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Teufelsleib

Titel: Teufelsleib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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geschenkt, und die Wohnung hab ich auch nicht allein finanziert. Was glauben Sie, was ich alles so nebenbei geschenkt bekomme? Ich habe Schmuck ohne Ende, von der teuersten Perlenkette bis zum Diamantring. Ein Anderthalbkaräter. Wie Sie sehen, bringt mein Beruf so einige Vorteile mit sich. Aber dafür muss ich auch immer zur Verfügung stehen. Und wenn ich doch mal nicht kann, bedarf es einer sehr plausiblen Erklärung, um den Kunden nicht zu verärgern oder gar zu vergraulen. Das Einzige, wofür sie Verständnis aufbringen, ist, wenn ich alle zwei Monate für drei Tage entschwinde oder mal krank bin, was bisher erst einmal vorgekommen ist.«
    »Wie viel zahlt ein Mann, der mit Ihnen zusammen ist?«
    »Wollen Sie mich buchen?«, fragte sie mit spöttischem Gesichtsausdruck. »Entschuldigung, das war unpassend. Einen Tausender für einen Abend als Begleitung, drei- bis viertausend für die ganze Nacht. Ein Wochenende kostet zwischen acht- und zehntausend, es hängt ganz von den Wünschen der Kunden ab. Die meisten zahlen das aus der Portokasse. Sie glauben gar nicht, wie viele Superreiche es gibt.«
    »Es gibt viele, selbst in Offenbach, in meinem Beruf hat man auch des Öfteren mit diesen Leuten zu tun. Das bringt mich zu meiner nächsten Frage. Wissen Sie, bei welcher Bank Frau Maurer ihr Konto hat?«
    »Ja, rein zufällig weiß ich das, weil ich bei derselben Bank bin. Bankhaus Robenstein in Frankfurt.«
    Brandt runzelte die Stirn. »Noch nie gehört. Ist das eine Privatbank?«
    »Ja. Linda und ich haben dort unsere Konten und Schließfächer.«
    »Hat das einen Grund, dass Sie bei einer Privatbank sind?«
    »Sie wurde uns wärmstens empfohlen, wir haben einen Termin ausgemacht und wurden exzellent beraten. Wenn unsere Einlagen irgendwo sicher sind, dann dort. Lindas Kontonummer kenne ich natürlich nicht, falls Sie das auch noch wissen wollen.«
    »Die kriege ich schon raus. Könnte ich bitte die Adresse und Telefonnummer der Bank haben, dadurch ersparen Sie mir ein wenig Arbeit.«
    »Sicher.« Nathalie Groß zog ihr iPhone aus der Tasche und nannte Brandt Nummer und Adresse.
    »Haben Sie eigentlich einen Zuhälter?«, fragte er unvermittelt.
    Sie lachte auf. »Um Himmels willen, nein! Ich brauch keinen Aufpasser, der, wenn’s drauf ankommt, nicht da ist, dem ich aber eine Menge Geld abdrücken muss. Ich komme so zurecht. Yvonne hatte auch keinen. Ein Zuhälter kann nicht immer da sein, wo ich bin. Yv … Linda und ich gehören zu einer kleinen Gruppe von Frauen, die über den Zuhältern stehen. Von denen kommt keiner an uns ran.«
    »Mal ganz ehrlich, es bleibt unter uns, darauf gebe ich Ihnen mein Wort – macht es Ihnen Spaß?«
    »Was?«
    »Mit immer anderen Männern auszugehen und …«
    »Sex zu haben?« Nathalie Groß schmunzelte. »Ja, es macht mir Spaß. Vielleicht bin ich sogar nymphoman, ich weiß es nicht, aber ich brauche Sex wie Essen und Trinken. Mein Mann ist ganz froh, dass ich ihn nicht so fordere. Wir werden uns ohnehin bald trennen, weil wir gemerkt haben, dass wir in zwei völlig verschiedenen Welten leben. Die Schere klafft immer weiter auseinander, wir haben uns nichts mehr zu sagen, es gibt keine Themen mehr, über die wir uns austauschen können, wir leben nur noch pro forma zusammen. Er weiß von meiner Tätigkeit und hat sich damit abgefunden. Ist ja auch mein Leben und nicht seins … Auch Yvonne wollte sich übrigens trennen, sie wollte ihren Mann in nicht allzu ferner Zukunft zum Teufel schicken. Anfangs hat sie der Job ein bisschen angeekelt, sie musste diese berühmte Hemmschwelle überwinden, aber es dauerte nicht lange, bis sie Gefallen daran gefunden hatte. Und es machte ihr schon bald Spaß, für guten Sex auch noch gut bezahlt zu werden. Na ja, der Sex ist natürlich nicht immer gut, aber doch recht oft, weil wir unsere Kunden sorgfältig auswählen. Im Übrigen will längst nicht jeder Sex, viele wollen nur quatschen und brauchen jemanden zum Zuhören, aber das habe ich Ihnen, glaube ich, schon erzählt. Wie auch immer, Sie kennen das wahrscheinlich …«
    »Nein«, erwiderte Brandt lakonisch, »ich kenne das nicht, aber ich kann es mir vorstellen.«
    »Waren Sie noch nie …«
    »Noch nie, höchstens beruflich, wie jetzt gerade. Aber fahren Sie fort.«
    »Okay. Yvonne wollte diesen Job nicht ewig machen, erst kürzlich hat sie mir erklärt, sie wollte in spätestens drei Jahren aufhören. Sie hätte dann genug Geld beisammen gehabt, um mit ihren Kindern auszuwandern.

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