit mindestens einer Woche nicht geduscht. Rote Flecken im Gesicht, geplatzte Äderchen um die Nase, die Augen rot und matt. Brandt fragte sich, wie eine Frau es mit einem solchen Mann aushielt. Wie die Kinder es verkrafteten, ihren Vater permanent betrunken zu erleben.
    »Nee, hab ich nicht, Sie sind ja da und passen auf. Wieso suchen Sie überhaupt nach meiner Frau?«
    »Ich habe keine Lust, mich zu wiederholen, Herr Maurer, ich habe es Ihnen doch schon gesagt. So, und jetzt hätte ich gerne Ihren vollständigen Namen, wann Sie geboren sind und so weiter.«
    »Warum?«
    »Weil es dazugehört und weil ich es sage. Können wir anfangen? Name?«
    »Dieter Maurer.«
    »Geboren?«
    »20. Februar 1964.«
    »Wo?«
    »Frankfurt.«
    »Verheiratet seit?«
    Maurer überlegte, kratzte sich am Kopf und sagte nach einer Weile: »21. November 95.«
    »Die Daten Ihrer Frau habe ich bereits aufgenommen …«
    »Von wem haben Sie die? Von Lara?«
    »Natürlich, sie ist schließlich ein aufgewecktes, kluges Mädchen. Genau wie ihr Bruder.«
    »Ihr Bruder!«, stieß Maurer verächtlich hervor. »Sie kennen Tobias doch gar nicht. Mit dem kann man ja nicht mal reden. Alles nur beschissen. Ich bin nur ein lästiges Anhängsel der Familie. Die Gören sind für meine werte Frau Gattin das Wichtigste, ich zähl gar nicht mehr.«
    »Herr Maurer, mir ist egal, was Sie mit Ihrem Leben anfangen, aber ich fordere Sie eindringlich auf, Ihre Kinder in Ruhe zu lassen. Ich kann verdammt ungemütlich werden, wenn ich da etwas erfahre. Und ich werde mich regelmäßig erkundigen, wie es den Kindern und Ihrer Frau geht. So, jetzt noch mal zu Ihnen: Machen Sie sich eigentlich überhaupt keine Sorgen, wo Ihre Frau sein könnte? Oder kommt es Ihnen nur darauf an, immer Geld für Schnaps und Kippen zu haben?«
    »Sie haben doch keine

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