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Teufelsleib

Titel: Teufelsleib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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seine Kosten kommt, ist nicht einfach. Glücklicherweise sind einige dabei, die mich nur einmal im Monat für ein oder zwei Stunden buchen, dann gibt es aber auch ein paar, die mich gleich für einen oder zwei Tage wollen. Dazu kommen diverse Kunden, mit denen ich mich nur ein- oder zweimal treffe, meist sind es Durchreisende, aber das habe ich ja eben schon mal erwähnt.«
    »Und Frau Maurer?«
    »Unsere Zahlen gleichen sich. Wussten Sie eigentlich, dass sie vier Sprachen gesprochen hat? Sie hat sich das alles im Lauf der letzten Jahre selbst beigebracht. Sie hat gelernt, gelernt, gelernt. Das hat sie schon getan, bevor sie in dieses Geschäft eingestiegen ist. Als hätte sie geahnt, dass eine schöne und gleichzeitig kluge Frau bei einer gewissen Klientel besonders gefragt ist. Die Männer, mit denen wir es zu tun haben, wollen nicht nur Sex, sie wollen mit uns ausgehen, sie wollen uns verwöhnen, sie wollen mit uns angeben, aber oft wollen sie auch nur reden. Und glauben Sie mir, die plaudern Sachen aus, da fällt einem nichts mehr ein. Manchmal komme ich mir vor wie eine Beichtmutter. Dass diese Männer solches Vertrauen haben, hat viel damit zu tun, dass wir uns geistig auf ihrer Ebene bewegen. Wir geben ihnen das Gefühl, dass wir sie verstehen. Das ist das A und O in unserem Geschäft. Sie mögen vielleicht denken, wir seien trotz allem nur Nutten oder Huren, ich sehe das nicht so. Ich gebe meinen Männern das, was sie nirgendwo anders bekommen. Nicht nur die schnelle Nummer, sondern vor allem Zeit. Was glauben Sie, warum ich so einen großen Kundenstamm habe und bis jetzt keiner weggegangen ist? Weil ich ihre innersten Bedürfnisse stille.«
    »Sprechen Sie auch mehrere Sprachen oder sind Sie anderweitig besonders begabt?«, fragte Brandt, nicht ohne seiner Frage eine Prise Ironie beizumischen, die Nathalie Groß sehr wohl vernommen hatte.
    »Ich bin sehr vielseitig, falls Sie das wissen wollen«, entgegnete sie mit spöttischem Lächeln. »Yvonne und ich, wir hätten Schwestern sein können. Und ja, ich spreche nicht nur Deutsch.« Von jetzt auf gleich fing sie wieder an zu weinen, setzte sich und wischte sich mit einem Papiertaschentuch die Tränen aus dem Gesicht. Mit stockender, tränenerstickter Stimme fuhr sie fort: »Und nun ist sie tot. Umgebracht von einem kranken Hirn! Dabei hatte sie noch so vieles vor. Mein Gott, wenn ich nur an die armen Kinder denke, Yvonne war alles für sie, und die Kinder waren ihr das Wichtigste. Mir wird speiübel, wenn ich an Lara und Tobias denke. Sie hatten eine großartige Mutter«, sagte sie und schenkte sich noch einen Wodka ein. »Tut mir leid, ich trinke normalerweise kaum etwas, aber das ist einfach zu viel für mich. Einen Menschen, den man so gut kannte, so daliegen zu sehen … Das soll begreifen, wer will, ich tu’s nicht. Verstehen Sie, sie war meine Freundin, meine einzige Freundin wohlgemerkt.«
    Brandt schwieg einen Moment und sagte dann: »Lassen Sie uns noch mal auf Frau Maurer zurückkommen: Sie hat ihrer Schwester und ihren Kindern gesagt, sie müsse das Wochenende über arbeiten. Wissen Sie, mit wem sie verabredet war?«
    »Da kommt nur ein Stammkunde in Frage. Derjenige, der ihr das Apartment finanziert hat, verreiste gerne übers Wochenende mit ihr.«
    Brandt wollte noch eine Frage stellen, als jemand an die Tür klopfte.
    »Das ist bestimmt für mich.« Brandt erhob sich und machte auf.
    »Frau Sievers ist schon eine Weile drin, wollte aber erst mal allein sein«, sagte der Beamte. »Sie bittet Sie aber, jetzt zu ihr zu kommen, sie hätte Ihnen etwas zu zeigen.«
    »Ich komme sofort. Frau Groß, halten Sie sich bitte noch zur Verfügung, ich habe noch Fragen.«
    »Ich laufe schon nicht weg. Aber sehr viel Zeit habe ich nicht mehr.«
    »Ich beeile mich.«
     
    Andrea Sievers blickte nicht einmal auf, als Brandt sich neben sie stellte, während sie über die Tote gebeugt war. Außer ihnen befand sich niemand im Zimmer, die Leute der Spurensicherung hatten sich in die kleine Küche verzogen.
    »Hi«, begrüßte er sie knapp.
    »Auch hi.«
    »Wie lange bist du schon hier?«
    »Vielleicht zehn Minuten, ich habe nicht auf die Uhr gesehen. Dein Mann hat gut sichtbare Spuren hinterlassen.«
    »Und weiter? Das sehe ich selber«, antwortete Brandt ungehalten, um sich gleich darauf zu entschuldigen. »Sorry, war nicht so gemeint. Bin nur ziemlich fertig.«
    »Schon gut. Es ist aber nicht nur, was du siehst oder schon gesehen hast …«
    »Was ist das für

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