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Teufelsleib

Titel: Teufelsleib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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passen«, antwortete sie geradeheraus und blickte Brandt in die Augen, woraus er schloss, dass sie die Wahrheit sagte. »Ich war nie dort, weil wir uns immer nur hier oder in einem Restaurant getroffen haben. Ich weiß nur, dass es in Frankfurt ist. Sie hat es auch erst seit März oder April letzten Jahres. Sie hat ein ziemliches Geheimnis daraus gemacht, ich weiß nur, dass sie einen sehr, sehr reichen Gönner hat, der sie nach Strich und Faden verwöhnt und ihr wohl auch das Apartment bezahlt hat. Vielleicht auch den Mercedes …«
    »Was für einen Mercedes?«, fragte Brandt und dachte, das wird ja immer schöner, die Maurer lebte im Luxus und ihre Familie von Hartz IV .
    »Einen roten 500 SL mit allem Schnickschnack … Sie hat mich einmal zu einer Spritztour mitgenommen. Schickes Auto, aber mein Porsche ist mir lieber«, erklärte sie wie selbstverständlich.
    »Wo ist der Wagen? Steht er draußen?«
    »Keine Ahnung, ich habe ihn nicht gesehen, ich habe vorhin aber auch nicht auf die Autos geachtet. Kann sein, dass er hinter dem Haus steht. Ich habe Yvonne gefunden, als ich in meine Wohnung wollte und bemerkt habe, dass ihre Tür nicht zu war. Dann bin ich rein, habe sie tot auf dem Bett liegen sehen und die Polizei angerufen, den Rest kennen Sie. Warum das keiner von den andern Hausbewohnern gemerkt hat, ich meine, dass die Tür nur angelehnt war, weiß ich auch nicht, aber die sind sowieso alle blind und ziemlich komisch. So richtige Spießbürger, die zum Glück nicht wissen, was hier im Erdgeschoss abgelaufen ist. Das einzig Gute ist, wir haben unsere Ruhe. Die wollen in Ruhe gelassen werden, und wir wollten es auch.«
    Nathalie Groß kaute auf der Unterlippe und fuhr fort: »Ich werde mich wohl erst daran gewöhnen müssen, dass Yvonne nicht mehr da ist. Das ist ungerecht, wissen Sie das?«
    »Jeder Mord ist ungerecht, Frau Groß. Aber überlegen Sie doch bitte noch einmal genau, ob Frau Maurer nicht doch erwähnt hat, wo dieses Apartment ist.«
    »Herr Brandt, Sie können mich noch so oft danach fragen, ich weiß es nicht. Ich habe sie mehrfach danach gefragt, aber sie hat mir nie eine Antwort gegeben, das ist die Wahrheit. Oder glauben Sie etwa, ich würde einen Mörder decken wollen? Mein Gott, fangen Sie dieses verfluchte Schwein, und machen Sie mit ihm dasselbe, was er mit ihr gemacht hat, das wäre für mich die einzig gerechte Strafe.«
    »Und der Gönner? Hat sie ihn jemals namentlich erwähnt?«
    »Nein, natürlich nicht. Wir haben nie über unsere Kunden gesprochen, das heißt, wir haben natürlich schon über sie gesprochen, sie aber nie namentlich genannt. Das gehört bei uns dazu. Wir sind so was wie Psychologen oder Priester, natürlich nur symbolisch gesehen. Schweigen ist ein absolutes Muss. Allein so behält man in diesem Geschäft die guten Kunden. Sie müssen vom ersten Moment an das Gefühl haben, dass alles, was sie uns anvertrauen, auch unter uns bleibt. Plappermäuler überleben nicht lange, sinnbildlich gesprochen. Sie werden zu einfachen Huren, die es mit jedem treiben müssen. Yvonne und ich haben unseren elitären Kundenstamm, und den wollen wir auch gerne behalten.« Sie hielt einen Moment inne. »Entschuldigung, aber ich krieg das nicht auf die Reihe, ich rede von Yvonne immer noch so, als wäre sie noch am Leben.«
    »Ich kann das gut verstehen. Außerdem geht es den meisten Menschen so, die einem Opfer nahestanden. Was ist mit dem Kennzeichen des Mercedes? Haben Sie das zufällig für mich?«
    »Ja. OF - YA 811.«
    »Y steht sicher für Yvonne«, sagte Brandt. »Und das A?«
    »Abraham, ihr Mädchenname. Sie hasste den Namen Maurer. Und 811 ist ihr Geburtsdatum.«
    »Wie viele Kunden haben Sie?«
    »Wieso? Wollen Sie nachprüfen, ob ich auch schön meine Steuern zahle?«, fragte sie spöttisch. »Ich habe nichts zu verbergen, ich will schließlich keinen Ärger. Bei Yvonne war das genauso. Das Finanzamt verdient nicht schlecht an uns.«
    »Eher der Staat.«
    »Ist doch dasselbe. Das Finanzamt treibt die Kohle ein, damit der Staat sie verplempern kann. Wenn die wenigstens etwas Gescheites damit machen würden …«
    »Lassen Sie uns nicht vom Thema abweichen. Und keine Sorge, ich bin nicht vom Finanzamt und habe mit denen auch nichts zu tun. Es interessiert mich nur, weil ich noch nie in dieser Form im Milieu zu tun hatte.«
    »Ich habe derzeit dreißig Stammkunden, das ist das absolute Limit. Die alle unter einen Hut zu kriegen und die Termine so zu legen, dass jeder auf

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